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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kann sie nicht. Sie zeigt sich uns nur so in diesem Traum, wie sie sich vorstellt zu sein.«
    »Wie ist sie wirklich?«
    Reyn bemerkte plötzlich, wie nah sie diesem äußerst gefährlichen Thema gekommen waren. »Sie ist tief unter der Erde gefangen, wo niemand sie befreien kann.« Er nahm ihren Arm und führte sie rasch in eine kleine Hütte, die er erdacht hatte. Er öffnete die Tür, und Malta eilte dankbar hinein. Er folgte ihr und schloss die Tür hinter sich. Ein kleines Feuer beleuchtete den einfachen kleinen Raum. Malta fasste ihr Haar zu einem Bündel und wrang das Wasser heraus. Dann drehte sie sich zu ihm um. Auf ihrem Gesicht glitzerten Wassertropfen. Das Licht der Flammen tanzte in ihren Augen.
    »Wie ist sie gefangen?«, wollte Malta wissen. »Was müssten wir tun, um sie zu befreien?«
    Er wollte nicht unehrlich zu ihr sein, also musste er ihr noch mehr erzählen. »Vor langer Zeit ist etwas geschehen. Wir wissen nicht, was. Irgendwie wurde eine ganze Stadt unter einer dicken Erdschicht begraben. Es ist so lange her, dass mittlerweile Bäume in der Erde darüber gewachsen sind. Der Drache befindet sich in einer Kammer tief unten in der verschütteten Stadt. Es besteht keine Möglichkeit, ihn zu befreien.« Er hoffte, dass seine Worte endgültig klangen. Malta wirkte jedoch wenig überzeugt. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht erwartet, dass wir einen solchen Traum teilen würden.«
    »Kann man sie nicht ausgraben? Wie kann sie noch leben, wenn sie so tief begraben ist?« Malta legte den Kopf schief und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Woher wisst Ihr überhaupt, dass sie da ist? Reyn. Ihr erzählt mir nicht alles!«, beschuldigte sie ihn.
    Er ließ sich nicht erweichen. »Malta, es gibt viele Dinge, die ich Euch nicht erzählen kann. Ich würde Euch auch nicht auffordern, die Geheimnisse der Bingtown-Händler zu verraten. Ihr müsst mir glauben, dass ich Euch alles erzählt habe, was ich verantworten kann.« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sie starrte ihn eine Weile an. Dann senkte sie den Blick. Nach einer Weile sagte sie leiser: »Bitte, denkt nicht schlecht von mir. Mir war nicht klar, worum ich Euch gebeten habe.« Ihre Stimme wurde heiser, als sie weitersprach. »Ich freue mich auf die Zeit, in der es keine Geheimnisse mehr zwischen uns gibt.«
    Ein Windstoß erschütterte die Wände der Hütte. Reyn vermutete, dass es der Drache war, der im Tiefflug darüber hinwegrauschte. »Befrei mich!« Sein langer, wilder Schrei gellte aus dem Himmel zu ihnen herunter. »Befrei mich!«
    Bei dem Klang der Drachenstimme riss Malta vor Entsetzen die Augen auf. Ein zweiter Windstoß traf die Hütte und rüttelte an den Fensterläden. Plötzlich lag Malta in Reyns Armen. Er drückte sie an sich und fühlte, wie sie zitterte. Ihr Scheitel reichte ihm nur bis zum Kinn. Er streichelte ihr feuchtes Haar. Als sie ihr Gesicht hob, schien er in ihren dunklen Augen zu versinken. »Es ist nur ein Traum«, versicherte er ihr. »Nichts kann dir passieren. Nichts ist wirklich real.«
    »Aber es kommt mir sehr real vor«, flüsterte sie. Ihr warmer Atem strich über sein Gesicht.
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Vorsichtig senkte er den Kopf. Sie wich dem Kuss nicht aus. Der dünne Schleier zwischen ihren Lippen war beinahe angenehm rau. Sie schlang ihre Arme um ihn und hielt ihn ungeschickt fest.
    Der süße Kuss lag noch auf seinen Lippen, als die Macht der Traumdose schwächer wurde und er in den Schlaf zurücksank. »Komm zu mir.« Ihre Worte drangen nur noch schwach zu ihm. »Komm bei Vollmond zu mir.«
    »Das kann ich nicht!«, rief er und hoffte verzweifelt, dass seine Worte sie erreichten. »Malta, das kann ich nicht!«
    Er wachte auf, während er diese Worte in sein Kissen sprach. Hatte sie ihn gehört? Er schloss die Augen und versuchte, sich in den Schlaf und den gemeinsamen Traum zurückzuzwingen. »Malta? Ich kann nicht zu dir kommen. Das kann ich nicht.«
    »Sagst du das zu allen Weibchen?« Irgendwo lachte jemand boshaft. Und Klauen kratzten schwach gegen eisenhartes Hexenholz. »Gräme dich nicht, Reyn. Du kannst vielleicht nicht zu ihr gehen. Aber ich.«

17. Ausgesetzt

    Der Mond stand klar am Himmel, und es war Flut, als Kennit die Zeit für reif hielt, sein Versprechen zu halten. Er hatte einige sorgfältige Vorbereitungen treffen müssen, aber jetzt war alles bereit. Es war sinnlos, Zeit zu verschwenden. Er schwang sein Bein über den Bettrand und setzte sich auf. Als Etta

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