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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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freute ihn, trotz der ernsten Nachrichten, die er zu überbringen hatte. Wenn ich wenigstens ein kleines Stück Cindin hätte, dachte er. Das würde helfen. Aber er hatte absichtlich alles auf der Springeve zurückgelassen. Er wusste, dass Althea sein kleines Laster missbilligte. Er wollte nicht, dass sie glaubte, er hätte ständig Drogen dabei. Sie hielt es auch so schon für eine ernsthafte Schwäche. Schließlich kannte er ja auch Altheas Schwächen. Die Nähe hatte sie jahrelang dazu gezwungen, sie beim anderen zu tolerieren. Und sie waren auch nicht wichtig. Er war hier, weil sie ihm wichtig war, und dahinter steckte mehr als nur eine einzige gemeinsame Liebesnacht. Diese Nacht hatte ihn nur dazu gebracht zuzugeben, was er immer schon empfunden hatte. Jahrelang hatte er Althea jeden Tag gesehen. Sie hatten in vielen Häfen gemeinsam gegessen oder getrunken, zusammen gespielt und Segel repariert. Sie behandelte ihn nicht wie den in Ungnade gefallenen Sohn eines Bingtown-Händlers. Sie behandelte ihn wie einen kompetenten Schiffsoffizier und respektierte ihn wegen seines Wissens und seiner Fähigkeit, Männer zu befehligen. Sie war eine Frau, aber er konnte mit ihr reden, ohne ihr Komplimente über ihr Kleid zu machen oder ihre Augen mit den Sternen zu vergleichen. Wie oft gab es das?
    Er trat wieder an ein Fenster und blickte auf die Zufahrt. Als er Schritte hörte, drehte er sich um. Es war Malta. Sie war ein ziemlich verzogenes Gör, wenn Altheas Schilderungen stimmten. Jetzt sah sie ihn an und lächelte ernst. Ihr Verhalten hatte sich schon wieder geändert. »Ich habe einen Läufer losgeschickt, wie Ihr vorgeschlagen habt. Wenn Ihr mir folgen mögt: Ich habe Kaffee und Frühstückskuchen für Euch vorbereitet.« Ihre vornehme Stimme klang wie die einer wohl erzogenen jungen Dame, die ihn in ihrem Heim willkommen heißt.
    Das erinnerte ihn an seine eigenen Manieren. »Danke. Sehr gern.«
    Sie deutete in den Korridor und überraschte Brashen, als sie seinen Arm nahm. Sie reichte ihm kaum bis zur Schulter. Jetzt bemerkte er auch ihren Duft, ein blumiges Öl, vielleicht Veilchen. Er stieg von ihrem Haar auf. Sie warf kurz einen schrägen Blick zu ihm hinauf, während er sie durch den Flur geleitete. Danach musste er seinen ersten Eindruck von ihr korrigieren. Bei Sa, wie schnell Kinder groß werden! War sie nicht die Spielkameradin der kleinen Delo gewesen? Als er seine kleine Schwester das letzte Mal gesehen hatte, war sie gerade gescholten worden, weil sie ihren Trägerrock schmutzig gemacht hatte. Er hatte sie seit Jahren nicht zu Gesicht bekommen. Plötzlich schmerzte ihn dieser Verlust sehr. Er hatte mehr als nur sein Heim und ein Vermögen verloren, als sein Vater ihn enterbt hatte.
    Malta führte ihn in den Frühstückssalon. Ein Kaffeeservice und ein Teller mit Frühstückskuchen standen bereits auf einem kleinen Tisch, der von zwei bequemen Stühlen flankiert war. Das geöffnete Fenster bot einen herrlichen Ausblick auf den Garten. »Ich hoffe, es ist Euch genehm, hier zu warten. Ich habe den Kaffee selbst zubereitet. Hoffentlich ist er nicht zu stark.«
    »Er ist bestimmt gut«, erwiderte er lahm. Sie beschämte ihn doppelt. Deshalb also hatte sie ihn warten lassen, und die Vestrit-Familie machte im Moment anscheinend tatsächlich harte Zeiten durch, wenn die Tochter des Hauses für ihre Besucher Kaffee kochen und Kuchen schneiden musste. »Ihr kennt meine kleine Schwester, stimmt's?«, fragte er. »Delo.«
    »Natürlich. Die entzückende kleine Delo. Sie ist meine beste Freundin.« Erneut lächelte sie ihn auf eine ganz bestimmte Art an. Sie bedeutete ihm, Platz zu nehmen, und setzte sich ihm an dem schmalen Tisch gegenüber. Sie schenkte den Kaffee ein und servierte ihm das süße, mit Körnern gespickte Früchtebrot.
    »Ich habe Delo seit Jahren nicht mehr gesehen«, gab er zu.
    »Nicht? Wie schade. Sie ist ziemlich gewachsen.« Ihr Lächeln veränderte sich ein bisschen, als sie hinzufügte: »Ich kenne auch Euren Bruder.«
    Brashen runzelte bei ihrem wissenden Tonfall die Stirn. »Cerwin? Ich nehme an, es geht ihm gut?«
    »Ich denke schon. Jedenfalls war es so, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.« Sie seufzte und wandte den Blick ab. »Ich sehe ihn leider nicht oft.«
    War sie in den jungen Cerwin vernarrt? Brashen überschlug schnell, wie alt sein Bruder sein musste. Nun, Cerwin war sicher alt genug, um jungen Damen den Hof zu machen. Aber wenn Delo und Malta im gleichen Alter waren, dann

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