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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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konnte sich auf dem Schiff so frei bewegen wie früher einmal.
    »Viviace«, sagte er leise.
    Sie hatte Kennit hinterhergesehen. Jetzt riss sie sich aus ihrer Verwunderung und sah Wintrow an. Ihre Augen verrieten ihr Staunen. Sie funkelten.
    Sie hob eine Hand und er beugte sich vor, um sie zu berühren.
    Worte waren zwischen ihnen nicht nötig, aber er sprach trotzdem. »Sei vorsichtig.«
    »Er ist ein gefährlicher Mann«, stimmte sie ihm zu. »Kennit.«
    Ihre Stimme schien den Namen zu liebkosen.

    Er öffnete die Augen und fand sich in einem gut ausgestatteten Raum wieder. Die Maserung der mit Holz verkleideten Wände war sehr sorgfältig danach ausgesucht worden, ob sie passte. Die Laternen waren aus Messing und würden wieder glänzen, wenn man sie ordentlich polierte. Zusammengerollte Karten ruhten in ihrem Kartenregal wie fette Hennen in ihren Nestern. Sie waren sicherlich ein wahrer Schatz an Informationen, der gesammelte Reichtum an Seekarten einer Händlersippe aus Bingtown. Es war wirklich ein geschmackvoller und eleganter Raum. Sicher, man hatte ihn kürzlich durchwühlt, und die Habseligkeiten des Kapitäns lagen überall herum, aber Etta räumte bereits auf. Und es roch nach billigem Weihrauch, der den stechenden Geruch eines Sklavenschiffes allerdings nicht ganz überdecken konnte.
    Dennoch war es offensichtlich, dass die Viviace noch nicht lange dafür benutzt worden war. Sie würde wieder ein schönes und ordentliches Schiff werden. Und das hier war ein Raum für einen richtigen Kapitän.
    Er sah an sich herunter. Man hatte ihn ausgezogen, und ein Laken bedeckte seine Beine.
    »Wo ist unser jugendlicher Kapitän?«, fragte Kennit Etta.
    Sie wirbelte herum und trat rasch zu ihm. »Er kümmert sich um die Rippen und den Kopf seines Vaters. Er meinte, es würde nicht lange dauern, und er wollte, dass die Kajüte sauber und aufgeräumt wäre, bevor er versucht, Euch zu heilen.«
    Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, wie Ihr ihm trauen könnt. Er muss doch wissen, dass dieses Schiff ihm niemals gehört, solange Ihr lebt. Und ich verstehe auch nicht, warum Ihr einem einfachen Jungen etwas erlaubt, das Ihr selbst erfahrenen Heilern in Bullenbach abgeschlagen habt.«
    »Weil er zu meinem Glück gehört«, sagte er ruhig. »Es ist dasselbe Glück, das mir dieses Schiff so leicht in den Schoß gelegt hat. Du musst doch begreifen, dass dies das Schiff ist, das ich bekommen sollte. Und der Junge ist ein Teil davon.«
    Er wollte, dass sie es verstand. Aber niemand durfte die Worte erfahren, die das Amulett gesprochen hatte, als ihm der Junge so tief in die Augen geblickt hatte. Er redete weiter, damit sie nicht noch mehr Fragen stellte. »Also, wir sind bereits wieder unterwegs?«
    »Sorcor bringt uns nach Bullenbach zurück. Er hat Cory ans Ruder gestellt und Brig das Deck übergeben. Wir folgen der Marietta .«
    »Verstehe.«
    Er lächelte. »Und was hältst du von meinem Zauberschiff?«
    Sie lächelte ihn bittersüß an. »Sie ist entzückend. Und ich bin schon eifersüchtig auf sie.«
    Etta verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn ernst an. »Ich glaube nicht, dass wir gut miteinander auskommen. Sie ist zu merkwürdig. Weder Frau noch Holz noch Schiff. Und ich mag auch die Worte nicht, mit denen Ihr sie überschüttet habt. Genauso wenig gefällt mir Wintrow.«
    »Und wie immer kümmert es mich nicht, was du magst oder nicht«, meinte Kennit ungeduldig. »Womit kann ich das Schiff gewinnen, wenn nicht mit Worten? Sie ist schließlich keine Frau wie du eine bist.«
    Als die Hure immer noch schmollte, fuhr er wütend fort: »Und würde mein Bein nicht so schmerzen, würde ich dich aufs Kreuz legen und dich daran erinnern, was du mir bedeutest.«
    Der Ausdruck in ihren Augen veränderte sich plötzlich von eisiger Schwärze zu glühendem Feuer. »Ich wünschte, Ihr könntet es tun«, sagte sie zärtlich und erschütterte ihn mit dem liebevollen Lächeln, das ihm sein Tadel einbrachte.

    Kyle Haven lag in Gantrys Koje und sah auf das Schott. Die plündernden Sklaven hatten den Besitz des Maats auf dem Boden verstreut. Es war nicht viel. Wintrow trat über eine geschnitzte Holzkette und einen einzelnen Strumpf hinweg.
    »Ich bin es, Vater. Wintrow«, sagte er, als er die Tür hinter sich schloss. Während des Aufstands hatte jemand sie eingetreten, statt einfach nur den Knopf zu drehen. Aber sie blieb zu und die beiden Kartenvisagen, die Sa’Adar davor postiert hatte, versuchten

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