Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Bestimmtheit sagen. Sie erinnerte sich an ihre Hoffnung, dass er aus freien Stücken zu ihr zurückkehren würde. Ein kindischer Wunsch, so schien es jetzt.
    »Schiff? Viviace?«
    Gantry traute sich nicht bis aufs Vordeck, sondern blieb an der kurzen Leiter stehen und sprach sie leise an.
    »Du kannst dich mir ohne Furcht nähern«, sagte sie mürrisch.
    Selbst wenn er einer von Kyles Leuten war, blieb er doch ein guter Seemann. Irgendwie beschämte es sie, dass er Angst vor ihr hatte.
    »Ich wollte dich fragen… Gibt es etwas, das ich für dich tun kann? Um… Um es dir behaglicher zu machen?«
    Er meinte wohl, um sie zu beruhigen. »Nein«, erwiderte sie knapp. »Nein, nichts. Es sei denn, du zettelst eine Meuterei an.«
    Sie zwang sich zu einem gekünstelten Lächeln, um ihm zu zeigen, dass diese Aufforderung nicht wirklich ernst gemeint war.
    Jedenfalls noch nicht.
    »Das kann ich nicht tun«, antwortete er ziemlich ernst. »Aber wenn du etwas brauchst, dann lass es mich wissen.«
    »Brauchen? Holz hat keine Bedürfnisse.«
    Er entfernte sich so leise, wie er gekommen war. Doch kurz darauf erschien Findus. Er setzte sich auf den Rand des Vordecks und spielte auf seiner Fidel. Diesmal stimmte er keine der leichten Lieder an, mit denen er die Männer antrieb, wenn sie die Ankerwinde bedienten. Stattdessen spielte er beruhigende Lieder, Weisen mit einem traurigen Unterton. Sie passten zu ihrer Stimmung, und irgendwie verbesserte ihre Melancholie Viviaces Laune und linderte ihren Schmerz. Salzige Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie auf Jamaillia-Stadt starrte. Sie hatte noch nie zuvor geweint. Eigentlich erwartete sie, dass die Tränen schmerzhaft waren, doch stattdessen schienen sie die furchtbare Traurigkeit in ihr zu lindern.
    Sie fühlte, wie die Männer in ihrem Inneren arbeiteten. Bohrer drehten Löcher in ihr Holz, in die anschließend schwere Ringbolzen geschraubt wurden. Man nahm ihr Längenmaß für die Ketten und sicherte diese dann an Streben oder schweren Krampen. Die Vorräte, die an Bord gebracht wurden, bestanden hauptsächlich aus frischem Wasser, Zwieback und – Ketten. Für die Sklaven, dachte sie. Sklaven. Sie ließ das Wort auf der Zunge spielen. Wintrow hatte Sklaverei für eines der größten Übel auf der Welt gehalten und versucht, es ihr zu erklären. Viviace jedoch hatte keinen großen Unterschied zwischen dem Leben eines Sklaven und dem eines Seemanns feststellen können. Beide, so schien es ihr, dienten einem Herren und mussten so lange und so schwer arbeiten, wie es dem gefiel. Seeleute hatten nur sehr wenig Bestimmungsgewalt über ihre Leben. Wie konnte das Sklavendasein denn viel schlimmer sein? Sie hatte es nicht begriffen. Vielleicht war es Wintrow deshalb so leicht gefallen, sie zu verlassen. Weil sie dumm war. Weil sie letztlich doch kein menschliches Wesen war. Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, und das Sklavenschiff Viviace weinte.

    Noch bevor sie das Schiff richtig sehen konnten, behauptete Sorcor, dass es ein Sklavenschiff sein musste. Er erkannte es an der Höhe der Masten. Ihre Spitzen waren bereits über den Bäumen zu sehen, als sie noch die Spitze der Insel umfuhren.
    »Damit können sie schneller segeln und ihre Ware ›frischer‹ ausliefern«, bemerkte er sarkastisch. Dann grinste er Kennit erfreut an. »Vielleicht haben die Sklavenhändler aber auch begriffen, dass sie etwas zu fürchten haben. Nun, so schnell sie auch segeln, uns werden sie nicht abhängen. Wenn wir jetzt Segel setzen, dann haben wir sie, sobald sie die Inselspitze umrunden.«
    Kennit schüttelte den Kopf. »Die Untiefen sind hier sehr felsig.«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Zieh eine Händlerflagge auf und setz die Schleppanker aus, damit es so aussieht, als wären wir langsam und schwer beladen. Wir sind einfach nur ein fettes kleines Handelsschiff. Bleib zurück und komm ihnen nicht zu nah, bis sie in Rickerts Kanal einbiegen.
    Dort ist eine nette kleine Sandbank. Wenn wir sie schon auf Grund setzen müssen, um sie einzuholen, dann will ich ihnen wenigstens kein Loch in den Rumpf verpassen.«
    »Aye, Sir.«
    Sorcor räusperte sich. Es war nicht ganz klar, an wen seine nächsten Worte gerichtet waren. »Wenn wir einen Sklavenhändler entern, ist das meistens eine ziemlich blutige Angelegenheit. Und der Anblick von Seeschlangen, die nach Leichen schnappen, ist nichts für eine Frau. Sklavenschiffe haben immer eine oder zwei Seeschlangen in ihrem Kielwasser.
    Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher