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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Möglichkeit gegeben hätte, das Schiff zu übernehmen und mit ihr zu fliehen, hätte er es getan. Selbst wenn es noch so verrückt war, er hätte es getan.
    Er musste frei sein. Sie wusste es. Sie musste doch verstehen, dass er hatte fliehen müssen!
    Aber er hatte sie in der Falle sitzen lassen!
    Wintrow ging weiter, während die Gedanken wie Dornen in seinem Fleisch schmerzten. Sie war weder seine Frau noch ein Kind noch eine Geliebte. Sie war nicht einmal menschlich. Das Band zwischen ihnen war ihm aufgezwungen worden, und zwar von den Umständen und dem Willen seines Vaters. Mehr nicht.
    Sie würde es verstehen, und sie würde ihm verzeihen.
    Bei diesem Gedanken wurde ihm klar, dass er vorhatte, zu ihr zurückzukehren. Nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann. Die Zeit würde kommen, in irgendeiner Ungewissen Zukunft. Vielleicht wenn sein Vater endlich aufgegeben und Althea wieder auf das Schiff gelassen hatte und wenn er, Wintrow, sicher zurückkehren konnte. Dann war er ein Priester, und sie hätte sich mit einem anderen Vestrit zufriedengegeben, vielleicht Althea oder Seiden oder Malta.
    Sie würden beide ein eigenständiges Leben führen. Was für eine schöne Wiedervereinigung das wäre, wenn sie dann aufgrund ihres eigenen unabhängigen Willens wieder zusammenkamen. Dann würde sie zugeben müssen, dass seine Entscheidung klug gewesen war. Bis dahin würden sie beide klüger sein.
    Plötzlich meldete sich sein Gewissen. Fasste er den Entschluss, irgendwann zurückzukehren vielleicht nur, um sein Gewissen zu beruhigen? Bedeutete das vielleicht, dass es falsch war, was er heute machte? Wie konnte das sein? Er kehrte zurück zu seiner Priesternschaft, um die Versprechen zu halten, die Vorjahren abgelegt worden waren. Wie konnte das verkehrt sein? Er schüttelte den Kopf, weil er sich selbst nicht verstand, und schlenderte weiter.
    Wintrow beschloss, die oberen Viertel der Stadt zu meiden.
    Sein Vater erwartete sicher, dass er dorthin ging, um im Tempel des Satrapen Schutz zu suchen und die Priester Sas um Hilfe zu bitten. Es war bestimmt der erste Ort, an dem Kyle Haven nach ihm suchen würde. Der Drang, dorthin zu gehen, war sehr stark, denn Wintrow war davon überzeugt, dass ihn die Priester nicht abweisen würden. Vielleicht konnten sie ihm sogar helfen, zu seinem eigenen Kloster zurückzufinden, obwohl dieses Verlangen eine große Zumutung war. Natürlich würde er sie nicht darum bitten. Außerdem wollte er verhindern, dass sein Vater an ihre Tore hämmerte und die Priester aufforderte, ihn auszuliefern. Früher einmal hatte Sas Tempel sogar Mördern Schutz geboten. Aber da die äußeren Viertel von Jamaillia-Stadt derart heruntergekommen waren, bezweifelte Wintrow, dass die Heiligkeit von Sas Tempel in dem Maße respektiert wurde, wie das einmal der Fall gewesen war. Es war besser, den Priestern von vornherein jeden Ärger zu ersparen. Und außerdem war es unnötig, in der Stadt zu verweilen. Am besten trat er seinen langen Marsch durch die Satrapie von Jamaillia zu seinem Kloster und seinem Heim sofort an.
    Die Aussicht auf diese lange Reise hätte ihn eigentlich bedrücken müssen. Stattdessen verspürte er nur Erleichterung, dass er sie endlich in Angriff nahm.
    Wintrow hätte nie vermutet, dass es in Jamaillia-Stadt Elendsviertel gab, ganz zu schweigen davon, dass sie sich über einen so großen Teil der Stadt erstreckten. Er durchquerte einen Bezirk, der von einem Feuer verwüstet worden war. Etwa fünfzehn Gebäude waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und viele andere in ihrer Nachbarschaft zeigten deutliche Spuren von Versengungen und Rauch. Der Müll war nicht beseitigt worden, und die nasse Asche stank entsetzlich. Die Straße war mittlerweile zu einem Pfad geworden, den man durch den Müll und den Unrat gebahnt hatte. Es war deprimierend, und Wintrow fing an, den Geschichten, die er über den jetzigen Satrapen gehört hatte, mehr Glauben zu schenken. Wenn seine Verschwendungssucht und seine leichtfertige Lebensweise wirklich so dekadent waren, wie Wintrow gehört hatte, dann erklärte das vielleicht die überquellenden Abwasserkanäle und die müllübersäten Straßen.
    Man konnte sein Geld nur für eine Sache ausgeben. Vielleicht wurden die Steuern, mit denen man die Kanalisation hätte reparieren und Wachleute für die Straßen hätte bezahlen können, ja für die Vergnügungen des Satrapen ausgegeben. Dafür sprach diese Einöde aus baufälligen Gebäuden und die

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