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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die richtigen Leute kennt und sie auf die richtige Art und Weise anspricht. Nun, wenn wir in diese Stadt kommen und ich Euch mit den richtigen Zwischenhändlern zusammenbringe, könntet Ihr es ja sogar so aussehen lassen, als würdet ihr eine gute Tat tun. Bringt das Porträt einfach nach Hause, und erzählt ihnen eine traurige Geschichte dazu. Und überlasst es dem Zwischenhändler, darauf hinzuweisen, dass ein solcher wohlmeinender Händlerkapitän eine deftige Belohnung für solch einen Abstecher verdient hat.«
    Finney verschob das Cindin hinter seiner Lippe. »Vielleicht. Aber der Abstecher wäre es nicht wert, wenn wir nur ein Stück von der Ladung losschlagen könnten.«
    »Natürlich nicht! Ich wette, das Gemälde wäre nur das Sahnestück des Geschäfts. Es könnte Euch mehr einbringen, als Ihr Euch vorstellen könnt.«
    »Und vielleicht auch mehr Ärger, als ich mir vorstellen möchte.« Finney sah finster in den Sonnenuntergang. Nach einer Weile fragte er: »Und was könnte dort von uns noch alles gut verkauft werden?«
    Brashen zuckte mit den Schultern. »Alles, was Bingtown nicht selber herstellen oder sich aus dem Norden besorgen kann. Gewürze, Tees… jamaillianische Schnäpse und Weine. Exotische Stoffe aus den Südländern und gute jamaillianische Antiquitäten. Solche Sachen.«
    »Kennst du denn jemanden, der als Zwischenhändler fungieren könnte?«
    Brashen neigte den Kopf. »Ich habe an einen sehr geeigneten Kandidaten gedacht.« Er lachte kurz. »Und wenn alles andere scheitert, könnte ich es wohl selbst erledigen.«
    Finney streckte wortlos die Hand aus. Brashen ergriff sie, und damit war das Geschäft besiegelt. Er war erleichtert. So konnte er die Nachricht nach Bingtown bringen. Sicher wusste Ronica Vestrit Mittel und Wege, wie sie ihre Tochter und ihr Schiff aus der Hand dieses Piraten befreien konnte. Er sah beinahe entschuldigend zur Viviace und zu Althea zurück. Dieser fadenscheinige Plan war das Beste, was er zu ihrer Rettung beitragen konnte. Er hoffte nur, dass Althea und das Schiff bis dahin einigermaßen zurechtkamen.
    Plötzlich fluchte er wütend und ausgiebig.
    »Was ist los?«, wollte Finney wissen.
    »Nichts. Gar nichts. Hab mir nur einen Splitter unter den Nagel gerammt. Ich lasse den Schiffsjungen morgen die Reling abschleifen.« Er drehte sich von dem Kapitän weg und tat, als untersuche er seine Hand.
    Weiter entfernt, an Bord der Viviace, pinkelte die schlanke Gestalt in aller Ruhe in einem Bogen über die Seite des Schiffes ins Wasser.

Sommer
13. Zwischenspiel

    Wir sind kein richtiges Knäuel, dachte Shreeva. Ein richtiges Knäuel sammelt sich um einen Führer, dem es folgt und den es respektiert. Dies hier waren nur streunende Seeschlangen, die sie vereinzelt oder zu zweit aufgelesen hatten, während der Versorger nach Norden gezogen war und das Knäuel ihm folgte. Die Schlangen, die jetzt mit ihnen schwammen, waren nicht kameradschaftlich mit Maulkins Knäuel verbunden. Sie folgten einfach nur zufällig derselben Nahrungsquelle. Trotzdem hatte die Anwesenheit von anderen Seeschlangen etwas Tröstliches. Einige von ihnen schienen sogar manchmal lichte Momente zu haben. Andere wirkten mit ihrem Schweigen und ihren leeren Blicken beinahe gespenstisch. Die Schlimmsten benahmen sich kaum besser als Tiere und waren bereit, ihr Gift auf alles zu verspritzen, was sich ihrer Beute näherte. Shreeva, Sessurea und Maulkin hatten gelernt, diejenigen zu ignorieren, die auf ein derartig viehisches Stadium herabgesunken waren. Und eigentlich waren sie auch nicht am schwersten zu ertragen. Die Schlangen, die ganz dicht davor waren zu erkennen, wer sie waren und was sie gewesen waren, gingen ihnen am nächsten.
    Die drei Schlangen aus Maulkins Knäuel waren beinahe so schweigsam geworden wie die Neuankömmlinge. Es war schwierig, Themen zu finden, die sie nicht alle in noch größere Verzweiflung stürzten. Shreeva konnte sich schwach an frühere Zeiten erinnern, in denen sie unter körperlichen Entbehrungen gelitten hatten. Zu langes Fasten konnte bei jedem dazu führen, dass die Gedanken sich verwirrten und unzusammenhängend wurden. Sie hatte ihre eigenen kleinen Rituale, um bei Verstand zu bleiben. Täglich erinnerte sie sich an ihren Zweck. Sie waren nach Norden gegangen, als Maulkin wusste, dass die Zeit gekommen war. Die, die sich erinnert, hätte sie begrüßen müssen. Sie hätte bei ihnen allen die Erinnerung neu erwecken und sie durch die nächste Stufe führen

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