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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Licht geführt hatte?
    »Es ist ein Lebensschiff aus Bingtown. Du kennst sie doch sicher. Zauberschiffe sind nicht so verbreitet.« Finney ließ nicht locker.
    Brashen trat noch einen Schritt näher, betrachtete das Gemälde und zuckte mit den Schultern. »Sie sind nicht so verbreitet, wohl wahr, aber sie waren immer an einem anderen Kai vertäut als die gewöhnlichen Schiffe. Sie blieben unter sich, und Müßiggänger waren dort nicht sonderlich willkommen. Händler sind manchmal ein ziemlich hochnäsiges Pack.«
    »Ich dachte, du wärst ein gebürtiger Händler.« Jetzt sahen ihn beide an.
    Brashen lachte bellend. »Selbst Händler haben arme Verwandte. Mein Vetter dritten Grades ist der richtige Händler. Ich bin nur ein entfernter Verwandter und kein sehr willkommener Anblick auf ihrer Schwelle. Tut mir Leid. Wie heißt das Schiff noch mal?«
    »Viviace«, erwiderte Finney »Ich dachte, du hättest auf diesem Schiff gedient. Hast du das nicht dem Agenten in Candle-town erzählt?«
    Brashen verfluchte seine von Cindin getrübte Erinnerung an dieses Treffen. Nachdenklich schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich habe ihm gesagt, dass ich Erster Maat auf der Flinken Füchsin gewesen bin. Sie stammt aus einem Hafen der Sechs Herzogtümer, nicht aus Bingtown. Ist kein schlechtes Schiff, wenn man gern mit einem Haufen von Barbaren zusammen ist, die glauben, ein Eintopf aus Fischköpfen wäre ein echtes Vergnügen. Ich jedenfalls fand das nicht.«
    Finney und Faldin kicherten beide gehorsam. Es war zwar kein sonderlich geistreicher Witz, aber es genügte, um das Thema zu wechseln. Faldin pries das Gemälde noch einmal an, doch Finney wies es mit einem kurzen Kopfschütteln ab. Faldin wickelte das Bild umständlich wieder ein, um Finney zu zeigen, dass er auf etwas sehr Wertvolles verzichtete. Finney musterte bereits den Rest der Schriftrollen. Brashen gab sich den Anschein, aufmerksam aufzupassen, aber ihm war elend zumute. Der gesplitterte Rahmen ließ vermuten, dass das Bild in großer Hast erbeutet worden war. War sie gesunken, als der Rahmen von der Wand gerissen wurde? Einer von Faldins Jungen ging an ihm vorbei und warf ihm einen furchtsamen Blick zu. Brashen bemerkte, dass er finster dreinblickte, und riss sich zusammen.
    Einige der Männer, mit denen er an Bord der Viviace gearbeitet hatte, kannte er seit Jahren. Ihre Gesichter stiegen in seiner Erinnerung empor. Grig, der Taue schneller spleißen konnte als alle anderen; Comfrey, der Witzbold, und ein halbes Dutzend anderer, mit denen er im Vorschiff gelegen hatte. Der Schiffsjunge, Mild, hatte das Zeug zu einem erstklassigen Seemann, falls sein Hang zum Übermut ihn nicht vorher umbrachte. Er hoffte, dass sie vernünftig genug gewesen waren, sich für das Piratendasein zu entscheiden, wenn man ihnen die Wahl gelassen hatte. Der Drang, den Händler zu fragen, was er über das Schicksal des Lebensschiffes wusste, ließ ihm keine Ruhe. Gab es eine Möglichkeit, seiner Neugier nachzugeben, ohne sich selbst zu verraten? Doch plötzlich war es Brashen egal.
    »Woher habt Ihr eigentlich dieses Gemälde von dem Zauberschiff?«, fragte er.
    Die beiden Männer drehten sich um und sahen ihn an.
    »Warum interessiert dich das?«, wollte Kapitän Finney wissen. Es klang keineswegs beiläufig.
    Sincure Faldin mischte sich ein. Offenbar hoffte er immer noch, das Gemälde losschlagen zu können. »Das Bild stammt von dem Schiff selbst. Es ist schon selten genug, dass ein Lebensschiff gekapert wird; dieses Andenken daran gehört zu den seltensten Dingen überhaupt.« Während er wieder den Wert des Gemäldes lobte, packte er es erneut aus.
    Brashen verschob das kleine Stück Cindin hinter seiner Lippe. »Dann glaube ich es nicht«, sagte er mürrisch und blickte Finney an. »Das hat mich die ganze Zeit beschäftigt. Wenn jemand ein Bild von einem Schiff an Bord hat, dann ist es sehr wahrscheinlich ein Bild von seinem eigenen Schiff. Aber Lebensschiffe werden nicht gekapert. Das weiß jeder. Es ist eine Fälschung.« Er sah scheinbar beiläufig zu dem Händler. »Oh, ich halte Euch nicht für einen Lügner«, versicherte er schnell, als er den wütenden Ausdruck auf Faldins Gesicht bemerkte. »Ich behaupte nur, dass der, der es Euch verkauft hat, Euch betrogen hat.« Er lächelte den Mann an. Brashen war klar, dass man jemanden am besten zum Reden brachte, wenn man andeutete, dass er nicht wüsste, wovon er sprach.
    Es klappte. Die Miene des Händlers veränderte sich. Jetzt war sie

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