Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
selbst verehrt jetzt Kapitän Kennit.«
»Ein Lebensschiff wurde als Sklavenschiff benutzt und hat die Loyalität zur eigenen Familie aufgegeben, als es gekapert wurde?« Brashen schüttelte den Kopf, gleichzeitig amüsiert und verächtlich. Er wandte sich an seinen Kapitän. »Ich mag ja dieses besondere Schiff nicht kennen, aber ich weiß genug über Zauberschiffe, um Euch versichern zu können, dass das nicht wahr ist.«
»Aber es ist wahr!« Faldin schaute zwischen den beiden Männern hin und her. »Ihr müsst mir nicht glauben«, fuhr er überlegen fort. »Ihr seid ja nur einen Tag von Divvytown entfernt. Segelt dorthin, wenn Ihr mir nicht glaubt. Das Lebensschiff liegt schon fast einen Monat dort und wird repariert. Sprecht mit den ehemaligen Sklaven, die Kennit aus ihren Frachträumen an Land gesetzt hat. Ich habe zwar nicht selbst mit dem Schiff gesprochen, aber alle, die kühn genug waren, das zu tun, erklären, dass es nur gut von seinem Kapitän redet.«
Brashens Herz hämmerte in seiner Brust. Er fühlte sich, als bekäme er nicht genügend Luft. Das konnte nicht wahr sein. Alles, was er über die Viviace und Lebensschiffe wusste, sagte ihm, dass das nicht stimmte. Aber alle Beweise, die Sincure Faldin ihm vorgelegt hatte, verkündeten das Gegenteil. Er zuckte mit den Schultern und hustete, um das würgende Gefühl in seinem Hals loszuwerden. »Das kommt auf den Kapitän an«, sagte er schließlich und schob das Cindin im Mund herum. »Solche Entscheidungen trifft nur er. Ich?« Er hob den Knüppel in seinen Händen. »Ich treffe andere Dinge.« Er grinste sie beide mit drohend gefletschten Zähnen an.
»Wenn Ihr nach Divvytown kämt, könnte ich Euch viel mehr Waren zeigen.« Sincure Faldin war plötzlich wieder ganz und gar Kaufmann. Und er lächelte auch wieder, als er seine Geschichte zum Besten gab. »Dort ist mein Lager. Kennits neueste Reise hat es sehr gut gefüllt, obwohl sich nur wenig von seinem Lebensschiff darunter befindet. Die Sklaven waren die Hauptfracht. Und die hat er freigelassen. Außerdem hat er sich entschieden, die Einrichtung der Offiziersunterkünfte so zu belassen, wie sie waren, und hat das Schiff ansonsten repariert. Leider fühlte er sich nicht gut genug, um Besucher zu empfangen, aber man hat mir berichtet, dass die Offiziersquartiere sehr vornehm eingerichtet sind und ganz aus poliertem Holz und Messing bestehen.«
Kapitän Finney gab ein leises Knurren von sich. Brashen schwieg. Im Blick des Kapitäns glomm ein Funke des Interesses bei der Aussicht, ein gefangenes Lebensschiff zu sehen und vielleicht sogar mit ihm zu sprechen. Bei dieser Art von Beweis, und angesichts von Faldins Versicherung, das Gemälde sei die einzige Trophäe ihrer Kaperung, würde Finney das Bild vermutlich kaufen. Seltenes brachte immer Geld. Finney räusperte sich. »Nun gut. Stellt das Bild zur Seite. Ich habe noch ein bisschen Platz in meinen Laderäumen. Klingt, als wäre Divvytown der richtige Ort, um sie zu füllen. Wenn ich das Lebensschiff sehe und Eure Behauptungen sich als wahr herausstellen, dann kaufe ich das Bild. So. Und jetzt lasst uns wieder zum Geschäft kommen. Habt Ihr noch Gobelins von der Art, wie Ihr sie mir letztes Jahr verkauft habt?«
Über einem Chor von Sägen ertönten helle Hammerschläge. Der Geruch nach Sägemehl und frischem Firnis erfüllte die Gänge des Schiffes. Die Sklaven, die vorher noch die Decks und Frachträume der Viviace bevölkert hatten, waren jetzt von Kolonnen von Zimmerleuten und Schiffsbauern ersetzt worden. Wintrow ging um einen Mann herum, der Firnis auf einen reparierten Türrahmen auftrug, und wich dann einem Lehrling aus, der Bienenwachsblöcke schleppte. Die Viviace wurde mit verblüffender Geschwindigkeit repariert. Die Schäden, die sie bei dem Sklavenaufstand davongetragen hatte, waren beinahe verschwunden. Ihre Frachträume waren gesäubert worden. Man hatte sie nicht einfach nur geschrubbt, sondern auch sorgfältig mit aromatischen Kräutern behandelt. Schon bald waren nur noch die Blutflecken auf ihren Decksplanken übrig. Trotz allen Schrubbens, Scheuerns und Einweichens weigerte sich das Hexenholz zu vergessen.
Sorcor war überall und nirgends und marschierte energisch auf dem Schiff herum, während er alles überwachte. Seine Stimme war gut zu hören, und die Männer beeilten sich, seine Befehle auszuführen. Weniger gebieterisch, aber genauso effektiv ging Etta zu Werke. Sie verkündete ihre Anwesenheit nicht mit einem
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