Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
ein Mann brüllten sie ihre Begeisterung heraus. Tayella schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass er ihr soeben die Kontrolle über das Dorf aus den Händen genommen hatte.
Ihre Augen glänzten genauso hell wie die der anderen, und sie hob ihren Becher genauso hoch. Selbst Sorcor stimmte mit ein, als sie Kennits Namen grölten. Der Triumph, den er empfand, war süßer als jeder andere, den er je genossen hatte. Er sah den hingebungsvollen Blick seines Ersten Maats und wusste, dass er Sorcor wieder sicher an der Leine führte. Er lächelte dem Mann und sogar dem Baby zu. Beinahe hätte Kennit laut gelacht, als sich auch dieses letzte Stück ins Gesamtbild einfügte. Sorcor glaubte, dass Kennit ihn hatte ehren wollen. Er war der Meinung, es wäre eine Art Belohnung für ihn gewesen, dass Kennit diesem Baby seinen Namen gegeben hatte. Kennit sah keinen Grund, das breite Grinsen zu unterdrücken.
Stattdessen hob er seinen Becher noch einmal in die Luft. Mit klopfendem Herzen wartete er darauf, dass der Lärm um ihn herum abebbte. Als es ruhiger wurde, sprach er mit leiser Stimme. »Haltet euch an das, was ich euch lehre«, riet er ihnen freundlich. »Folgt mir, und ich werde euch zu Frieden und Wohlstand führen!«
Das Gebrüll, das ihm entgegenschlug, betäubte ihn beinahe.
Er senkte bescheiden den Blick, um ein verstohlenes Grinsen mit dem Gesicht an seinem Handgelenk auszutauschen. Die Feier dauerte lange, nicht nur bis in die Nacht hinein, sondern noch weiter bis zum nächsten Morgen. Bevor sie vorbei war, schwankte ganz Askew von dem sauren Wein. Sorcor war nicht nur in einem ruhigen Augenblick zu Kennit gekommen und bat ihn, ihm zu vergeben, weil er ihn angezweifelt hatte, sondern er gab auch zu, dass er seinen Kapitän für einen herzlosen Mann gehalten hatte, kalt wie eine Seeschlange. Kennit musste ihn nicht fragen, was diese Einschätzung geändert haben mochte. Er hatte bereits aus mehreren Quellen gehört, wie bewegt sie alle gewesen waren, wie ihm, Kennit, der allen Berichten zufolge einer der härtesten Kapitäne der Pirateninseln war, beim Anblick des Elends in den Laderäumen die Tränen in die Augen getreten waren. Er hatte sie gerettet, er hatte um sie geweint, und dann hatte er ihnen nicht nur die Freiheit, sondern auch noch ihre verlorenen Familien wiedergegeben. Kennit begriff zu spät, dass er diesen Ort auch hätte einnehmen können, ohne ihnen ein Schiff zu geben. Aber was geschehen war, war geschehen. Und die Hälfte jeder Beute, die sie machten, würde ihm zufallen, ohne dass er eine Hand dafür rührte. Es war kein schlechter Anfang. Es war ganz und gar kein schlechter Anfang.
»Ich würde ihn einfach nur gern noch einmal sehen, bevor er in See sticht. Und Mutter auch.«
Keffria nahm rasch ihre Teetasse und trank einen Schluck, nachdem sie das gesagt hatte. Sie versuchte so zu tun, als wäre es nur ein kleiner Gefallen, um den sie da bat, und nicht etwas, was ihr sehr wichtig war.
Kyle Haven wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab und legte sie dann auf den Frühstückstisch. »Ich weiß, Liebes. Ich weiß, dass es dir schwerfallen muss, ihn erst so lange nicht zu sehen und ihn dann sofort wieder zu verlieren. Du solltest an das Ende dieser Reise denken. Ich bringe ihn dir als einen gesunden, beherzten jungen Mann zurück, als einen Sohn, auf den du stolz sein kannst. Im Augenblick weiß er kaum irgendetwas. Die Arbeit, die er lernt, ist schwer, er ist entmutigt, und ich bezweifle nicht, dass sein Körper ihn jeden Abend schmerzt.«
Er hob seine eigene Tasse, runzelte dann die Stirn und setzte sie wieder ab. »Mehr Tee! Wenn ich ihn hierherbringen würde, würde er das nur als Gelegenheit betrachten, sich bei euch auszuheulen. Er würde wimmern und betteln, ihr würdet euch beide aufregen, und wir wären wieder da, wo wir angefangen haben. Nein, Keffria, vertrau mir. Es wäre für keinen von euch beiden gut. Und auch nicht für deine Mutter. Sie hat schon schwer genug daran zu tragen, dass sie Ephron verloren hat. Machen wir es ihr nicht noch schwerer.«
Keffria beugte sich rasch vor, um die Tasse ihres Ehemanns frisch zu füllen. Es hatte sie so gefreut, dass er ihr beim Frühstück Gesellschaft leistete, und sie war sich vollkommen sicher gewesen, dass sie ihn um diesen Gefallen bitten konnte.
Es schien schon eine Ewigkeit her zu sein, seit er ein bisschen Zeit für sie beide hatte erübrigen können. Jede Nacht kam er erschöpft nach Hause und stand vor Tagesanbruch auf,
Weitere Kostenlose Bücher