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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht mehr wütend, sondern zeigte eine kalte Selbstgefälligkeit. »Das glaube ich kaum. Natürlich verstehe ich, warum Ihr das annehmt. Die Kaperung eines Zauberschiffes ist keine gewöhnliche Tat. Und sie wurde auch nicht von einem gewöhnlichen Mann vollbracht. Kapitän Kennit hat das bewerkstelligt. Falls Ihr seinen Namen kennt, dürfte Euch das kaum überraschen.«
    Kapitän Finney schnaubte verächtlich. »Dieser Pferdearsch? Lebt er immer noch? Ich hätte darauf gewettet, dass ihm längst jemand die Gedärme aufgeschlitzt hat. Verbreitet er immer noch diesen Quatsch, König der Piraten zu werden?
    Zum ersten Mal schien Brashen die Empörung von Sincure Faldin nicht gekünstelt zu sein. Der korpulente Kaufmann reckte sich und holte tief Luft. Sein buntes Hemd blähte sich wie ein Segel vor dem Wind. »Ihr sprecht von einem Mann, der mit meiner Tochter so gut wie verlobt ist. Ich habe sehr viel Achtung vor Kapitän Kennit, und ich fühle mich geehrt, dass er ausschließlich mir das Privileg gewährt, seine Waren zu verkaufen. Ich werde keine herabsetzenden Bemerkungen über ihn dulden.«
    Finney sah Brashen an und verdrehte die Augen. »Dann sage ich lieber nichts mehr über ihn. Der Mann ist wahnsinnig, Sincure. Er ist ein exzellenter Kapitän und hat sein Schiff absolut im Griff. Dagegen ist nichts zu sagen. Letztes Jahr gab es jedoch diese wilden Gerüchte um ihn, dass ihm bestimmt sei, König der Piraten-Inseln zu werden. Angeblich ist er nach Anderland gesegelt, und das Orakel hat bestätigt, dass es so wäre. Nun, Ihr wisst ja, wie sehr wir uns alle einen König wünschen! Hah! Das Nächste, was ich von ihm hörte, war, dass er Sklavenschiffe jagt, nur um die Fracht zu befreien. Nicht, dass ich kein Mitleid mit den armen Schweinen hätte, die da in den Frachträumen der Chalcedaner angekettet sind! Das habe ich. Aber ich habe auch Mitleid mit mir, weil der verdammte Kennit so viel Staub aufgewirbelt hat, dass dieses Bürschchen von einem Satrapen den Piraten Patrouillen auf den Hals gehetzt hat. Und dieser Junge hat nicht mal genug Verstand, es ein jamaillianisches Problem bleiben zu lassen. Nein, er hat chalcedanische Söldner eingeladen, die uns hier ausräuchern sollen. Stattdessen fischen sie sich die beste Fracht selbst heraus und schieben es dann uns in die Schuhe.« Finney schüttelte den Kopf. »König der Piraten-Inseln. Klar. Und genau das erwarten wir auch von einem König: dass uns noch mehr Scheiße auf den Kopf regnet.«
    Sincure Faldin verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein, nein, teurer Freund. Es liegt mir zwar fern, mich mit einem Kunden zu streiten, aber Ihr seht einfach die größeren Zusammenhänge nicht. Kennit hat uns allen Gutes getan. Die befreiten Sklaven kommen zu uns, bevölkern unsere Städte mit Handwerkern und Künstlern, ganz zu schweigen von den vielen fruchtbaren Frauen. Wer ist sonst gewöhnlich zu uns geflohen? Mörder und Vergewaltiger, Diebe und Halsabschneider. Die wenigen ehrlichen Männer, die bei uns gelandet sind, mussten das tun, was Euch und mir ebenfalls nicht erspart blieb. Sich einen Weg suchen, wie sie ein ehrliches Leben mitten im Chaos führen können. Kennit hat das alles geändert. Er bevölkert unsere Städte mit Menschen, die nur die Chance wollen, wieder in Freiheit zu leben. Er wird aus uns eine Nation machen, nicht nur eine Ansammlung von sich, befehdenden Außenposten für Renegaten und Flüchtlinge. Sicher, er hat den Zorn des Satrapen geweckt. Diejenigen unter uns, die so verblendet waren und glaubten, dass wir diesem drogenumnebelten Jüngling immer noch Loyalität schuldeten, einem Jungen, der von seinen Frauen und Ratgebern beherrscht wird, sehen ihn jetzt, wie er wirklich ist. Seine Handlungen haben die sentimentale Lehnstreue zerschmettert. Wir alle werden erkennen, dass wir Jamaillia überhaupt keine Loyalität schulden, sondern dass unsere Sorge nur uns selbst gelten sollte.«
    Finneys Miene verriet mürrische Zustimmung. »Ich sage ja auch nicht, dass er vollkommen schlecht ist. Aber wir brauchen keinen König. Wir haben die Sachen ganz gut selbst hingekriegt.«
    Brashen erinnerte sich an etwas. »Kennit. Ist das nicht derjenige, der alle an Bord eines Schiffes tötet, wenn er es kapert?«
    »Nicht immer!«, widersprach Faldin. »Nur auf Sklavenschiffen tötet er die gesamte Mannschaft. Aber es hält sich das Gerücht, dass er einige von der Mannschaft des Zauberschiffs gerettet hat, obwohl es ein Sklavenschiff war. Das Schiff

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