Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Sollte sich herausstellen, dass sie es nicht ist, werde ich sie töten, wenn ich wiederkomme.« Seine Mutter sah ihn entsetzt an, und das verkrüppelte Mädchen kauerte sich zusammen und flehte stotternd um Gnade. »Also solltest du um ihretwillen versuchen, mit ihr auszukommen«, fügte er beinahe freundlich hinzu. Er wünschte sich bereits, dass er wieder auf dem Deck seines Schiffes wäre. Dort war alles so viel einfacher. Er deutete auf seinen Gefangenen.
»Und das ist Kapitän Haven. Sag hallo, und verabschiede dich auch gleich von ihm. Er wird bleiben, aber du brauchst dich nicht um ihn zu kümmern. Ich bringe ihn in den alten Weinkeller unter dem Haupthaus. Ankle, du denkst daran, ihm ab und zu Essen und Wasser zu bringen, ja? Etwa so oft, wie du selbst an Bord des Schiffes gefüttert und getränkt wurdest. Das kommt euch allen doch fair vor, hm?« Er wartete auf eine Antwort, aber sie starrten ihn alle an, als wäre er verrückt geworden. Alle bis auf seine Mutter, die die Vorderseite ihres Wamses umklammerte und bestürzt den Stoff zwischen den Händen wrang. Kennit glaubte, dass er das Problem kannte. »Denk daran, ich habe mein Wort gegeben, dass er in Sicherheit bleiben muss. Ich werde ihn gut anketten, aber du musst für Essen und Wasser Sorge tragen. Verstehst du das?«
Seine Mutter plapperte wütend auf ihn ein. Er nickte zustimmend. »Ich wusste doch, dass du nichts dagegen haben würdest. So, habe ich etwas vergessen?«
Er sah die anderen an. »Ach ja! Sieh Mutter, ich habe dir auch einen Priester mitgebracht! Ich weiß ja, wie gern du Priester hast.« Sein Blick schien Sa'Adar zu durchbohren. »Meine Mutter ist sehr fromm. Bete für sie. Oder sprich irgendeinen Segen.«
Sa'Adar starrte ihn fassungslos an. »Ihr seid verrückt!«
»Wohl kaum. Warum beschuldigen mich die Leute immer wieder des Wahnsinns, wenn ich die Dinge einfach nur nach meinen Vorlieben organisiere statt nach ihren?« Er wandte sich von dem Priester ab. »Nun, die beiden, Mutter, werden deine Nachbarn werden. Sie erwarten ein Baby, haben sie mir erzählt. Ich bin sicher, dass du gern ein Kind hier um dich haben magst, oder nicht? Sie sind beide sehr geschickt, selbst bei schwerer Arbeit. Vielleicht finde ich bei meinem nächsten Besuch die Gebäude ja in einem etwas besseren Zustand vor. Vielleicht lebst du dann ja sogar wieder in dem großen Haus?«
Die alte Frau schüttelte so heftig den Kopf, dass sich ihr graues Haar löste. Ihre Augen weiteten sich, als sie sich an vergangene Schmerzen erinnerte. Sie öffnete den Mund und stieß einen zittrigen Schrei aus. Der Stumpf ihrer Zunge wurde sichtbar. Kennit blickte angewidert zur Seite. »Dieses Haus wirkt ziemlich gemütlich«, lenkte er ein. »Vielleicht bist du hier wirklich besser aufgehoben. Aber das bedeutet nicht, dass wir das große Haus verfallen lassen sollten.« Er sah die beiden Kartenvisagen an. »Ihr beiden könnt euch eines der Häuser aussuchen. Ebenso wie der Priester. Und haltet ihn von dem Kapitän fern. Ich habe Wintrow versprochen, dass sein Vater irgendwo sicher verwahrt würde, und zwar unversehrt, damit der Junge sich keine Sorgen mehr um ihn machen oder sich mit ihm abgeben muss.«
Zum ersten Mal sprach Kyle Haven. Er hustete erstickt, und dann brüllte er los. »Das hat Wintrow gemacht? Mein Sohn hat mir das angetan?« Seine blauen Augen funkelten vor Schmerz und Hass. »Ich wusste es! Ich wusste es die ganze Zeit! Diese hinterhältige kleine Viper! Dieser Schuft!«
Kennits Mutter zuckte vor seiner Wut zurück. Kennit schlug Kyle Haven beiläufig mit dem Handrücken auf den Mund. Obwohl er sich auf seine Krücke stützen musste, war der Schlag so hart, dass der Kapitän zurückstolperte. »Ihr regt meine Mutter auf«, meinte er nachdrücklich und seufzte verärgert. »Ich glaube, es wird Zeit, Euch fortzuschaffen. Ihr beide nehmt ihn mit.« Das galt seinen Kartenvisagen. Dann wandte er sich dem Mädchen zu. »Mach Essen!«, befahl er ihr. »Mutter, zeig ihr, wo die Vorräte sind. Priester, du bleibst hier. Bete oder tu das, was meine Mutter von dir will.«
Die Kartenvisagen zerrten Kyle Haven aus der Tür. Als Kennit ihnen folgte, verkündete Sa'Adar: »Ihr könnt mir nicht befehlen, was ich tun soll. Ihr könnt mich nicht zu Eurem Sklaven machen!«
Kennit warf ihm einen Blick über die Schulter zu und lächelte ihn böse an. »Vielleicht nicht. Aber ich kann dich zur Leiche machen. Eine wirklich interessante Alternative, findest du nicht?« Er
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