Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Brashen war so freundlich, uns zu benachrichtigen. Wir fürchten, dass mein Vater und mein Bruder schon tot sein könnten, aber falls sie es doch nicht sind, wenn es noch eine Chance gibt… Ach, Cerwin, wir müssen einfach einen Weg finden, um genug Lösegeld zusammenzubekommen. Aber wie könnten wir das? So demütigend das auch ist, Ihr kennt sicher unsere finanziellen Schwierigkeiten. Sobald bekannt wird, dass unser Schiff gekapert worden ist, werden unsere Gläubiger wie Haie über uns herfallen.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Ich weiß kaum, wie wir uns ernähren sollen, ganz zu schweigen davon, wie wir genug Geld zusammenbringen können, um meinen Vater freizukaufen. Ich fürchte, ich werde sofort an den Regenwildnis-Händler verheiratet. So sehr mich das auch bestürzt, ich weiß, was ich zu tun habe. Reyn ist ein sehr großzügiger Mann. Er wird uns helfen, unseren Vater wiederzubekommen. Wenn ich ihn dafür heiraten muss… dann macht mir das nichts aus… nicht viel, jedenfalls.« Ihre Stimme brach bei diesen letzten Worten. Sie schwankte, weil ihr grausames Schicksal sie so mitnahm.
Er nahm sie in die Arme. »Ihr armes, mutiges Kind. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich es zulassen würde, dass Ihr eine Ehe ohne Liebe eingeht, selbst wenn Ihr es für Euren Vater tut?«
»Das haben wir nicht zu entscheiden, Cerwin«, flüsterte sie an seiner Brust. »Ich selbst werde mich Reyn anbieten. Er verfügt sowohl über die Macht als auch über den Reichtum, mir zu helfen. Daran werde ich denken, wenn… wenn die Zeit kommt, in der… ich ihm gefällig sein muss.« Sie verbarg ihr Gesicht an seinem Hemd, als schäme sie sich, von solchen Dingen zu sprechen.
Cerwin umfasste ihre Oberarme noch fester. »Niemals«, versprach er. »Diese Zeit wird niemals kommen.« Er holte tief Luft. »Ich kann nicht behaupten, so wohlhabend wie ein Regenwild-Händler zu sein. Aber alles, was ich habe und was ich jemals haben werde, stelle ich Euch zur Verfügung.« Er hielt sie ein Stück von sich weg, damit er ihr ins Gesicht blicken konnte. »Glaubt Ihr denn, dass ich weniger tun würde?«
Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich dachte nicht, dass Ihr das könntet«, gab sie zu. »Noch ist Euer Vater der Händler in Eurer Familie. Das Beispiel des armen Brashen hat bewiesen, dass er sein Haus mit fester Hand führt. Ich weiß zwar, wie Euer Herz Euch gebietet, aber in Wirklichkeit…« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Es gibt nur wenig, was Ihr wirklich ausrichten könnt.«
»Der arme Brashen!« Er schnaubte verächtlich und vergaß einen Augenblick ihr eigentliches Problem. »Mein Bruder hat sich sein Unglück selbst zuzuschreiben. Bemitleidet ihn nicht. Eure anderen Worte freilich stimmen, und ich kann es nicht leugnen. Ich kann Euch nicht das ganze Trell-Vermögen zur Verfügung stellen, aber…«
»Als wenn ich darum bitten würde! Ach, Cerwin, was müsst Ihr von mir halten? Dass ich des Nachts zu Euch komme und meinen Ruf riskiere, nur um Euch um Geld anzubetteln?« Sie wirbelte rasch herum, damit ihr Umhang flatterte und kurz das weiße Baumwollnachthemd sichtbar wurde, das sie darunter trug. Sie hörte, wie Delo nach Luft schnappte, aus der Laube stürmte und neben Malta trat.
»Du bist ja praktisch nackt!«, schalt sie sie. »Malta, wie kannst du das tun!«
Sehr gut. Falls Cerwin zu dumm gewesen sein sollte, das vorher zu bemerken, wusste er es jetzt. Malta straffte sich würdevoll. »Ich hatte keine Wahl. Ich hatte nur eine Chance, aus dem Haus zu entkommen und Euch zu treffen, und ich habe sie ergriffen. Ich bereue es nicht. Cerwin war Gentleman genug, um es zu ignorieren und mich nicht zu beschämen. Ich bin nicht freiwillig so zu ihm gekommen. Verstehst du nicht, dass es hier um das Leben meines Vaters geht, Delo? Es ist keine gewöhnliche Situation, und die gewöhnlichen Regeln greifen hier nicht.« Sie legte flehentlich die Hände über ihr Herz.
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Cerwins Reaktion. Er starrte sie entsetzt und bewundernd an. Sein Blick glitt über ihren Körper, als könnte er durch ihren Umhang schauen. »Delo«, sagte er brüsk. »Das ist nicht wichtig. Du bist ja so ein Kind, dass du so viel daraus machst. Gestatte mir, ungestört mit Malta zu sprechen.«
»Cerwin!«, protestierte Delo wütend.
Er hatte sie verärgert, als er sie ein Kind nannte. Das wollte Malta nicht. Eine verärgerte Delo klatschte vielleicht zu viel. Malta streckte ihre bebende Hand nach ihr aus.
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