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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu verlieren, doch jetzt war sie in den Händen eines mordlüsternen Piraten. Es würde das Schiff zeichnen. Dem konnte sie nicht entkommen. Wenn sie die Viviace jemals wiederbekam, würde sie sich sehr von dem lebhaften und temperamentvollen Schiff unterscheiden, das Bingtown vor über einem Jahr verlassen hatte.
    »Sie wird so anders sein, wie ich mich von der unterscheide, die ich damals war«, sagte sie in die Nacht. »Und so anders, wie er jetzt ist.« Sie sah Brashen hinterher, bis die Nacht ihn verschluckte.

    Mitternacht war schon vorbei, als es Malta endlich gelang, unbemerkt aus dem Haus zu schleichen. Die Familie hatte in der Küche gegessen, wie die Diener. Von den Resten des Tages hatten sie sich ein einfaches Nachtmahl zubereitet. Und Brashen hatten sie auch eingeladen. Als Rache später von ihrem freien Tag in der Stadt zurückkehrte, waren die Familie und Brashen in das Arbeitszimmer ihres Vaters umgezogen und hatten ihr Gespräch fortgesetzt. Selbst Selden war dabei gewesen, sehr zu Maltas Missfallen. Er stellte nur dumme Fragen, was vielleicht nicht so schlimm gewesen wäre, wenn nicht jeder versucht hätte, sie so zu beantworten, dass er es verstand. Gleichzeitig versicherten sie ihm, dass er keine Angst haben müsste. Schließlich war er am Kamin eingeschlafen. Brashen hatte angeboten, ihn in sein Zimmer zu tragen, und Großmutter hatte das doch tatsächlich erlaubt, statt die kleine Wanze zu wecken.
    Malta zog ihren Umhang enger um sich. Es war ein schöner Sommerabend; der dunkle Umhang half sie zu verbergen und hielt darüber hinaus den Tau ab. Ihre Schuhe und ihr Kleid waren schon nass. Es war viel dunkler hier draußen, als sie erwartet hatte. Der weiße Kieselweg, der zu der Eiche und der Laube führte, reflektierte das Mondlicht, sodass sie sah, wo sie hintreten konnte. An einigen Stellen überwucherte schon Gras den Weg. Nasse braune Blätter klebten an den Sohlen ihrer Schuhe. Hier war seit dem Herbst nicht mehr gerecht worden. Sie versuchte, nicht an die Schnecken und Würmer zu denken, die sie unter ihren Füßen zertrat.
    Als sie ein Rascheln in den Büschen neben sich hörte, blieb sie mit einem erstickten Schrei stehen. Etwas hastete durch das Unterholz davon, aber sie blieb stehen und lauschte. Einmal waren schon große weiße Bergluchse in der Nähe von Bingtown gesehen worden. Man behauptete, dass sie kleinere Tiere erbeuteten und sogar Kleinkinder rissen. Am liebsten wäre Malta umgekehrt und wieder ins Haus gegangen, aber sie nahm all ihren Mut zusammen. Das war kein Streich oder ein Test ihrer Willenskraft. Was sie jetzt tat, machte sie für ihren Vater.
    Er würde es sicher verstehen.
    Sie fand es sehr ironisch, dass Tante Althea sie aufgefordert hatte, mit der Familie an einem Strang zu ziehen, damit sie das Schiff und ihren Vater zurückbekamen. Selbst ihre Großmutter hatte sich gut verstellt, als sie sie flüchtig umarmt hatte. In Wahrheit glaubte keiner, dass Malta irgendwie helfen könnte, außer wenn sie sich aus allen Schwierigkeiten heraushielt. Malta wusste, dass das Gegenteil stimmte. Während Mutter in ihrer Bettkammer weinte und Wein als Opfer für Sa kochte und Tante Althea und ihre Großmutter wach in ihren Betten lagen und nachdachten, was verkauft werden könnte, um Geld zu beschaffen, würde nur Malta wirklich handeln. Malta erkannte, dass allein sie andere zur Hilfe mobilisieren konnte. Ihre Entschlossenheit verhärtete sich, als sie darüber nachdachte. Sie würde alles tun, was in ihrer Macht stand, um ihren Vater sicher nach Hause zu holen. Dann würde sie dafür sorgen, dass er erfuhr, wer aus der Familie wirklich ein Opfer für ihn gebracht hatte. Wer sagte denn, dass Frauen nicht für die, die sie liebten, mutig und kühn sein konnten?
    Dieser Gedanke bestärkte sie, und sie tastete sich vorsichtig weiter.
    Ein unheimlicher Schein drang durch die Rosenspaliere. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Ein fahlgelbes Licht schwankte und flackerte. Innerhalb von Sekunden fielen ihr all die Schauermärchen über das Regenwild-Volk ein. Hatte Reyn etwas zurückgelassen, was sie bewachte, und würde es jetzt denken, dass sie ihn betrog? Sie wäre beinahe umgekehrt, als ein leichter Windhauch den Duft einer brennenden Wachskerze und des Jasminparfüms zu ihr trug, das Delo in letzter Zeit bevorzugte. Sie schlich weiter zur Eiche. In ihrem Schatten erkannte sie die Lichtquelle. Das gelbe Licht drang aus den Rissen der alten Laube und betonte die Umrisse des

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