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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der Kiste, und die beiden Kartenvisagen nahmen ein Ruder, der Priester und Kapitän Haven das andere. Kennit zeigte den Weg an. Von Zeit zu Zeit befahl er leise Kursänderungen. Er führte sie zwischen zwei kleinen Inseln hindurch auf die windabgewandte Seite einer dritten. Erst als sie von beiden seiner Schiffe nicht mehr gesehen werden konnten, deutete er auf die vierte Insel, die sein eigentliches Ziel war.
    Selbst dann erlaubte er den Kartenvisagen nicht, auf dem Strand der Schlüsselloch-Insel zu landen. Stattdessen ließ er sie weiterrudern, bis sie an die Einmündung einer kleinen Bucht kamen. Kennit wusste sehr genau, dass es mehr als eine Bucht war. Was eine Insel zu sein schien, war kaum mehr als ein Wall aus bewaldeten Klippen, geformt wie ein fast geschlossener Pferdehuf, der diese Bucht umschloss. Eine größere und eine kleinere Insel lagen darin. Der Himmel wurde grau, als er seine Ruderer wortlos zum Strand der größeren Insel dirigierte.
    Vom Wasser aus wirkte es wie irgendeine kleine Insel. Sie hatte eine wenig bemerkenswerte Uferlinie und war mit verkümmerten Bäumen und groben Büschen bewachsen. Kennit wusste, dass auf der anderen Seite der Insel ein guter Ankerplatz mit tiefem Wasser lag, aber für seine Zwecke heute Nacht genügte der steinige Strand. Auf seinen Befehl hin ruderten die Kartenvisagen das Boot ans Ufer. Er saß darin wie ein König in einer Sänfte, während seine Leute hinauskletterten und es an den Dollen an den Strand zogen. Sie waren kaum aus dem Wasser, als Kyle Haven das Boot losließ und weglief, was nicht anders zu erwarten gewesen war. »Schnappt ihn euch!«, befahl Kennit scharf.
    Ein gut gezielter Steinbrocken von einer der Kartenvisagen fällte den Mann. Wintrows Vater krabbelte auf dem steinigen Strand weiter, aber bevor er sich wieder aufrappeln konnte, hatte sich Sa'Adar auf ihn gestürzt, packte ihn an der Kehle und rammte seinen Kopf auf den Boden. Kennit war verärgert. »Bindet dem Kapitän die Hände hinter den Rücken, und bringt ihn her. Und sorgt dafür, dass der Priester ihn nicht verwundet«, befahl er seinen Kartenvisagen. »Hilf mir«, sagte er dann zu Ankle. »Aber nur, wenn ich es sage,« Das Mädchen runzelte die Stirn, schien seinen Befehl aber zu verstehen. Sie folgte ihm auf dem Fuß.
    Während die Kartenvisagen die zwei Kämpfenden trennten und festhielten, kletterte Kennit aus dem Boot. Die Felsen und der Sand machten das Gehen mit Holzbein und Krücke hier erheblich schwieriger als auf den glatten Decks der Viviace. Die Steine rutschten unter seinem Gewicht weg, und der Sand gab unerwartet nach. Den Strand zu überqueren war weit mühseliger, als er gedacht hatte. Er biss die Zähne zusammen und bemühte sich, dass sein Schneckentempo eher gemessen als angestrengt aussah. »Also? Folgt mir!«, fuhr er die Leute an, die dastanden und zusahen, wie er sich vorwärts bewegte. »Nehmt die Kiste mit.«
    Er fand den alten Pfad ohne allzu viele Schwierigkeiten. Er war überwuchert. Vermutlich waren die Schweine und die Ziegen die einzigen Lebewesen, die ihn jetzt noch freihielten. Nur wenig andere Menschen außer ihm hatten je diesen Strand betreten, und es war schon Jahre her, seit er ihn das letzte Mal entlanggegangen war. Ein Haufen frischen Schweinekots bestätigte seine Vermutung. Ankle ging direkt hinter ihm. Ihr folgten der Priester und Saylah, die die Kiste trugen. Das Schlusslicht bildete Dedge, der Haven hinter sich herzerrte. Haven war zwar nicht ruhig, aber Kennit interessierte das nicht mehr. Sie konnten mit dem Kapitän machen, was sie wollten, solange er einigermaßen unversehrt eintraf. Das hatten sie bestimmt verstanden.
    Der Weg führte ein kurzes Stück bergauf. Dann senkte er sich wieder und schlängelte sich in das hügelige Innere der Insel. Kennit blieb einen Moment am Rand dieses kleinen Tals stehen. Der Weg öffnete sich auf ein grasiges Weideland. Eine äsende Ziege hob den Kopf und beäugte sie misstrauisch. Es hatte sich wenig geändert. Im Westen sah er eine kleine Rauchsäule in den Himmel steigen. Hm. Vielleicht hatte sich sogar gar nichts verändert. Der Pfad änderte die Richtung und führte jetzt durch den Wald auf die kleine Rauchsäule zu. Kennit folgte ihm.
    Diese verdammte Krücke bohrte noch ein Loch in seine Achselhöhle! Sie musste besser gepolstert werden. Dasselbe galt auch für den Stumpf. Er biss jedoch die Zähne zusammen und hütete sich, sein Unbehagen zu zeigen. Aber ihm lief der Schweiß über den

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