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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wäre er ein Wal, den er ertränken und verzehren wollte. Seine eigene Mähne war voll aufgerichtet und hochgiftig. Als sie kämpften, schwebten Gifte wie eine Wolke um sie herum. »Wo ist Xecres, Sylic?«, wollte er wissen. Als sich der Rote heftiger wehrte, drückte er ihn noch fester. »Sylic! Sag deinen eigenen Namen. Sag: ›Ich bin Sylic!‹ Sag es sofort!«
    »Er wird ihn umbringen«, warnte Sessurea sie entsetzt.
    »Halt dich da raus!«, erwiderte Maulkin. »Lass es einfach geschehen, Sessurea. Wenn er Sylic nicht erwecken kann, dann sollte er besser sterben. Es wäre besser für uns alle.«
    Die Resignation in seiner Stimme ließ sie erstarren. Shreeva sah ihn an, aber Maulkin wich ihrem Blick aus. Er betrachtete stattdessen den schlummernden Grünen in ihrer Mitte. Da hörte sie eine neue Stimme hinter sich, schrill und atemlos.
    »Sylic!«, meinte sie. »Mein Name ist Sylic.« Der Rote wehrte sich schwach. Kelaro lockerte den Griff, ließ ihn aber nicht frei.
    »Was ist aus Xecres geworden?«
    »Das weiß ich nicht.« Sylics Worte klangen undeutlich, als hätte er Schwierigkeiten beim Sprechen. Er redete langsam, als könnte er nur mühsam Gedanken mit Worten verbinden. »Er hat sich vergessen. Wir sind eines Morgens aufgewacht, und er war fort. Er hat sein Knäuel verlassen. Und kurz danach haben die anderen sich ebenfalls vergessen.« Er schüttelte wütend den Kopf, und eine Giftwolke stieg von seiner eigenen zerfetzten Mähne auf. »Ich bin Sylic!«, wiederholte er verbittert. »Sylic der Freundlose. Sylic ohne Knäuel.«
    »Sylic von Maulkins Knäuel. Kelaro von Maulkins Knäuel. Wenn ihr wollt.«
    Maulkins Stimme hatte wieder etwas von ihrem Timbre wiedergewonnen. Seine falschen Augen schimmerten sogar kurz golden auf. Kelaro und Sylic warfen ihm schweigend einen kurzen Blick zu. Dann näherte sich Kelaro ihnen, Sylic immer noch in seinem Griff. Seine Augen waren groß, schwarz mit silbernen Funken und blickten traurig. Sie drehten sich langsam, während er das mitgenommene Knäuel betrachtete, das ihn gerade eingeladen hatte, ihm beizutreten. Dann senkte er feierlich sein gewaltiges, bemähntes Haupt.
    »Maulkin«, grüßte er ihn. Er schlang seinen Schwanz um ihren Felsanker und zog seinen Freund dicht heran. Vorsichtig, damit er niemanden beleidigte, verband er sich mit Sessurea, Shreeva und Maulkin. »Kelaro von Maulkins Knäuel grüßt euch alle.«
    »Sylic von Maulkins Knäuel ebenfalls«, wiederholte der erschöpfte Rote.
    Als sie sich müde zum Schlafen niederlegten, bemerkte Sessurea: »Wir dürfen nicht zu lange schlafen, falls wir den Versorger noch einholen wollen.«
    »Wir können schlafen, solange wir wollen«, verbesserte ihn Maulkin. »Versorger sind für uns Vergangenheit. Von jetzt an jagen wir, wie es sich für Seeschlangen geziemt. Ein starkes Knäuel ist auf niemandes Großzügigkeit angewiesen. Und wenn wir nicht nach Nahrung suchen, dann suchen wir Eine, die sich erinnert. Wir haben eine letzte Chance bekommen. Wir dürfen sie nicht vergeuden.«

14. Serillas Entscheidung

    In der prächtig ausgestatteten Kajüte war es stickig und vollkommen verqualmt. Serilla dröhnte der Kopf, während ihr Magen heftig gegen das ständige Schwanken des Decks protestierte. Jedes Gelenk in ihrem Körper schmerzte unter dieser ständigen Bewegung. Die Seefahrt hatte ihr nie besonders gefallen, nicht einmal als Mädchen. Und die Jahre im Palast des Satrapen hatten ihren Magen nicht unbedingt abgehärtet, was Seereisen anging. Hätten sie doch ein kleineres, seetüchtigeres Schiff genommen. Aber der Satrap hatte auf dem gewaltigen, ausladenden Schiff für sich und seinen Hofstaat bestanden. Die Verspätung bezüglich ihrer Abreise lag zur Hälfte an der Renovierung des Schiffsinneren, damit für den Satrapen genug Platz vorhanden war. Serilla hatte einige Einwände von den Schiffszimmerern gehört, die den Bau ausführen mussten. Es hatte etwas mit Ballast und Stabilität zu tun. Serilla hatte zwar nicht verstanden, warum genau sie sich Sorgen machten, aber jetzt vermutete sie, dass das permanente Schwanken des Schiffes das Ergebnis von Cosgos sturem Beharren auf seinen Plänen war. Aber sie erinnerte sich daran, dass jedes zähe Schwanken sie ein Stück näher zu Bingtown brachte.
    Es fiel ihr schwer, sich daran zu erinnern, dass sie sich tagelang auf diese Reise gefreut hatte. Sie hatte immer wieder neu gepackt, andere Garderobe ausgewählt und wieder verworfen. Sie wollte nicht langweilig

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