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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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stieß sie mörderisch leise hervor. Sie wusste nicht, woher sie diesen Tonfall und diese Worte nahm. »Verdammt sollst du sein bis auf den Grund des großen Ozeans. Du hast sie alle vertrieben, einen nach dem anderen. Du hast den Platz meines Kapitäns eingenommen. Du hast seine Tochter von meinen Decks vertrieben, die Gefährtin meiner unerweckten Tage. Und jetzt ist dein eigener Sohn vor deiner Tyrannei geflohen, und ich bin ohne Freund zurückgeblieben. Verdammt sollst du sein!«
    Er stand langsam auf. Alle Muskeln in seinem Körper schmerzten. »Das wird dir noch leid tun…«
    Kyles Stimme zitterte, vor Furcht und vor Zorn, aber Viviace unterbrach ihn mit einem bellenden Lachen.
    »Leid? Wie könnte ich mehr leiden, als ich es jetzt schon tue?
    Was könntest du mir Schlimmeres antun, als alle von meinem Blut von mir zu vertreiben? Du bist falsch, Kyle Haven. Ich schulde dir nichts, gar nichts, und gar nichts ist alles, was du von mir bekommst.«
    »Sir?«
    Gantrys Stimme klang respektvoll. Er stand auf dem Hauptdeck, in sicherem Abstand zu dem Mann und der Galionsfigur. Torg versteckte sich hinter ihm. Er genoss den Konflikt, fürchtete ihn gleichzeitig aber auch. Gantry stand zwar hoch aufgerichtet da, aber sein gebräuntes Gesicht war gelb angelaufen. »Ich möchte Euch bei allem Respekt bitten, von dort wegzukommen, Sir. Ihr könnt nichts bewirken und richtet eher Schaden an, fürchte ich. Wir sollten uns jetzt lieber darum kümmern, den Jungen zu suchen, bevor der zu weit kommt und sich zu gut versteckt. Er hat kein Geld und soweit wir wissen auch keine Freunde hier. Wir sollten schon längst in Jamaillia-Stadt sein und verbreiten, dass wir ihn suchen. Setzt eine Belohnung aus. Viele Menschen in Jamaillia-Stadt erdulden ein schweres Los. Sehr wahrscheinlich könnten ein paar Münzen dafür sorgen, dass er noch vor Sonnenuntergang wieder an Bord ist.«
    Kyle tat so, als würde er über Gantrys Worte nachdenken.
    Viviace wusste, dass er unmittelbar außerhalb ihrer Reichweite stehen geblieben war, als wollte er damit seinen Mut unter Beweis stellen. Und sie wusste auch, dass Torg sie beide beobachtete. Seine Miene war beinahe lüstern. Es widerte sie an, wie sehr er sich an diesem Streit zwischen ihnen weidete. Doch dann ließ sie den Gedanken einfach fallen. Was kümmerte sie das? Kyle war nicht Wintrow, und er war auch nicht mit ihr verwandt. Er bedeutete ihr gar nichts.
    Kyle nickte Gantry zu, aber er ließ Viviace dabei nicht aus den Augen. »Dein Vorschlag hat einiges für sich. Instruiere alle Leute von der Mannschaft, die an Land sind. Sie sollen verbreiten, dass wir eine Belohnung von einem Goldstück aussetzen, falls der Junge sicher und gesund zurückgebracht wird. Und ein halbes, wenn er sich in einem anderen Zustand befindet. Ein Silberstück, wenn wir erfahren, wo er sich aufhält, und wir ihn daraufhin selbst ergreifen können.«
    Kyle hielt kurz inne. »Ich gehe mit Torg zu den Sklavenmärkten. Die Flucht des Jungen hat mich schon jetzt genug Zeit gekostet.
    Vielleicht hätte ich sogar eine ganze Gruppe Sänger und Musiker bekommen, wenn ich heute morgen direkt nach unserer Ankunft den Markt hätte aufsuchen können. Hast du eine Ahnung, wieviel man für jamaillianische Sänger und Musiker in Chalced bekommt?«
    Seine Stimme klang so verbittert, als wäre es Gantrys Schuld. Angewidert schüttelte er den Kopf.
    »Du bleibst hier und sorgst für die Umbauten in den Laderäumen. Wir müssen so schnell wie möglich damit fertig werden. Ich will in See stechen, sobald wir den Jungen und die Fracht an Bord haben.«
    Gantry nickte bestätigend zu den Worten seines Kapitäns, aber Viviace spürte, dass er sie dabei mehrmals anblickte. Sie drehte sich herum, so weit es ging, und starrte die drei Männer kalt an.
    Kyle wich ihrem Blick tunlichst aus, aber Gantry sah einmal besorgt zu ihr hin und machte eine winzige Bewegung mit der Hand. Die Geste galt gewiss ihr, aber sie wusste nicht, was sie zu bedeuten hatte. Die Männer verließen das Vordeck und stiegen in den Laderaum hinunter. Einige Zeit später merkte sie, dass Kyle und Torg von Bord gingen. Gut, dass ich sie los bin, sagte sie sich. Erneut schweifte ihr Blick über die Stadt, die unter dem Dunstschleier des Warmen Flusses lag. Eine Stadt eingehüllt in einen Nebelschleier. Hoffte sie, dass sie Wintrow ergreifen und zu ihr zurückschleppen würden, oder hoffte sie, dass er seinem Vater entkam und glücklich wurde? Sie konnte es nicht mit

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