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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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beinahe die Eifersucht in dir, Liebes.
    Dass sie um meine Aufmerksamkeit mit dir ringt – und auch um die Aufmerksamkeit von jungen Männern. Ich habe das schon früher erlebt. Keine Mutter will von ihrer Tochter in den Schatten gestellt werden. Eine erwachsene Tochter ist immer eine Erinnerung für eine Frau, dass sie selbst nicht mehr jung ist. Aber ich halte es deiner für unwürdig, Keffria. Lass deine Tochter erwachsen werden und sowohl eine Zierde für dich sein, als auch dir zur Ehre gereichen. Du kannst sie nicht für immer in kurzen Röcken und mit Zöpfen herumlaufen lassen.«
    Vielleicht missverstand er ihr wütendes und beleidigtes Schweigen, denn er drehte sich zu ihr um, als er weitersprach.
    »Wir sollten dankbar sein, dass sie so anders ist als Wintrow. Sieh ihn an. Er hört sich nicht nur an wie ein Junge und sieht so aus, sondern er will auch einer bleiben. Erst neulich auf dem Schiff habe ich gesehen, wie er ohne Hemd in der Sonne gearbeitet hat.
    Sein Rücken war krebsrot, und er schmollte wütend wie ein Fünfjähriger. Einer der Männer hatte aus Scherz sein Hemd in die Takelage gehängt. Und er fürchtete sich, hochzuklettern und es herunterzuholen. Ich habe ihn in meine Kajüte rufen lassen und ihm unter vier Augen erklärt, dass die Mannschaft ihn für einen Feigling halten würde, wenn er es sich nicht holte. Er behauptete, dass es keine Furcht sei, die ihn davon abhielt, sich das Hemd zurückzuholen, sondern seine Würde. Er stand da wie ein selbstgerechter kleiner Prediger! Und versuchte, eine moralische Angelegenheit daraus zu machen, dass es weder eine Sache von Mut oder Feigheit wäre, sondern dass er nicht vorhabe, etwas für ihre Belustigung zu riskieren. Ich habe ihm gesagt, dass er wenig riskierte, wenn er beachten würde, was man ihm beibringt. Erneut hielt er mir einen Vortrag darüber, dass kein Mensch einen anderen nur zu seinem Vergnügen in Gefahr bringen sollte. Schließlich habe ich die Geduld mit ihm verloren und Torg gerufen, damit er den Jungen den Mast hochtrieb, auf dass er sein Hemd holte. Ich fürchte, dass er deswegen viel Respekt bei der Mannschaft verloren hat…«
    »Warum erlaubst du deiner Mannschaft, Jungenstreiche zu spielen, wenn sie eigentlich arbeiten sollte?«, wollte Keffria wissen. Ihr Herz blutete wegen Wintrow, auch wenn sie sich wünschte, dass er einfach sein Hemd wiedergeholt hätte. Wenn er dieser Herausforderung nachgekommen wäre, dann hätten sie ihn als einen der ihren betrachtet. Jetzt würden sie in ihm einen Außenseiter sehen, den sie quälen konnten. Sie wusste es instinktiv und fragte sich, warum er das nicht begriffen hatte.
    »Du hast den Jungen ruiniert, als du ihn zu den Priestern geschickt hast«, sagte er. Kyle klang beinahe zufrieden, als er das sagte, und plötzlich bemerkte sie, wie geschickt er das Thema gewechselt hatte.
    »Wir sprechen über Malta, nicht über Wintrow.«
    Plötzlich fiel ihr etwas Neues ein. »Wenn du darauf bestehst, dass nur du den richtigen Weg kennst, wie du deinen Sohn zu einem Mann erziehen kannst, dann solltest du vielleicht auch einräumen, dass nur eine Frau den besten Weg kennen kann, auf dem Malta zu einer Frau werden kann.«
    Trotz der Dunkelheit konnte sie die Überraschung über ihren bissigen Tonfall auf seinem Gesicht sehen. Es war der falsche Weg, wenn sie ihn auf ihre Seite ziehen wollte, das wurde ihr klar. Aber die Worte waren ausgesprochen, und Keffria war plötzlich zu wütend, um sie zurückzunehmen. Sie war zu ärgerlich, um ihn zu umschmeicheln und ihn auf ihre Seite zu locken.
    »Wenn du eine andere Frau wärst, würde ich dir darin vielleicht Recht geben«, sagte er kühl. »Aber ich erinnere mich noch daran, wie du als Mädchen warst. Und deine eigene Mutter hat dich genauso an ihre Schürze gebunden, wie du Malta gern zurückhalten willst. Denk nur, wie lange ich gebraucht habe, bis ich endlich frauliche Gefühle in dir geweckt habe. Nicht alle Männer haben soviel Geduld. Ich möchte nicht, dass Malta genauso rückständig und scheu aufwächst wie du.«
    Die Grausamkeit seiner Worte nahmen ihr fast den Atem.
    Seine behutsame Werbung, ihre wunderbare Hoffnung und die Sicherheit von Kyles Interesse an ihr gehörten zu ihren zärtlichsten Erinnerungen. Er zerstörte sie in einem einzigen Moment, verwandelte ihre Monate scheuer Erwartung in eine Übung gelangweilter Geduld von seiner Seite und wendete das Erwachen ihrer Gefühle zu einer bloßen Erziehungsmaßnahme, die er ihr hatte

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