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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schweigsam, selbst wenn man ihm einen dummen Befehl gab, dessen Klugheit er anzweifelte, und er gab sein Bestes, ihn wie ein ordentlicher Matrose auszuführen.
    Sie sprach mehr zu sich selbst als zu Brashen. »Zweifellos hat es ihm eine Menge Vergnügen bereitet, dir diesen Befehl zu geben.«
    Er antwortete nicht. Die Muskeln in seinem Kiefer traten vor Anspannung hervor, aber er schwieg. Selbst jetzt würde er nicht gegen die Befehle des Kapitäns aufbegehren. Er war ein hoffnungsloser Fall.
    »Nur die kleine Kiste, Brashen.«
    Er holte Luft, als müsse er einen Anker heben. »Mistress Althea, man hat mir befohlen, dafür zu sorgen, dass Euer Besitz aus der Kajüte entfernt wird.«
    Sie riss den Blick von ihm los. Plötzlich war sie Kyles Gehabe schrecklich überdrüssig. Sollte er doch vorläufig denken, was er wollte. Ihr Vater würde die Dinge schon wieder zurechtrücken.
    »Dann befolge deinen Befehl, Brashen. Ich werde es dir nicht vorwerfen.«
    Er stand da wie vom Donner gerührt. »Wollt Ihr nicht selbst packen?«
    Er war zu schockiert, um an das ›Mistress Althea‹ zu denken.
    Sie lächelte ihn schwach an. »Ich habe gesehen, wie du Fracht verstaust. Ich bin sicher, dass du es ordentlich machen wirst.«
    Einen Moment blieb er noch neben ihr stehen, als hoffte er, dass sie es sich anders überlegte. Sie ignorierte ihn einfach.
    Nach einer Weile hörte sie, wie er sich umdrehte und leise über das Deck ging. Sie kehrte wieder zu ihrer Betrachtung des Gesichts der Viviace zurück. Sie umklammerte die Reling und schwor dem Schiff feierlich, sie niemals aufzugeben.
    »Die Gig wartet auf Euch, Mistress Althea.«
    Der Ton in der Stimme des Mannes ließ vermuten, dass er sie schon zuvor angesprochen hatte, vermutlich sogar mehrmals.
    Sie richtete sich auf und löste sich zögernd aus ihren Träumen.
    »Ich komme«, sagte sie tonlos und folgte ihm.
    Sie wurde mit der Gig zur Stadt gebracht. Zwar saß sie Kyle gegenüber, aber so weit wie möglich von ihm entfernt. Niemand sprach sie an. Außer notwendigen Kommandos wurde überhaupt nicht gesprochen. Mehrmals schnappte sie unbehagliche Blicke der Matrosen an den Riemen auf. Grig, einer von der kühnen Sorte, zwinkerte ihr zu und grinste. Sie versuchte ihn anzulächeln, aber ihr kam es so vor, als wüsste sie nicht mehr, wie das geht. Eine große Ruhe schien sich auf sie gelegt zu haben, als sie das Schiff verließ. Eine Art Warten der Seele auf das, was als Nächstes kam.
    Die wenigen Male, die sie Kyles Blick kreuzte, verwirrte sie seine Miene. Beim ersten Mal hatte er fast entsetzt gewirkt. Bei einem zweiten Blick bemerkte sie, dass sein Gesicht sehr nachdenklich war, und das letzte Mal erhaschte sie einen Ausdruck auf seiner Miene, der einen eisigen Schauer bei ihr auslöste. Denn er nickte ihr zu und lächelte freundlich und aufmunternd. Es war derselbe Gesichtsausdruck, den er seiner Tochter Malta gewährte, wenn sie ihre Lektion besonders gut gelernt hatte. Althea drehte sich ohne mit der Wimper zu zucken weg und blickte zur Bucht der Händler.
    Das kleine Ruderboot bog in ein Dock ein. Althea ließ sich auf den Pier helfen, als wäre sie eine Behinderte. Die Röcke und der Hut, der den Blick behinderte, machten einen so schwerfällig.
    Sie stand auf dem Pier, und Grig verärgerte sie, weil er ihren Arm länger als nötig hielt. Sie befreite sich und sah ihn an, als glaubte sie Übermut in seinem Blick zu sehen. Doch stattdessen fand sie nur Besorgnis darin, und der Ausdruck vertiefte sich noch, als ihr kurz schwindelte und sie hilfesuchend nach seinem Arm griff. »Ich muss nur meine Landbeine wiederbekommen«, entschuldigte sie sich und trat einen Schritt von ihm weg.
    Kyle hatte bereits eine Nachricht nach Hause geschickt, und ein offener Einspänner wartete auf sie. Der magere Junge, der ihn fuhr, überließ ihnen den schattigen Sitz. »Keine Koffer?«, fragte er nuschelnd.
    Althea schüttelte den Kopf. »Keine Koffer, Kutscher, bring uns zum Vestrit-Haus. Es liegt am Händler-Zirkel.«
    Der halbnackte Junge nickte und reichte ihr die Hand, als sie auf den Sitz kletterte. Als Kyle neben ihr saß, sprang der Junge gewandt auf den Pferderücken und schnalzte mit der Zunge. Die Hufe klapperten über die hölzernen Planken des Piers.
    Althea blickte starr geradeaus, als der Einspänner das Dock verließ und auf die gepflasterten Straßen von Bingtown einbog.
    Sie hütete sich, ein Gespräch anzufangen. Es war schon schlimm genug, dass sie neben Kyle sitzen

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