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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ihr mir helfen.«
    Sie klingt wie der Drache, dachte er bestürzt.
    Es war ein gefährlicher Gedanke in einer Szenerie der Traumdose. Die Erde bebte plötzlich unter ihren Füßen. Ein zweiter, stärkerer Schlag folgte. Malta hielt sich an einem Baum fest, damit sie nicht fiel. »Was war das?«, wollte sie wissen.
    »Ein Erdstoß«, erwiderte er ruhig. In Trehaug waren sie nichts Ungewöhnliches. Die schwebende Stadt schwankte auf den Bäumen und nahm wenig Schaden. Aber diese Erdstöße richteten häufig gewaltigen Schaden bei den Ausgrabungsarbeiten an. Er fragte sich, ob das ein echter Erdstoß war, der in den Traum eingegriffen hatte, oder nur ein eingebildeter.
    »Ich weiß, was ein Erdstoß ist.« Malta klang verärgert. »Die ganzen Verwunschenen Ufer werden von ihnen erschüttert. Ich meinte das Geräusch.«
    »Das Geräusch?«, fragte er unbehaglich.
    »Das Kratzen und Schaben. Hört Ihr das nicht?«
    Er hörte es die ganze Zeit. Im Wachen und im Schlafen verfolgte ihn das schwache Kratzen der Klauen des Drachen gegen sein hölzernes Gefängnis. »Ihr könnt es auch hören?« Er war erstaunt. Mittlerweile hatte er gelernt zu ignorieren, was man ihm immer als lebhafte Fantasie erklärt hatte.
    Bevor er ihr antworten konnte, veränderte sich alles. Die Farben des Waldes wurden plötzlich hell und frisch. Die warme Luft war vom Duft reifer Früchte erfüllt. Das Moos unter ihren Füßen wurde gröber, während der Pfad plötzlich im Sonnenlicht funkelte. Der Himmel wurde blauer. Es war nicht mehr Reyns Erinnerung an den Gobelin. Etwas veränderte die Traumdosenvision, und Reyn glaubte nicht, dass es Malta war.
    Als Gewitterwolken am Horizont aufzogen, war er sich seiner Sache sicher. Er schaute furchtsam hoch, als der Wind reife Früchte von den Bäumen fegte. Eine zerplatzte direkt vor Maltas Füßen. Der starke Duft ihres Fruchtnektars war faulig.
    »Malta, wir sollten uns trennen! Sagt Eurer Mutter, dass…«
    Ein Blitz erhellte den finsteren Himmel, und sofort folgte ein Donnerschlag. Reyn fühlte, wie seine Nackenhaare sich sträubten, als der Wind einen besonderen Duft zu ihnen trug. Malta duckte sich und deutete wortlos zum Himmel. Die Winde wirbelten ihr Haar durcheinander und pressten ihr Nachthemd eng an ihren Körper.
    Ein weiblicher Drache schwebte über den Bäumen. Der mächtige Schlag ihrer Schwingen erzeugte den Wind. Selbst das von den Wolken gedämpfte Licht der Sonne konnte ihren Glanz nicht mindern. Sie schillerte aus sich heraus. Alle möglichen Farben liefen über ihren silbrigen Körper und die Schwingen. Ihre Augen waren kupferfarben. »Ich habe die Macht!«, erklärte sie. Ihre Stimme riss den Himmel auf. Ein Zweig von einem Baum neben Reyn und Malta brach ab und fiel zu Boden. »Befrei mich, und ich werde dir helfen. Das verspreche ich dir!« Ihre Schwingen hoben sie in den Himmel, ihr langer, gewundener Schwanz zuckte durch die Luft.
    Plötzlich regnete es in Strömen, ein wahrer Wolkenbruch, der die Menschen durchnässte. Malta floh zitternd in Reyns Arme und unter seinen Umhang. Er schlang die Arme um sie. Selbst unter dem Schatten des schwebenden Drachen nahm er die Wärme ihrer Haut durch das feuchte Nachthemd wahr. Malta spähte aus der Deckung seines Umhangs hinauf. »Wer bist du?«, schrie sie laut. »Was willst du?«
    Die Kreatur warf ihren Kopf zurück und lachte brüllend. Dann schoss sie an ihnen vorbei und stieg wieder auf. »Wer ich bin? Sehe ich so dumm aus, dass ich dich mit meinem Namen beschenke? Nein. Du wirst mich so nicht kontrollieren. Und was ich will… Einen Handel. Meine Freiheit im Tausch gegen das Schiff, von dem du gesprochen hast, und das Leben deines Vaters, falls er noch an Bord ist. Was sagst du dazu? Es ist doch ein einfacher Handel, oder nicht? Ein Leben für ein Leben.«
    Malta sah Reyn an. »Ist sie echt? Kann sie uns helfen?«
    Reyn starrte die Kreatur über ihnen an. Sie schlug heftig mit den Flügeln, während sie in den sturmgepeitschten Himmel aufstieg. Immer höher und höher flog sie hinauf und wurde immer kleiner. Schließlich glänzte sie wie ein Stern vor den dunkelgrauen Wolken. »Sie ist real. Aber sie kann uns nicht helfen.«
    »Warum nicht? Sie ist gewaltig! Sie kann fliegen! Könnte sie nicht einfach zu dem Schiff fliegen und…«
    »Und was? Das Schiff zerstören, die Piraten töten? Vermutlich könnte sie das, wenn Ihr wirklich glaubt, dass es klug wäre. Möglicherweise, wenn sie wirklich frei wäre und fliegen könnte. Aber das

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