Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
»Ich weiß, dass du nur versuchst, mich zu beschützen. Dafür liebe ich dich. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass dein Bruder mir nichts tun wird.« Sie sah Delo an. »Weißt du, ich kenne dich sehr genau, und deshalb weiß ich auch viel über ihn. Ihr seid anständige Menschen, und deshalb habe ich auch keine Angst, allein mit ihm zu sein.«
Delo trat mit glänzenden Augen zurück. »Ach, Malta. Du bist ja so klug.« Offensichtlich gerührt, trat sie in die Laube zurück. Malta sah wieder Cerwin an. Sie zog den Umhang um sich, wohl gewahr, dass sie dadurch ihre schmale Taille und ihre geschwungenen Hüften betonte. Dann warf sie ihm ein schüchternes Lächeln zu.
»Cerwin.« Sie sprach seinen Namen aus und seufzte. »Es beschämt mich, so offen sprechen zu müssen, aber meine Not zwingt mich dazu. Ich bitte Euch nicht um alles, was Ihr habt und jemals besitzen werdet. Was Ihr mir anbietet, diskret und ohne Schwierigkeiten, nehme ich dankbar an. Aber es wäre für mich wichtiger, wenn Eure Familie sich mit der meinen zusammentäte. Morgen Abend soll es ein Händlerkonzil geben. Ich werde dort sein. Bitte kommt. Wenn Ihr euren Vater dazu bringen könntet, ebenfalls teilzunehmen und sich für uns einzusetzen, würde uns das weiterhelfen. Der Verlust unseres Schiffes und meines Vaters ist nicht nur ein Verlust für meine Familie. Es betrifft alle Bingtown-Händler. Wenn diese mörderischen Piraten keine Furcht haben, ein Zauberschiff zu kapern, wovor schrecken sie dann noch zurück? Wenn sie sich nicht davor fürchten, einen Bingtown-Händler und seinen Sohn gefangen zu halten, wer ist dann noch sicher?« Maltas Stimme wurde immer leidenschaftlicher. Sie packte Cerwins Hände. »Wenn Eure Familie sich mit meiner in dieser Sache verbünden könnte…« Sie senkte die Stimme. »Vielleicht würde dann meine Großmutter Reyns Werbung noch einmal überdenken. Vielleicht sieht sie ja ein, dass es… bessere Partien gibt.«
Sie ließ seine Hände los, und ihr Herz schlug wie rasend. Eine merkwürdige Hitze durchströmte ihren Körper. Jetzt würde er sie in die Arme nehmen und küssen, und das war wie das Ende des Minneliedes. Sie wartete auf die Berührung seiner Lippen, die sie wie ein Blatt im Wind davontragen würde. Die Augen hatte sie bereits halb geschlossen.
Doch statt sie zu küssen, fiel er wieder vor ihr auf die Knie. »Ich komme morgen Abend zum Konzil. Und ich werde mit meinem Vater sprechen und ihn davon überzeugen, dass die Trells Eure Familie unterstützen sollen.« Er sah sie bewundernd an. »Ihr werdet schon sehen. Ich werde Euch und Eurer Familie beweisen, dass ich Eurer würdig bin.«
Malta brauchte einen Moment, bis ihr etwas Passendes einfiel. Sie hatte so fest damit gerechnet, dass er sie küsste. Was hatte sie falsch gemacht? »Ich habe Euren Wert auch niemals angezweifelt«, erwiderte sie lahm. Sie konnte ihre Enttäuschung beinahe schmecken.
Langsam stand er wieder auf und sah mit glänzenden Augen auf sie herunter. »Ich werde Euer Vertrauen nicht enttäuschen«, versprach er.
Sie wartete, weil sie glaubte, er würde sie vielleicht plötzlich in seine Arme reißen und heftig küssen. Es kribbelte an ihrem ganzen Körper, während sie seine Berührung erwartete. Kühn blickte sie ihn an, und ihre Augen brannten vor Leidenschaft. Sie befeuchtete ihre Lippen und öffnete sie einladend, als sie das Kinn hob.
»Bis morgen, Malta Haven«, sagte er eindringlich. »Ihr werdet sehen, wie ich mein Wort halte.«
Dann verbeugte er sich feierlich, als verabschiede er sich von einem Nachmittagstee, und wandte sich an seine Schwester. »Komm, Delo. Ich bringe dich jetzt besser nach Hause.« Er schlang seinen dunklen Umhang um sich, drehte sich um und schritt in die Nacht hinaus.
»Leb wohl, Malta«, sagte Delo seufzend. Dann winkte sie ihrer Freundin zu. »Ich frage meine Mutter, ob ich mit zum Händlerkonzil darf. Vielleicht können wir ja nebeneinander sitzen. Wir sehen uns da.« Sie drehte sich schnell um und lief hinter ihrem Bruder her. »Cerwin! Warte auf mich!«
Eine Weile stand Malta ungläubig da. Was hatte sie falsch gemacht? Kein Geschenk als Liebesbeweis, kein leidenschaftlicher Kuss… Er hatte sie nicht einmal gebeten, sie zum Haus zurückbegleiten zu dürfen. Sie runzelte die Stirn. Dann wurde ihr schlagartig ihr Irrtum klar. Es war nicht ihr Fehler, sondern der von Cerwin. Sie schüttelte den Kopf. Er war einfach nicht Manns genug, um ihren Erwartungen standzuhalten.
Sie drehte
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