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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht. Sie erwiderte Sessureas Blick. Er schüttelte noch einmal seine Mähne, und der Grüne erschlaffte plötzlich.
    Maulkin hob den Kopf. »Vorsichtig, vorsicht«, warnte er sie. »Als wir gekämpft haben, hat er zu mir gesprochen. Zunächst waren es nur Flüche, aber dann wollte er wissen, mit welchem Recht ich ihn angegriffen habe. Ich glaube, er kann noch erweckt werden.«
    Shreeva hatte nicht die Kraft zu antworten. Sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um ihren Griff um die anderen zu halten, während Sessurea und sie versuchten, den schlammigen Boden zu überqueren. Sessurea sah eine Gesteinserhebung. Es war sehr schwierig, sie dorthin zu führen, und noch umständlicher, einen sicheren Griff zu finden, der sie alle hielt. Maulkin war kaum hilfreicher als ein Strang Seetang. Der Grüne war vollkommen regungslos. Nachdem sie sich festgesetzt hatten, wollte Shreeva einfach nur noch ausruhen. Sie wagte es jedoch nicht, sich zu entspannen. Immer noch hatten sie einen Fremden in ihrer Mitte, der vielleicht gewalttätig wurde, wenn er aufwachte. Und mehrere der anderen Seeschlangen hatten sie ebenfalls entdeckt. Sie hielten sich in einiger Entfernung von ihnen und beäugten sie aufmerksam. Oder vielleicht auch hungrig. Angewidert fragte sich Shreeva, was sie wohl wollten. Ob sie ihren Anteil wollten, wenn sie sähen, wie Maulkins Knäuel den Grünen fraß? Das fürchtete sie jedenfalls und beobachtete sie misstrauisch.
    Maulkin war erschöpft. Die schreckliche schwarzbraune Farbe seiner Haut verriet das. Aber er gab nicht auf. Er massierte die grüne Seeschlange mit seinen Umschlingungen und rieb ihn mit winzigen Tropfen seines Giftes ein. »Wer bist du?«, fragte er den schlaffen Grünen immer wieder. »Du warst einmal ein Sänger, und zwar ein sehr guter. Du hattest einmal ein Gedächtnis, das Tausende von Melodien und die Worte dieser Lieder behalten konnte. Greif danach. Sag mir deinen Namen. Einfach nur deinen Namen.«
    Shreeva wollte ihm sagen, dass er seine Kraft nicht weiter verschwenden sollte, aber ihr fehlte dafür die Energie. Es war ganz offensichtlich vergeblich. Sie glaubte nicht einmal, dass der Grüne bei Bewusstsein war. Wie lange würde Maulkin wohl weitermachen? Hatte einer von ihnen denn die Reserven, das jetzt zu tun und dann morgen dem Versorger zu folgen? Maulkins Aktionen hatten sie vielleicht ihre letzte Chance gekostet, überleben zu können.
    »Tellur«, murmelte der Grüne. Seine Kiemen pumpten. »Mein Name ist Tellur.« Ein Schauer lief über seinen ganzen Körper. Er wickelte sich um Maulkin und hielt sich fest, als fürchte er, dass die Strömung ihn davontragen könnte. »Tellur!«, rief er laut. »Tellur! Ich bin Tellur!« Er klappte die Lider über die Augen und senkte den Kopf. »Tellur«, murmelte er leise. Er war erschöpft. Shreeva versuchte, so etwas wie Begeisterung zu empfinden. Maulkin hatte ihn wiedererweckt. Aber für wie lange? Würde er ihnen bei ihrer Aufgabe helfen oder einfach nur eine weitere Vergeudung ihrer Reserven sein?
    Der Ring aus Seeschlangen, die ihnen zusahen, rückte näher. Shreeva fühlte, wie Sessurea vorsichtig hin und her schwankte, und wusste, dass er sich auf einen Kampf vorbereitete. Sie hob den Kopf und versuchte, ihre Mähne zu schütteln. Nur kläglich wenig Gift strömte hervor. Sie blickte die anderen Seeschlangen drohend an, aber die wirkten nicht sonderlich beeindruckt. Ein gewaltiger Kobaltfarbener kam noch näher. Er war größer als die anderen Seeschlangen, mindestens ein Drittel länger als Sessurea und doppelt so kräftig. Mit weit aufgerissenem Maul kostete er die Gifte im Wasser. Plötzlich warf er den Kopf zurück und stellte seine eigene Mähne aufrecht. »Kelaro!«, bellte er. »Ich bin Kelaro!« Seine Kiefer arbeiteten, nahmen die Gifte auf und ließen sie über seine Kiemen strömen. »Ich erinnere mich!«, schrie er. »Ich bin Kelaro!« Bei seinem Gebrüll zuckten einige zurück wie Fische. Andere schienen völlig unberührt von seinem Ausbruch. Er drehte den Kopf und betrachtete eine vernarbte rote Schlange in der Gruppe. »Und du bist Sylic. Mein Freund Sylic. Wir gehörten einmal zu Xecres' Knäuel. Xecres. Was ist aus Xecres geworden? Wo ist der Rest von unserem Knäuel?« Er stürzte sich ärgerlich auf die rote Schlange, die ihn mit leeren Augen anstarrte. »Sylic. Wo ist Xecres?«
    Sylics leerer Blick stachelte die Wut des Blauen mächtig an. Plötzlich umschlang er seinen Gefährten und drückte ihn, als

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