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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gebellten Befehl, aber ihre ruhigen Bemerkungen taten genauso gut ihre Wirkung. Matrosen strahlten, wenn sie sie lobte. Wintrow hatte sie verstohlen beobachtet. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie sich scharf und sarkastisch geben würde. Er hatte ihre messerscharfe Zunge so häufig zu spüren bekommen, dass er es für ihr übliches Verhalten hielt. Stattdessen hatte er festgestellt, dass sie auch äußerst charmant sein konnte. Und er bemerkte die sorgfältige Linie, die sie niemals überschritt. Auch wenn sie die Arbeiten nach ihren Wünschen ausführen ließ, achtete sie strengstens darauf, Sorcors Autorität niemals zu untergraben. Wenn der Maat und die Frau des Kapitäns beide in der Nähe waren, zeigten sie stets sowohl Kameraderie als auch Rivalität. Es faszinierte und verwirrte Wintrow. Der Kern von beidem, ihrer Verbindung und ihrem Konflikt, war Kennit.
    Wie konnte ein Mann eine solche Loyalität in derart verschiedenen Menschen wecken? Im Kloster gab es den oft angewandten Spruch: »Sas Hand kann jedes Werkzeug formen.« Er wurde normalerweise benutzt, wenn ein Novize, von dem man es überhaupt nicht erwartete, plötzlich ein Talent entwickelte. Schließlich hatte Sa für jedes Ding seinen Zweck. Es waren die Grenzen des Menschlichen, die verhinderten, dass solche Gründe immer wahrgenommen wurden. Vielleicht war Kennit wahrlich ein Werkzeug von Sa, und vielleicht war er sich seiner Bestimmung sogar bewusst. Wintrow vermutete, dass schon merkwürdigere Dinge geschehen waren. Er konnte sich nur einfach an keines erinnern.
    Er klopfte an eine frisch gestrichene Tür, schob den Riegel zurück und trat ein. Trotz des hellen Sonnenlichts, das durch das Bullauge in den Raum fiel, wirkte die Kammer dunkel und eng. »Ihr solltet das Fenster öffnen und frische Luft hereinlassen«, bemerkte er laut und stellte das Tablett ab, das er in der Hand hielt.
    »Schließ die Tür!«, erwiderte sein Vater mürrisch und stand auf. Das zerwühlte Bett zeigte noch den Abdruck seines Körpers. »Was bringst du mir diesmal? Sägemehlkuchen voller Holzwürmer?« Er starrte wütend auf die Tür, die immer noch offen stand, durchquerte den kleinen Raum mit einem Schritt und warf sie zu.
    »Rüben- und Zwiebelsuppe und Weizenbrot«, erwiderte Wintrow gelassen. »Es ist dasselbe Essen, das auch alle anderen heute bekommen haben.«
    Kyle Haven knurrte. Er hob die Schüssel mit Suppe hoch und steckte den Finger hinein. »Sie ist kalt«, beschwerte er sich und trank sie auf der Stelle aus. Seine behaarte Kehle zuckte, als er schluckte. Wintrow fragte sich, wann er sich das letzte Mal rasiert hatte. Als er die Schüssel senkte, wischte er sich den Mund mit dem Handrücken ab. Er bemerkte, dass sein Sohn ihn beobachtete, und erwiderte den Blick finster. »Was? Welche Manieren erwartest du von einem Mann, der wie ein Hund im Zwinger gehalten wird?«
    »Es stehen keine Wachen mehr vor Eurer Tür. Ich habe vor einigen Tagen erbeten, dass Ihr an Deck kommen könnt. Kennit hat es Euch erlaubt, solange ich bei Euch bleiben und Verantwortung für Euch übernehmen würde. Es ist Eure Entscheidung, in diesem Raum zu bleiben, als wäre es eine Zelle.«
    »Ich wünschte, es wäre ein Spiegel hier, damit ich sehen könnte, ob ich wirklich so dumm aussehe, wie du mich offenbar findest«, erwiderte sein Vater. Er nahm ein Stück Brot und wischte die Schüssel damit aus, bevor er hineinbiss. »Das würde dir gefallen, was?«, murmelte er undeutlich mit vollem Mund. »Du könntest neben mir an Deck entlangschlendern und dann überrascht und entsetzt tun, wenn mir irgend so ein Mistkerl ein Messer in die Rippen rammt. Dann wärst du mich endlich für immer los. Glaub nicht, ich wüsste nicht, dass du genau das willst. Darum geht es doch die ganze Zeit. Nicht, dass du den Mut hättest, es selbst zu erledigen. O nein, nicht der berockte Jüngling. Er betet zu Sa und überlässt es anderen, die schmutzige Arbeit für ihn zu erledigen. Was ist das denn?«
    »Erlentee. Und wenn ich Euch so sehr loswerden wollte, hätte ich ihn vergiftet.« Wintrow erschrak, als er seinen herzlosen Sarkasmus bemerkte.
    Sein Vater hielt auf halbem Weg zu seinem Mund inne und lachte heiser auf. »Nein, das würdest du nicht tun. Du nicht. Du würdest jemand anderen dazu bringen, ihn zu vergiften, und dann würdest du ihn mir geben, damit du so tun könntest, als wärst du es gar nicht gewesen. Es war nicht meine Schuld, würdest du jammern. Und wenn du dann zu deiner Mutter

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