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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dass du soviel Angst davor hast, geschlagen zu werden, dass du es nicht einmal zugeben würdest. Es ist wie die Geschichte mit dem Hemd neulich, als Torg es oben am Mast angebunden hat, um dich zu verspotten. Du hättest wissen müssen, dass du es selbst holen musst, also hättest du es einfach tun sollen, statt zu warten, bis du dazu gezwungen wurdest. Dadurch hast du zweimal verloren. Begreifst du das nicht?«
    »Ich verstehe nicht, wieso ich überhaupt verloren habe. Es war ein grausamer Scherz, und es war menschenunwürdig«, erwiderte Wintrow ruhig.
    Mild verlor einen Moment seine Beherrschung. »Da. Jetzt machst du wieder das, was ich so hasse. Du weißt genau, was ich meine, aber du versuchst, es anders hinzustellen. Es geht nicht darum, was ›menschenwürdig‹ ist. Hier und jetzt geht es um dich und Torg. Die einzige Möglichkeit, wie du diese Runde hättest gewinnen können, war zu tun, als wäre es dir egal, als würde es nichts bedeuten, den Mast hochzuklettern und das Hemd herunterzuholen. Stattdessen hast du dir einen Sonnenbrand geholt, während du herumgesessen und so getan hast, als wärst du zu heilig, dir das Hemd zu holen…« Mild stotterte und verstummte, offenbar frustriert von Wintrows mangelhafter Reaktion. Er holte tief Luft und versuchte es erneut. »Verstehst du das denn überhaupt nicht? Das Schlimmste war, dass er dich gezwungen hat, den Mast vor ihm hinaufzuklettern. Da hast du wirklich verloren. Die ganze Mannschaft glaubt jetzt, dass du kein Rückgrat hast. Dass du ein Feigling bist.«
    Mild schüttelte angewidert den Kopf. »Es ist schon schlimm genug, dass du wie ein kleines Kind aussiehst. Musst du dich auch noch die ganze Zeit wie eines benehmen?«
    Der Seemann stand verärgert auf und stapfte davon. Wintrow blieb sitzen und starrte den Haufen mit den Seilen an. Die Worte des anderen Jungen hatten ihn mehr aufgerüttelt, als er zugeben mochte. Er hatte mehr als deutlich darauf hingewiesen, dass Wintrow jetzt in einer anderen Welt lebte. Er und Mild waren vermutlich ungefähr gleich alt, aber Mild hatte diesen Beruf freiwillig ergriffen, vor etwa drei Jahren. Er war mittlerweile mit ganzem Herzen Seemann und auch nicht länger der Schiffsjunge, seit Wintrow an Bord war. Und er sah auch nicht mehr aus wie ein Junge. Er hatte harte Muskeln bekommen und war sehr wendig. Zudem war er einen ganzen Kopf größer als Wintrow, und die Haare auf seinen Wangen fingen an, sich zu einem ordentlichen Backenbart zu verdunkeln. Wintrow wusste, dass sein zierlicher Körperbau und sein jungenhaftes Äußeres kein Makel waren, und außerdem hätte er es ohnehin nicht ändern können. Aber irgendwie war es in dem Kloster einfacher gewesen, wo sich alle einig waren, dass jeder auf seine eigene Art und in seiner Zeit wuchs.
    Sa’Greb würde zum Beispiel niemals größer sein als ein Junge, und seine untersetzte Gestalt und seine kurzen Glieder hätten ihn zur Zielscheibe des Gespötts gemacht, wenn er in seinem Heimatdorf geblieben wäre. Aber im Kloster wurde er für die Verse respektiert, die er schrieb. Niemand dachte oder redete von ihm als »der Kleine«, sondern er war einfach Sa’Greb. Und die Art grausamer Scherze, die auf diesem Schiff an der Tagesordnung waren, wären im Kloster weder erwartet noch toleriert worden. Die jüngeren Burschen stritten sich zwar, wenn sie ankamen, aber diejenigen, die einen besonderen Hang hatten, andere zu terrorisieren, oder grausam waren, wurden schnellstens wieder zu ihren Eltern zurückgeschickt. Solche Eigenschaften hatten keinen Platz unter den Dienern von Sa.
    Plötzlich vermisste er das Kloster schmerzhaft. Er unterdrückte das Gefühl jedoch, bevor es ihm Tränen in die Augen trieb. Keine Tränen an Bord dieses Schiffs; es war sinnlos, irgendjemanden sehen zu lassen, was sie nur als Schwäche betrachten konnten. Auf seine Art hatte Mild recht. Er war an Bord der Viviace gefangen, und zwar so lange, bis ihm die Flucht gelang oder bis zu seinem fünfzehnten Geburtstag. Was hätte Berandol ihm geraten? Nun, er hätte ihm gesagt, er solle das Beste aus seiner Zeit machen. Wenn er schon Seemann spielen musste, dann war es klüger, rasch zu lernen. Und wenn er gezwungen wurde, ein Mitglied dieser Mannschaft zu sein, und zwar bis… so lange, wie es eben dauerte, dann musste er wenigstens anfangen, Allianzen zu bilden.
    Es würde schon helfen, dachte er, wenn ich wenigstens die leiseste Ahnung hätte, wie ich mich mit Gleichaltrigen anfreunden kann, mit

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