Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
genießen würden. Diejenigen, die es wollten, durften als Mannschaftsmitglieder an Bord des Schiffes bleiben. Allerdings mussten sie sich bewähren und sich vor Kennit als ordentliche und loyale Seeleute zeigen. Wintrow begriff, wie klug das war. Kennit hatte Sa'Adar sehr wirkungsvoll alle Zähne gezogen. Jeder Sklave, der sich wirklich nach einem Leben als Pirat sehnte und die entsprechenden Fähigkeiten besaß, konnte einer werden. Die anderen hatten ihre Freiheit gewonnen. Es hatten sich nicht viele für die Piraterie entschieden.
    Der größere, ältere Mann trat plötzlich um Wintrow herum. Sa'Adar stand vor ihm und versperrte ihm den Weg. Wintrow sah an ihm vorbei. Der Priester war allein. Ob die Kartenvisagen ihn verlassen hatten, um ihr eigenes Leben zu leben? Wintrow hob den Blick und sah Sa'Adar an. Das Gesicht des Mannes war verzerrt von Unzufriedenheit und Fanatismus. Sein Haar hing in seine Stirn, und seine Kleidung war schon seit Tagen nicht gewaschen worden. Seine Augen glühten. »Ich habe gesehen, wie du die Kajüte deines Vaters verlassen hast«, meinte er anklagend.
    Wintrow ignorierte den versteckten Vorwurf. »Es wundert mich, dass Ihr immer noch an Bord seid«, sagte er höflich. »Ich bin sicher, dass es an einem Ort wie Divvytown viel Arbeit für einen Priester von Sa gibt. Die freigelassenen Sklaven würden sicher Eure Hilfe zu schätzen wissen, wenn sie dort ein neues Leben beginnen.«
    Sa'Adar funkelte Wintrow mit seinen dunklen Augen an. »Du verhöhnst mich. Du verspottest meine Priesterschaft, und dadurch verspottest du dich selbst und Sa.« Seine Hand schoss schlangengleich vor und packte Wintrows Schulter. Der Junge hielt immer noch das Essenstablett seines Vaters fest. Er umklammerte es, damit das Geschirr nicht auf das Deck fiel, aber er wich nicht zurück. »Du gibst deine Priesterschaft und Sa auf, wenn du das tust. Dies hier ist ein Todesschiff, und es spricht auch mit der Zunge des Todes. Ein Anhänger des Lebenden Gottes sollte ihm nicht dienen. Aber es ist noch nicht zu spät für dich. Ruf dir ins Gedächtnis, wer du bist. Schließe dich wieder dem Leben und dem Recht an. Du weißt, dass dieses Schiff gerechterweise denen gehört, die es sich erkämpft haben. Dieses Schiff der Grausamkeit und der Gefangenschaft könnte ein Schiff der Freiheit und Gerechtigkeit werden.«
    »Lasst mich los«, erwiderte Wintrow ruhig. Er versuchte, sich aus dem Griff des Wahnsinnigen zu befreien.
    »Das ist meine letzte Warnung an dich!« Sa'Adar rückte noch näher heran. Sein stinkender Atem schlug heiß in Wintrows Gesicht. »Es ist deine letzte Chance, dich von den Verfehlungen der Vergangenheit loszusagen und den wahren Pfad des Ruhms zu betreten. Dein Vater muss der Gerechtigkeit überantwortet werden. Wenn du dabei ein Instrument sein willst, kann dir deine eigene Rolle bei den Ausschreitungen vergeben werden. Ich werde es selbst so entscheiden. Dann muss das Schiff denen übergeben werden, die es rechtmäßig für sich beanspruchen. Bring Kennit dazu, das einzusehen. Er ist ein kranker Mann. Er kann uns nicht widerstehen. Wir haben uns erhoben und einen Despoten entthront. Glaubt er, dass wir das nicht noch einmal könnten?«
    »Ich glaube, dass es Euren Tod bedeuten würde, wenn ich ihm das sage. Und auch meinen Tod. Sa'Adar, seid mit dem zufrieden, was Euch geschenkt wurde: eine Chance auf ein neues Leben. Ergreift sie und lebt.« Wintrow versuchte sich zu befreien, aber der Mann verstärkte den Griff noch. Er fletschte knurrend die Zähne. Wintrow spürte, wie er die Beherrschung verlor. »Nehmt Eure Hände weg, und lasst mich gehen.« Plötzlich erinnerte er sich wieder an diesen Mann, als er noch im Frachtraum der Viviace gelegen hatte. Kaum war er seiner Ketten ledig, hatte er als Erstes Gantry umgebracht. Gantry war auf seine Weise ein guter Mann gewesen. Und auf jeden Fall besser als alles, was Sa'Adar Wintrow bisher von sich gezeigt hatte.
    »Ich warne dich…«, knurrte der ehemalige Priester, aber Wintrows lange unterdrückter Kummer und Ärger brachen plötzlich hervor und überwältigten ihn. Er rammte dem Mann das hölzerne Tablett in den Unterleib. Überrascht schnappte Sa'Adar nach Luft und stolperte zurück. Wintrow wusste, dass er es damit hätte bewenden lassen sollen. Er hätte einfach weggehen können. Er war erschrocken über sich selbst, als er das Tablett fallen ließ und dem Mann zwei heftige Schläge auf die Brust versetzte. Beinahe unbeteiligt sah er, wie erst

Weitere Kostenlose Bücher