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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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führen, das einem selbst gefällt.
    Aber in Jamaillia und Bingtown sind wir gewohnt, mit Stolz zu betrachten, was unsere Frauen vermögen. Ich habe die Geschichte studiert. Denk nur an die Satrapin Malowda, die ohne Prinzgemahl lange Zeit regiert und die Rechte des Selbst und des Eigentums festgeschrieben hat, die Grundlage all unserer Gesetze. Und betrachte dabei auch unsere Religion. Sa, den die Männer als unseren Allvater anbeten, ist derselbe Sa, den die Frauen als ihre Allmutter verehren. Nur in der Union gibt es Kontinuität. Das allererste Gebot von Sa beschreibt genau das.
    Erst in den letzten Generationen haben wir begonnen, die Hälften unseres Ganzen zu trennen und…«
    »Ich habe dich nicht holen lassen, um deinem Priestergewäsch zuzuhören«, unterbrach ihn Kyle Haven abrupt. Er stieß sich so heftig vom Tisch ab, dass dieser sicher umgekippt wäre, wenn er nicht am Boden festgeschraubt gewesen wäre. Dann wirbelte er herum. »Du magst dich nicht an sie erinnern, aber deine Großmutter, meine Mutter, stammte aus Chalced. Und ja, meine Mutter hat sich genau so benommen, wie es für eine Frau angemessen war, und mein Vater hat das getan, was ein Mann tun muss. Diese Erziehung hat mir nicht geschadet. Sieh dir nur deine Großmutter und deine Mutter an! Wirken sie auf dich glücklich und zufrieden? Belastet mit Entscheidungen und Pflichten, die sie hinaustreiben in die Rohheit der Welt, müssen sie mit jeder Art von miesem Charakter umgehen, sind gezwungen, sich ständig um Konten und Kredite und Schulden zu kümmern. Das ist nicht das Leben, das ich deiner Mutter zu bieten geschworen habe, Wintrow, oder deiner Schwester. Ich werde nicht zusehen, wie deine Mutter alt und gebeugt wird wie deine Großmutter Vestrit. Nicht solange ich noch Manneskraft verspüre. Und nicht, solange ich aus dir einen Mann machen kann, der mir nachfolgt und die Pflichten eines Mannes in dieser Familie wahrnimmt.«
    Kyle Haven trat an den Tisch, schlug mit der Hand auf die Platte und nickte entschlossen, als sollten seine Worte das Schicksal seiner ganzen Familie besiegeln.
    Wintrow wusste darauf nichts zu antworten. Er starrte seinen Vater an und versuchte krampfhaft, eine gemeinsame Grundlage zu finden, auf der er mit ihm hätte argumentieren können. Doch er fand keine. Trotz der Blutbande zwischen ihnen war dieser Mann ein Fremder für ihn, und seine Überzeugungen waren Wintrow so vollkommen fern, dass er keinerlei Hoffnung hatte, ihn jemals erreichen zu können.
    Schließlich sagte er ruhig: »Sa lehrt uns, dass niemand den Lebensweg eines anderen bestimmen sollte. Selbst wenn du seinen Körper einsperrst und ihm verbietest, seine Gedanken zu äußern, ja selbst wenn du ihm die Zunge herausschneidest, kannst du die Seele eines Menschen doch nicht zum Schweigen bringen.«
    Einen Moment sah sein Vater ihn einfach nur an. Auch er sieht einen Fremden vor sich, dachte Wintrow. Als Kyle Haven sprach, klang seine Stimme erstickt. »Du bist ein Feigling. Ein mieser Feigling!«
    Damit schritt sein Vater an ihm vorbei. Es kostete Wintrow sämtliche Selbstbeherrschung, sich nicht zu ducken, als sein Herr und Kapitän an ihm vorbeistürmte. Aber Kyle riss nur die Tür seiner Kajüte auf und brüllte nach Torg.
    Der Mann tauchte so rasch auf, dass Wintrow klar wurde, dass er sich in der Nähe herumgetrieben haben musste. Vielleicht hatte er sogar gelauscht. Kyle Haven bemerkte es nicht, oder vielleicht war es ihm auch egal.
    »Bring den Schiffsjungen in sein Quartier zurück!«, befahl er barsch. »Pass gut auf ihn auf und sorg dafür, dass er seine Pflichten lernt, bevor wir auslaufen. Und schaff ihn mir aus den Augen.«
    Die letzten Worte äußerte er nachdrücklich, als hätte die Welt ihm Unrecht getan.
    Torg nickte mit dem Kopf. Wintrow stand schweigend auf und folgte ihm. Mit bangem Herzen bemerkte er Torgs Grimasse.
    Sein Vater hatte ihn diesem Menschen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und der Kerl wusste es.
    Doch fürs erste schien sich Torg damit zufrieden zu geben, Wintrow in seinen elenden Kerker zurückzutreiben. Er schaffte es gerade noch, den Kopf einzuziehen, bevor der Zweite Maat ihn über die Schwelle stieß. Er stolperte, fing sich jedoch, bevor er fiel. Er war zu verzweifelt, als dass er darauf geachtet hätte, was ihm Torg höhnisch hinterherrief, bevor er die Tür zuschlug. Er hörte, wie der Mann den Riegel vorschob, und wusste, dass er jetzt für die nächsten sechs Stunden eingesperrt war.
    Torg hatte ihm

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