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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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losgeschickt. Ich bin sicher, dass sie bald wiederkommen. Sie wollen die Neuigkeiten von meinem Vater und seinem Schiff gewiss schnellstens erfahren.«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Brashen förmlich. Er wurde aus dieser jungen Frau nicht schlau. Sie sah ihn so arglos an. Vielleicht waren ihre Worte ja nur der Irrtum eines ungekünstelten Kindes. Und vielleicht war er zu lange auf See gewesen. Er setzte sich wieder hin, hielt sich kerzengerade und legte den Hut auf den Schoß. »Dann warte ich auf sie. Ich habe Euch gewiss gestört. Ihr müsst nicht bei mir bleiben. Ich kann sehr gut allein hier warten.«
    Sie lachte perlend über seine unbeholfenen Worte. »Du meine Güte. Ich habe euch in Verlegenheit gebracht. Es tut mir wahnsinnig Leid. Vermutlich war ich zu vertraulich zu Euch. Das liegt daran, dass Ihr so lange der Erste Maat meines Großvaters gewesen seid, sodass ich Euch beinahe als Verwandten ansehe. Und da ich Cerwin und Delo so gut kenne, wollte ich natürlich dieselbe Herzlichkeit auch bei ihrem Bruder walten lassen.« Sie senkte dramatisch die Stimme. »Es ist so tragisch, dass Ihr im Haus Eurer Familie nicht mehr willkommen seid. Ich habe nie ganz verstanden, was zwischen Euch und Eurem Vater vorgefallen ist…« Sie verstummte und lud ihn ein, ihr sein Vertrauen zu schenken.
    Aber Brashen stand nicht der Sinn danach, alte Familiengeschichten auszugraben. Er konnte sich nicht erinnern, jemals in einer solch peinlichen Situation gewesen zu sein. In einem Moment schien Malta ein unschuldiges Kind zu sein, das sein Bestes tat, um einen Gast in Abwesenheit der Erwachsenen willkommen zu heißen. Und im nächsten Augenblick spielte sie wie eine Verführerin mit ihm. Seine Neuigkeiten waren dringlich, und er wünschte sich sehnlichst, Althea wiederzusehen. Doch je länger er hier blieb, desto unbehaglicher fühlte er sich. Etwas spät fiel ihm ein, dass diese ganze Situation als höchst unschicklich angesehen werden könnte. Er war, so schien es jedenfalls, vollkommen allein mit einer jungen Frau aus guter Familie. Er kannte einige Väter und Brüder, die schon wegen geringerer Anlässe Duelle ausgefochten hatten. Er stand auf. »Ich muss leider gehen, weil ich noch einige andere Dinge zu erledigen habe. Ich komme heute Nachmittag wieder. Bitte bestellt Eurer Familie meine Grüße.«
    Malta erhob sich nicht, aber er wartete auch nicht darauf. »Es hat mich gefreut, Euch wiederzusehen.« Er verbeugte sich und drehte sich um.
    »Euer Bruder Cerwin hält mich nicht für ein Kind.« Ihre Worte klangen herausfordernd.
    Unwillig drehte er sich zu ihr um. Sie war nicht aufgestanden, aber sie hatte ihren Kopf gegen die Stuhllehne gelehnt und entblößte ihren weißen Hals. Eine Haarsträhne hatte sich gelöst, und sie ließ sie durch die Finger gleiten, während sie redete. »Er ist süß, wie eine kleine Hauskatze.« Sie lächelte träge. »Ihr dagegen seid mehr wie ein Tiger, vermute ich.« Sie steckte eine Fingerspitze in den Mund und knabberte nachdenklich daran. »Haustiere können so langweilige Geschöpfe sein«, bemerkte sie.
    Brashen musste feststellen, dass unter der Piratenbluse das Herz eines ordentlich erzogenen Bingtowner Händlersohnes schlug. Er war bis ins Mark getroffen. Ihre Absichten waren unmissverständlich. Kapitän Vestrits Enkelin probierte im Haus ihrer Familie ihre Verführungsqualitäten an ihm aus. Es war verrückt.
    »Ihr solltet Euch schämen«, sagte er mit ehrlicher Empörung.
    Er drehte sich bei ihrem erschreckten Seufzer nicht um, sondern ging durch den Flur zur Tür. Er machte sie auf und sah sich Ronica Vestrit und Keffria Haven gegenüber. »Sa sei Dank, dass Ihr gekommen seid!«, rief er, obwohl Keffria ihn anfuhr:
    »Wer seid Ihr, und was tut Ihr in unserem Haus?« Sie sah sich um, als wollte sie ihn von Dienern hinauswerfen lassen.
    »Brashen Trell«, sagte er hastig und verbeugte sich. »Ich bringe Neuigkeiten von der Viviace. Dringende und beunruhigende Neuigkeiten.«
    »Was ist los? Ist Kyle etwas zugestoßen? Habt Ihr Nachricht von meinem Sohn Wintrow?«, fragte Keffria sofort.
    »Nein!«, befahl Ronica Vestrit. »Nicht hier. Kommt herein und setzt Euch. Komm, Keffria, wir gehen ins Arbeitszimmer.«
    Brashen trat zur Seite, damit sie vorausgehen konnten. Er sprach schon, als er hinter ihnen herging. »Eure Enkelin Malta hat mich hereingelassen. Ich hatte angenommen, dass der Läufer, den sie Euch hinterhergeschickt hat, Euch auf meine Nachrichten vorbereitet

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