Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
um zu seinem Schiff zu eilen. Als er heute Morgen länger in ihrem Bett geblieben war, hatte sie gehofft, dass dies einen Stimmungswandel ankündigte. Als er ihr dann noch sagte, er habe Zeit, mit ihr zu frühstücken, waren ihre Hoffnungen schnell gestiegen. Doch sie erkannte den Tonfall in seiner Stimme, wenn er von Wintrow sprach. Dagegen gab es keine Einwände. Um des lieben Friedens willen sollte sie ihre Hoffnungen am besten begraben.
Es waren zwei Wochen vergangen, seit Kyle ihren Sohn zum Schiff geschickt hatte. In dieser Zeit hatte Kyle von sich aus kein einziges Wort über Wintrow verloren und nur sehr knapp auf ihre Fragen geantwortet. Es war fast so wie damals, als er ins Kloster gegangen war. Da sie nicht wusste, was aus ihm geworden war, hatte sie keine verlässlichen Informationen, an denen sie ihre Sorgen festmachen konnte. Aber dennoch gingen sie ihr im Kopf herum, nebulös und drohend, wenn sie sich nicht mit der stillen Trauer ihrer Mutter ablenkte oder mit Altheas spurlosem Verschwinden. Wenigstens weißt du, wo er ist, tröstete sie sich. Und Kyle ist sein Vater. Sicher würde er ihn nicht zu Schaden kommen lassen und würde es ihr sagen, wenn es einen wirklichen Grund zur Sorge gab. Zweifellos hatte Kyle recht gehabt, was den Jungen anging. Vielleicht suchte er ja diese feste Hand. Was wusste sie schließlich schon von Jungen in dem Alter? Sie holte tief Luft und sprach entschlossen das nächste Thema an, das ihr Sorgen bereitete.
»Hast du…?«
Sie zögerte. »War Althea am Schiff?«
Kyle runzelte die Stirn. »Nicht, seit dieser Idiot Torg sie verscheucht hat. Ich hatte zwar Befehl gegeben, dass sie nicht an Bord kommen dürfte, aber ich hatte nicht gemeint, dass er sie verjagen sollte. Ich wünschte wirklich, er hätte genug Verstand besessen, mich zu rufen. Das eine sage ich dir: Ich hätte diese junge Frau hierhergeschleppt, wo sie hingehört.«
Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass Altheas Meinung in dieser Angelegenheit nicht gezählt hätte.
Außer einem Dienstmädchen war niemand im Raum, aber Keffria senkte trotzdem die Stimme. »Sie hat Mama immer noch nicht besucht. Ich weiß es, denn ich habe sie gefragt. Sie ist überhaupt nicht nach Hause gekommen. Kyle, wo kann sie sein? Ich habe Alpträume deswegen. Ich fürchte, dass sie ermordet worden sein könnte oder noch Schlimmeres. Ich hatte neulich eine Idee… Könnte sie sich an Bord der Viviace geschlichen haben? Sie hatte immer so eine enge Beziehung zu dem Schiff. Sie ist sicher eigensinnig genug, sich heimlich an Bord zu schleichen und sich zu verstecken, bis ihr auf hoher See seid. Es wäre schwierig genug, umzukehren und dann…«
»Sie ist nicht auf dem Schiff!«, unterbrach Kyle sie kurz angebunden. Sein ganzer Tonfall zeigte, dass er Keffrias Mutmaßungen als weibliche Albernheit abtat. »Vermutlich ist sie irgendwo in der Stadt. Sie wird nach Hause kommen, sobald ihr Bargeld verbraucht ist. Und wenn sie das tut, dann möchte ich, dass du streng mit ihr bist. Mach nicht soviel Theater um sie und sag ihr nicht, dass du dir Sorgen gemacht hast. Und schimpfe nicht mit ihr wie eine ärgerliche Henne. Das wird sie einfach ignorieren. Du musst hart zu ihr sein. Gib ihr kein Geld, bis sie sich besser benimmt. Und dann halt sie an der kurzen Leine.«
Er griff über den Tisch und nahm ihre Hand zärtlich in seine. Seine Berührung stand in krassem Widerspruch zu seinem strengen Ton. »Kann ich dir das zutrauen? Dass du tust, was das Klügste und Beste für sie ist?«
»Es wird nicht einfach sein…« Keffrias Stimme versagte.
»Althea ist es gewöhnt, dass es nach ihrem Kopf geht. Und Mutter…«
»Ich weiß. Deine Mutter hat Bedenken wegen allem. Ihr Urteilsvermögen ist im Augenblick nicht gerade das beste. Sie hat ihren Ehemann verloren und fürchtet jetzt, auch noch ihre Tochter zu verlieren. Aber sie wird Althea nur dann wirklich verlieren, wenn sie ihr nachgibt und zulässt, dass sie ihren eigenen ungebändigten Weg geht. Wenn sie sie behalten will, muss sie sie zwingen, nach Hause zu kommen und ihr Leben anständig zu leben. Aber ich weiß, dass deine Mutter das jetzt nicht so sieht. Trotzdem. Gib ihr Zeit, Keffria. Gib beiden Zeit, und sie werden einsehen, wie recht wir haben, und kommen, um uns zu danken. Was gibt es?«
Beide drehten sich um, als es an der Tür klopfte. Malta spähte um die Ecke. »Darf ich hereinkommen?«, fragte sie schüchtern.
»Deine Mutter und ich unterhalten uns.«
Kyle hielt das
Weitere Kostenlose Bücher