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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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war Malta sicher noch zu jung, um Verehrer zu empfangen. Ihm wurde etwas unbehaglich. War dieses hübsche kleine Ding nun ein Mädchen oder eine Frau? Sie rührte ihren Kaffee um und zwang ihn fast dazu, ihre eleganten Hände zu bewundern. Dann beugte sie sich über den kleinen Tisch und bot ihm an, seinen Kaffee zu würzen. Sicher wollte sie dabei gar nicht so viel von ihrem Busen enthüllen. Er sah rasch zur Seite, aber ihr Duft hüllte ihn ein.
    Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück, trank einen Schluck Kaffee und schob eine Haarsträhne aus ihrer faltenlosen Stirn. »Ihr kennt meine Tante Althea?«
    »Natürlich. Wir sind zusammen… gefahren. Auf der Viviace. Viele Jahre.«
    »Natürlich.«
    »Ist sie wieder sicher nach Bingtown zurückgekehrt?«
    »Aber ja. Schon vor Wochen. Sie ist mit der Ophelia angekommen. Das ist das Familienschiff der Teniras, wisst Ihr.« Sie sah ihn direkt an, als sie weitersprach. »Grag Tenira ist ziemlich in sie verliebt. Ganz Bingtown spricht darüber. Und nicht wenige sind von der Vorstellung ziemlich erschreckt, dass meine eigensinnige Tante plötzlich ihr Herz an einen so soliden Mann verloren hat. Meine Großmutter ist natürlich entzückt. Das sind wir alle. Wir hatten beinahe schon alle Hoffnung aufgegeben, dass sie jemals eine gute Partie machen und sich niederlassen würde. Ihr wisst sicher, was ich meine.« Sie lachte vertraulich, als wäre das etwas, das sie nicht jedem sagen konnte. Dabei beobachtete sie ihn so genau, als könnte sie sehen, wie sie mit ihren Worten die Widerhaken in sein Herz bohrte.
    »Eine gute Partie«, wiederholte er wie betäubt und nickte mechanisch. »Tenira. Grag Tenira. Oh, das ist er. Eine gute Partie, meine ich. Und außerdem ein guter Seemann.« Das Letzte sagte er beinahe wie zu sich selbst. Das war für ihn der einzige Grund, aus dem sich Althea zu Grag Tenira hingezogen fühlen konnte. Na ja, er sah auch gut aus. Brashen hatte gehört, dass man ihm das nachsagte. Außerdem war er nicht enterbt worden und hatte keine Vorliebe für Cindin. Als Brashen an die Droge dachte, wünschte er sich ein Stück, damit sie ihn von diesem ekelhaften Gefühl befreite. Vielleicht klebte ja noch ein Stück in seiner Jackentasche, aber er konnte seiner Sucht wohl kaum ausgerechnet hier im Händlerviertel und vor diesem behüteten Kind nachgeben.
    »… noch mehr Kuchen, Brashen?«
    Er bekam nur ihre letzten Worte mit und blickte auf seinen unberührten Teller. »Nein, danke, vielen Dank. Er ist aber sehr gut.« Er biss hastig ein Stück Kuchen ab. In seinem trockenen Mund fühlte sich der körnige Teig wie Sägemehl an, und er spülte ihn rasch mit einem Schluck Kaffee hinunter. Dann bemerkte er, dass er wie ein Matrose in der Kombüse futterte.
    Malta beugte sich über den Tisch und berührte sacht seinen Handrücken mit ihren schlanken Fingern. »Ihr scheint weit herumgekommen zu sein. Ich war so aufgeregt, als ich Euch hereingelassen habe… Ich habe Euch noch gar nicht dafür gedankt, dass Ihr uns Neuigkeiten vom Schiff meines Vaters bringt. Ihr seid von weit her gekommen, hab ich Recht?«
    »Ziemlich weit«, gab er zu. Er zog seine Hand zurück und rieb sie im Schoß, als könnte er damit das Kribbeln von ihrer Berührung vertreiben. Sie lächelte wissend und drehte ihr Gesicht zur Seite. Ihre Wangen waren gerötet. Also merkte sie, dass sie flirtete, und es war nicht die beiläufige Berührung eines Kindes. Er fühlte sich unter Druck gesetzt und war verwirrt. Er musste über zu viel nachdenken. Bei der Aussicht selbst auf ein nur winziges Stückchen Cindin lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Damit könnte er seine Gedanken wieder klären. Er zwang sich dazu, noch einmal von dem Kuchen abzubeißen.
    »Wisst Ihr, wenn ich Euch ansehe, frage ich mich, wie Euer Bruder wohl mit einem Schnurrbart aussehen würde. Euch steht er sehr gut. Er betont Euer Kinn und Eure Lippen.«
    Brashen hob unbewusst die Hand und glättete seinen Schnurrbart. Ihre Worte waren nicht schicklich, genauso wenig wie der fast schon gierige Blick, mit dem sie seinen Fingern folgte. Brashen stand auf. »Vielleicht sollte ich später am Nachmittag vorbeikommen. Bitte benachrichtigt Eure Familie, damit sie mich erwartet. Ich hätte Euch benachrichtigen sollen, statt einfach so vorbeizukommen.«
    »Überhaupt nicht.« Das Mädchen blieb sitzen. Sie stand nicht auf, um ihn zur Tür zu bringen, noch schien sie zu bemerken, dass er gehen wollte. »Ich habe den Läufer bereits

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