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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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richtig war«, erklärte sie plötzlich in einem anderen Ton. »Ich weiß, dass wir darüber geredet haben, dass wir alle der Meinung waren, dass es zum Besten für alle wäre und alle schützen würde. Aber ihr Gesichtsausdruck, als ich meine Hand auf den Pflock legte… Und wie sie dann einfach davongestürmt ist. Ich hätte nie gedacht, dass Althea so etwas tun würde. Dass sie die Beisetzung einfach so verlassen würde. Ich hätte gedacht, dass sie Vater dafür zu sehr liebte…«
    »Hm.«
    Kyle dachte nach. »Ich hatte es auch nicht erwartet. Ich dachte, sie liebt das Schiff dafür zu sehr, wenn schon nicht euren Vater. Ich habe eine richtige Schlacht erwartet und war einfach nur froh, als sie so einfach aufgegeben hat. Die ganze Beisetzungszeremonie wäre sicher viel bitterer verlaufen, wenn sie dabeigewesen wäre. Wenigstens das hat sie uns erspart. Allerdings muss ich zugeben, dass mir nicht wohl bei dem Gedanken ist, wo sie sich jetzt vermutlich aufhält. Ein Mädchen sollte in der Todesnacht ihres Vaters zu Hause sein und nicht in einem wilden Hafen wie Bingtown herumlungern.«
    Er hielt kurz inne und fuhr dann beinahe vorsichtig fort: »Du weißt, dass ich ihr das nicht durchgehen lassen kann. Sie muss dafür bestraft werden. Jemand muss ihr Einhalt gebieten, bevor sie sich vollkommen zugrunde richtet.«
    »Papa hat immer gesagt, dass Althea am besten unter einer leichten Hand gedeiht«, meinte Keffria. »Man müsse ihr Raum geben, ihre Fehler selbst einzusehen, weil sie nur so zu lernen scheint.«
    Kyle schnaubte verächtlich. »Verzeih mir, Liebes, aber ich glaube, das hat er nur gesagt, um zu entschuldigen, dass er sich als Vater nicht gegen sie durchsetzen konnte. Sie ist verdorben. Man hat ihr stets nachgegeben, solange ich sie kenne, und das zeigt sich jetzt. Sie geht immer davon aus, dass sie ihren Willen durchsetzen kann. Das hat sie egoistisch und achtlos gegenüber anderen gemacht. Aber noch ist es nicht zu spät für sie. Als ich das herausgefunden habe, war das wie ein Schock für mich, das kannst du mir glauben. Auf dem Heimweg habe ich meine Geduld verloren und sie für den Rest der Fahrt in ihre Kabine befohlen. Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass sie meinen Befehl befolgen würde. Ich war einfach nur wütend und habe ihr diese Worte entgegengeschleudert, damit sie mir aus den Augen ging, bevor ich wirklich die Beherrschung verlor. Aber sie hat mir gehorcht. Und ich glaube, sie hat in dieser Zeit allein endlich die Zeit gefunden, in Ruhe nachzudenken. Du hast sie gesehen, wie sie war, als wir angelegt haben. Demütig und willig. Sie hat sich wie eine Lady gekleidet, als wir das Schiff verlassen haben – oder zumindest so gut wie sie es konnte.«
    Er verstummte einen Moment, schüttelte den Kopf und zerzauste dabei sein blondes Haar auf dem Kissen. »Ich war verblüfft. Ich habe darauf gewartet, dass sie versuchte, den Streit wieder von neuem zu beginnen. Und dann habe ich begriffen, dass sie die ganze Zeit darauf gewartet hat. Auf jemanden, der eine Linie zieht. Jemand, der endlich Verantwortung für sie übernimmt und sie dazu bringt, sich so zu benehmen, wie sie es eigentlich soll. Die ganze Zeit hat sie, glaube ich, nur ausprobiert, wie weit sie gehen konnte, bis jemand ihre Segel streicht und Anker wirft.«
    Er räusperte sich.
    »Ich habe deinen Vater respektiert. Das weißt du. Aber wenn es um Althea ging, war er… blind. Er hat ihr niemals etwas verboten, ihr niemals ein ›Nein‹ entgegengehalten und es auch durchgesetzt. Als ich dann einschritt und es tat, nun, der Unterschied war verblüffend. Natürlich ist sie sofort wieder zu dem Wildfang geworden, als sie das Schiff verlassen hat und ich nicht mehr das Kommando hatte.«
    Er zuckte mit den Schultern. Eine Weile herrschte Schweigen, während er und Keffria über ihre Schwester und deren Verhalten nachdachten.
    Kyle holte tief Luft und seufzte. »Ich dachte eigentlich, es gäbe keine Hoffnung mehr für sie. Ich glaubte, dass sie uns nur Leid bringen und dass es ein schlechtes Ende mit ihr nehmen würde. Aber als sie heute die Familie in dem vereint sah, was das Beste für die Familie ist, hat sie keinen wirklichen Widerstand geleistet. Tief in ihrem Inneren weiß sie, was richtig ist. Das Schiff muss zum Nutzen der ganzen Familie eingesetzt werden. Du bist die Älteste. Es ist nur gerecht, dass du den wahren Wohlstand der Familie erbst. Außerdem hast du Kinder, für die du sorgen musst, und das Schiff ermöglicht uns

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