Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Kekkis Körper, als wäre sie ein Kissen. »Ich könnte dich kurieren. Ich könnte dich den Seeleuten überlassen. Hast du daran schon gedacht? Der Kapitän ist Chalcedaner. Er würde mich nicht deswegen verachten, wenn ich eine Frau verstieße, die mich verärgert hat.« Er hielt inne. »Vielleicht würde er dich ja sogar zuerst benutzen. Bevor er dich an die Mannschaft weiterreicht.«
Serillas Mund wurde trocken, und ihre Zunge klebte am Gaumen. Das kann er tun, dachte sie matt. Er wäre dazu fähig. Es würde Monate dauern, bis sie nach Jamaillia zurückkehrten. Wer würde wissen wollen, was aus ihr geworden war? Niemand. Keiner der Adligen an Bord würde sich gegen Cosgo erheben. Einige hegten vielleicht sogar das Gefühl, dass sie es sich selbst zuzuschreiben habe.
Sie hatte keine Alternative. Sobald sie sich ihm ergeben hätte, würde ihr Niedergang unumkehrbar sein. Wenn sie vor seiner Drohung zurückschreckte, dann würde er sie immer wieder benutzen. Sie erkannte das vollkommen klar. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, ihm zu widerstehen. »Tut es«, sagte sie kühl. Sie richtete sich gerade auf und verschränkte die Arme. Sie fühlte, wie ihr Herz in ihrer Brust hämmerte. Er konnte es tun. Und er tat es vielleicht auch. Wenn er es tat, würde sie es nicht überleben. Die Mannschaft war groß und sehr roh. Einige der Dienerinnen liefen bereits mit blauen Flecken im Gesicht herum. Zwar hatte sie noch keine Gerüchte gehört, aber sie brauchte auch keine, um Verdacht zu schöpfen. Chalcedaner achteten Frauen nur wenig mehr als ihr Vieh.
Sie hoffte, dass er davor zurückschreckte.
»Das werde ich auch.« Er sprang auf die Füße und machte zwei unsichere Schritte zur Tür.
Ihre Beine begannen zu zittern. Sie biss die Zähne zusammen, damit ihre Lippen nicht zitterten. Sie hatte ihren Zug gemacht und das Spiel verloren. Sa, hilf mir, betete sie. Am liebsten hätte sie vor Angst geheult, und sie fürchtete, dass sie ohnmächtig werden würde. Sie zwinkerte schnell und versuchte, die Schatten aus den Rändern ihres Blickfelds zu vertreiben. Es war nur ein Bluff. Er würde innehalten. Er würde es nicht wagen, damit weiterzumachen.
Der Satrap blieb stehen. Er schwankte, aber sie wusste nicht, ob es an seiner Unentschiedenheit oder seiner Unsicherheit lag. »Bist du sicher, dass du es so willst?« Seine Worte hatten einen lüsternen Unterton, und er sah sie mit geneigtem Kopf an. »Du würdest eher zu ihnen gehen, als mich zu erfreuen? Du darfst einen Moment darüber nachdenken.«
Sie war benommen und fühlte sich elend. Es war das Grausamste, was er tun konnte, ihr diese letzte Chance zu bieten. Sie fühlte, wie die Kräfte sie verließen. Sie wollte sich auf die Knie werfen und ihn um Gnade bitten. Nur ihre Überzeugung, dass sie keine Gnade erfahren würde, ließ sie schweigen und hielt sie weiter aufrecht. Sie schluckte. Sie konnte nicht antworten. Sie schwieg weiter und hoffte, dass er es als Weigerung verstehen würde.
»Gut. Vergiss nicht, Serilla, du hast dich selbst dazu entschieden. Du hättest mich haben können.«
Er öffnete die Tür. Draußen stand ein Seemann. Es stand immer ein Seemann vor der Tür. Serilla vermutete, dass er genauso Gefängniswärter wie Wachtposten war. Cosgo lehnte sich an den Türrahmen und klopfte dem Mann liebenswürdig auf die Schulter. »Bring deinem Kapitän eine Nachricht, guter Mann. Sag ihm, dass ich ihm eine meiner Frauen anbiete. Die Grünäugige.« Er drehte sich schwankend um und warf ihr einen gierigen Blick zu. »Warne ihn. Sie ist launisch und unwillig. Sag ihm aber auch, dass ich sie trotzdem gern bestiegen habe.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß und lächelte grausam. »Er soll jemanden schicken, der sie will.«
15. Neuigkeiten
Althea seufzte. Sie schob sich vom Tisch weg, woraufhin Maltas Stift einen Schlenker auf dem Papier hinterließ. Sie stand auf und rieb sich die Augen. Malta sah zu, wie ihre Tante den Tisch, die Dokumente und die Rechenstäbe verließ. »Ich muss weg«, verkündete sie.
Ronica Vestrit hatte soeben das Zimmer mit einem Korb voller Blumen und einem Krug mit Wasser betreten. »Ich weiß genau, was du meinst«, sagte sie, während sie die Sachen auf eine Anrichte stellte. Sie füllte eine Vase mit Wasser und fing an, die Blumen hineinzustellen. Sie hatte ein Bukett aus Margeriten, Schleierkraut, Rosen und Farnkräutern zusammengestellt. Stirnrunzelnd betrachtete sie das Blumenarrangement, als wäre alles nur die Schuld der
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