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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zurückkriechst, dann würde sie dir glauben und dich wieder in dein Kloster zurücklassen.«
    Wintrow presste die Lippen zusammen. Ich bin mit einem Verrückten zusammen, ermahnte er sich. Wenn ich mit ihm rede, bringt ihn das auch nicht zur Vernunft. Sein Verstand hat sich verzerrt. Nur der allmächtige Sa kann ihn heilen, und das nur in seinem Tempo. Er fand einen Hauch von Geduld in sich selbst. Und er versuchte zu glauben, dass es keine Zurschaustellung von Schwäche war, als er durch den Raum ging und das Fenster öffnete.
    »Mach es wieder zu«, knurrte sein Vater. »Glaubst du, ich will diese dreckige Stadt da draußen riechen?«
    »Es riecht nicht schlimmer als der Gestank Eures eigenen Körpers hier im Raum«, konterte Wintrow. Er trat zwei Schritte von dem offenen Fenster weg. Zu seinen Füßen lagen sein eigener Strohsack, auf dem er selten geschlafen hatte, und das kleine Bündel mit seinen eigenen Kleidern. Offiziell teilte er den winzigen Raum mit seinem Vater. Aber in Wirklichkeit schlief er meistens auf dem Vordeck bei Viviace. Diese Nähe machte ihm ihre Gedanken unangenehm bewusst und durch sie auch Kennits Träume. Trotzdem war das immer noch besser als die Gegenwart seines gereizten und kranken Vaters.
    »Wird er uns gegen Lösegeld freigeben?«, wollte Kyle Haven plötzlich wissen. »Er könnte einen guten Preis für uns erzielen. Deine Mutter könnte einiges zusammenkratzen, und die Bingtown-Händler würden sicher noch mehr aufbringen, um ein Lebensschiff zurückzubekommen. Weiß er das? Dass er einen guten Preis für uns bekommen würde? Das solltest du ihm sagen. Hat er schon eine Lösegeldforderung gestellt?«
    Wintrow seufzte. Nicht schon wieder dieses Thema. »Er will das Schiff nicht freikaufen lassen, Vater. Er hat vor, es zu behalten. Das bedeutet, dass ich ebenfalls hier bleiben muss. Ich habe keine Ahnung, was er mit dir vorhat. Ich habe ihn gefragt, aber er antwortet mir nicht darauf. Und ich will ihn nicht wütend machen.«
    »Warum nicht? Du hast keine Angst davor, mich wütend zu machen!«
    Wintrow seufzte erneut. »Weil er ein unberechenbarer Mann ist. Wenn ich ihn dränge, könnte er… spontan handeln. Um seine Macht zu demonstrieren. Ich halte es für klüger abzuwarten, bis er einsieht, dass er nichts gewinnt, wenn er Euch behält. Und je gesünder er wird, desto einsichtiger scheint er zu werden. Inzwischen…«
    »Inzwischen werde ich kaum noch mehr als eine lebende Leiche sein, die hier festgehalten wird, verspottet und verhöhnt und von allen auf dem Schiff verachtet. Er scheint mich mit Dunkelheit und schlechter Nahrung brechen zu wollen, und als einzige Gesellschaft gewährt er mir meinen schwachsinnigen Sohn!«
    Sein Vater war mit dem Essen fertig. Ohne ein weiteres Wort nahm Wintrow das Tablett und drehte sich um. »Ganz recht, lauf nur weg! Versteck dich vor der Wahrheit!« Als Wintrow nicht antwortete, sondern die Tür öffnete, brüllte sein Vater ihm hinterher: »Nimm den Nachttopf mit, und mach ihn leer! Er stinkt.«
    »Macht es selbst.« Wintrows Stimme klang tonlos und hässlich. »Niemand wird Euch aufhalten.«
    Er schloss die Tür hinter sich und umklammerte das Tablett so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Seine Backenzähne schmerzten, so fest biss er die Kiefer zusammen. »Warum?«, fragte er. Und fuhr leiser fort: »Wie kann dieser Mann mein Vater sein? Ich fühle mich überhaupt nicht mit ihm verbunden.«
    Er spürte ein zartes, mitfühlendes Zittern des Schiffes.
    Kurz bevor er die Kombüse erreichte, holte Sa'Adar ihn ein. Wintrow hatte bemerkt, dass der Mann ihm gefolgt war, seit er die Kajüte seines Vaters verlassen hatte, aber er hatte gehofft, dass er ihm entkommen könnte. Der Priester wurde mit jedem Tag furchteinflößender. Er war eine Weile vollkommen verschwunden, nachdem Etta ihn mit ihrem Messer gezeichnet hatte. Wie ein Parasit hatte er sich tief in den Lagerräumen des Schiffes vergraben, um sein Gift lautlos den befreiten Frauen und Männern einzuträufeln. Es gab weniger Unzufriedene, während die Zeit verstrich. Kennit und seine Mannschaft behandelten sie gleichberechtigt. Sie bekamen dasselbe zu essen wie die Mannschaft, und man erwartete dieselbe Anstrengung von ihnen, was das Schiff anging.
    Als sie Divvytown erreichten, wurde den ehemaligen Sklaven verkündet, dass jeder, der von Bord gehen wollte, das jetzt tun konnte. Kapitän Kennit wünschte ihnen allen Glück und äußerte die Hoffnung, dass sie ihr neues Leben

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