Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
es, denn ihre funkelnden Augen hinter dem Schleier blinzelten zweimal, bevor sie sich zum Gehen wandte. Sie nahm den schweren Korb mit Gold hoch, der auf der Schwelle bereitstand. Ronica schob den Riegel zurück. Sie hütete sich, eine Laterne oder eine Kerze anzuzünden. Das Volk der Regenwildnis brauchte in einer Sommernacht kein Licht.
Ronica stand in der offenen Türe und sah Caolwn nach, als sie in der Dunkelheit verschwand. Ein Regenwildnismann tauchte aus den Schatten auf und trat neben sie. Er nahm ihr den Korb mit dem Gold ab und klemmte ihn sich mühelos unter den Arm.
Sie winkten ihr beide zu, und Ronica erwiderte die Geste. Sie wusste, dass am Strand ein kleines Boot wartete und weiter draußen im Hafen ein Schiff, das nur ein einziges Licht entzündet hatte. Sie hoffte, dass sie eine gute Reise haben würden. Und gleichzeitig flehte sie Sa an, dass sie niemals hier so stehen und mitansehen musste, wie sie einen der ihren mit in die Finsternis hinausnahmen.
Keffria versuchte es in der Dunkelheit noch einmal. »Kyle?«
»Hm?«
Seine Stimme war warm und tief und klang zufrieden.
Sie schmiegte sich an ihn. Ihre Haut war noch warm, wo er sie berührt hatte. Er roch gut, nach Sex und Männlichkeit, und die solide Realität seiner Muskeln und seine Stärke wirkten wie ein Bollwerk gegen alle nächtlichen Ängste. Warum, fragte sie Sa im Stillen, konnte nicht alles so einfach und gut sein? Er war an diesem Abend nach Hause gekommen, um ihr Lebewohl zu sagen. Sie hatten gut gegessen, Wein zusammen getrunken und waren dann in Leidenschaft und Liebe hier zusammengekommen. Morgen würde er in See stechen und so lange wegbleiben, wie er musste, um die Handelsrunde zu machen. Warum musste sie den Abschied mit einem weiteren Gespräch über Malta verderben? Weil, sagte sie sich fest entschlossen, es einfach geregelt werden musste. Sie musste ihn dazu bringen, dass er zustimmte, bevor er ging. Sie wollte ihn nicht hintergehen, wenn er fort war. Das würde das Vertrauen vernichten, das sie immer aneinander gebunden hatte.
Sie holte tief Luft und sprach die Worte aus, die sie beide nicht mehr hören konnten. »Was Malta angeht…«, begann sie.
Kyle stöhnte. »Nein. Bitte, Keffria, nicht. Ich muss in ein paar Stunden aufstehen und gehen. Lass uns diese letzten paar Stunden in Frieden verbringen.«
»Den Luxus haben wir nicht. Malta weiß, dass wir in dieser Angelegenheit entzweit sind. Sie wird das als einen Hebel gegen mich benutzen, während du weg bist. Wenn ich etwas verbiete, was sie will, wird sie sagen: ›Papa hat gesagt, dass ich jetzt eine Frau bin…‹ Es wird die reinste Qual für mich sein.«
Mit einem langen Seufzer rollte er sich von ihr herunter. Das Bett war plötzlich kühler, ungemütlich kühl. »Aha. Ich soll also mein Versprechen brechen, damit du nicht mit ihr streiten musst? Keffria, was soll sie von mir halten? Ist es wirklich so schwierig, wie du es darstellst? Lass sie doch zu diesem Ball in einem hübschen Kleid gehen. Mehr bedeutet das doch nicht.«
»Nein.«
Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um ihm direkt zu widersprechen. Aber er versteht einfach nicht, wovon er redet, sagte sie sich verzweifelt. Er verstand es nicht, und sie hatte zu lange gewartet, um ihm noch heute Nacht alle Zusammenhänge erklären zu können. Sie musste ihn dazu bringen, ihr nachzugeben, nur dieses eine Mal. »Es geht um weit mehr, als in einem hübschen Kleid mit einem Mann zu tanzen. Sie bekommt Tanzstunden von Rache. Ich möchte ihr sagen, dass sie damit fürs Erste zufrieden sein muss, dass sie sich wenigstens ein Jahr darauf vorbereiten muss, in der Gesellschaft von Bingtown als eine Frau angesehen zu werden, bevor sie als eine ausgehen darf. Und ich möchte ihr auch sagen können, dass wir beide in diesem Punkt einig sind. Dass du es dir überlegt hast und deine Meinung geändert hast, sie dorthin gehen zu lassen.«
»Aber das habe ich nicht«, meinte Kyle eigensinnig. Er lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Er hatte die Arme gehoben und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Wenn er stünde, dachte sie kurz, hätte er jetzt die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich glaube, du machst zuviel Aufhebens um eine unwichtige Angelegenheit. Und… Ich sage das nicht, um dich zu verletzen, sondern deshalb, weil ich es mehr und mehr in dir sehe. Ich glaube einfach, dass du die Kontrolle über Malta nicht verlieren und sie als kleines Mädchen an deiner Seite behalten willst. Ich spüre
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