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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gesetzt hatte, ein unberechenbares Schiff, das nie mehr segeln würde. Amber hatte den Teil in Paragon hervorgekitzelt, der ein lebhaftes, wenn auch verkümmertes Kind war, und war darauf eingegangen. Und das hatte die Veränderung in Paragon bewirkt.
    Althea zögerte, bevor sie weiterging. Das Schiff bemerkte sie nicht, während es spielte. Die Galionsfigur war ursprünglich ein bärtiger, rauer Krieger gewesen. Vor Jahren hatte man mit einem Beil oder einer Axt seine Augen herausgeschlagen. Was von seinem Gesicht übrig war, sah trotz des wilden Bartes und des verwegenen Äußeren merkwürdig jungenhaft aus. Althea wollte Paragon gemeinsam mit Brashen und Amber überzeugen, sich erneut der Aufgabe zu stellen, bei der er einst so spektakulär gescheitert war. Sie wollte ihm den sonnigen Tag und das jungenhafte Spielen mit den Pfeifen wegnehmen. Sie würde ihn bitten zu tun, was er am meisten fürchtete. Was würde das bei ihm bewirken? Zum ersten Mal, seit Brashen diesen Plan vorgestellt hatte, fragte sie sich, wie das auf Paragon wirken würde. Dann dachte sie an die Viviace, und ihre Entschlossenheit kehrte zurück. Er war ein Lebensschiff. Er war dafür geschaffen worden zu segeln, und sollte es ihr gelingen, ihn wieder dazu zu bringen, war das besser als jedes Spielzeug, das Amber ihm jemals gegeben hatte.
    Sie weigerte sich, darüber nachzudenken, was aus ihnen allen werden würde, wenn er erneut scheiterte.
    Sie roch ein Kochfeuer. Seit es wärmer geworden war, kochte Amber fast nur noch am Strand. Im Paragon hatte sie eine allmähliche Veränderung bewirkt. Das Meiste schätzte Althea, aber einiges entsetzte sie auch. Die Kapitänskajüte glänzte jetzt mit poliertem und geöltem Holz und Messing. Die zerstörten Schränke und herausgerissenen Angeln waren alle sorgfältig repariert worden. Der Raum duftete nach Leinsam-Öl, Terpentin und Bienenwachs. Wenn Amber abends eine Laterne anzündete, schimmerte der ganze Raum honigfarben und golden.
    Aber die Falltür, die Amber in den Boden zum Frachtraum geschnitten hatte, war entsetzlich. Brashen und Althea waren beide wütend gewesen, als sie sie das erste Mal gesehen hatten. Sie hatte versucht, ihnen zu erklären, dass sie einen schnelleren Zugang zu ihren Vorräten haben wollte, aber keiner der beiden mochte das akzeptieren. Kein Schiff hätte eine Falltür in der Kapitänskajüte, meinten sie übereinstimmend. Selbst sicher verriegelt und unter einem Teppich versteckt, störte sie Althea.
    Amber hatte auch andere Teile des Schiffes erneuert. Der Ofen in der Kombüse war gesäubert und poliert worden. Obwohl Amber meistens am Strand kochte, bewahrte sie ihre Pfannen, Töpfe und Vorräte hier auf. Althea konnte sich nicht vorstellen, wie sie mit der Neigung des Decks zurechtkam. Amber sagte nur, dass sich Paragon besser fühlte, wenn sie diese Orte überholte, also machte sie es. Das ganze Schiff war vom Sand befreit worden. Das bisschen Moos und Seetang, das der Wind hereingeweht und das sich am Schiff festgesetzt hatte, war entfernt worden. Sie hatte Reinigungskräuter in Räuchertöpfen durch das ganze Schiff getragen und die Feuchtigkeit sowie die Insekten vertrieben. Türen, Fenster und Luken konnten jetzt wieder fest geschlossen werden. Das alles hatte sie gemacht, bevor die Wiederaufrüstung des Paragon überhaupt besprochen worden war. Einen Augenblick dache Althea darüber nach, schob ihre Spekulationen dann aber beiseite.
    »Paragon!« rief sie.
    Er setzte die Pfeifen ab und grinste in ihre Richtung. »Althea! Du kommst mich besuchen!«
    »Ja. Sind Brashen und Amber auch hier?«
    »Wo sonst?« fragte er jovial. »Sie sind drinnen. Aus irgendeinem Grund möchte Brashen sich das Gestänge meines Ruders ansehen. Amber ist bei ihm. Sie kommen gleich wieder heraus.«
    »Deine Pfeifen sind entzückend. Sind sie neu?«
    Er wirkte etwas verlegen. »Nicht ganz. Ich habe sie seit einem Tag, aber ich kann immer noch nicht spielen. Amber sagt, es macht nichts, wenn ich keine Melodie spiele. Solange das Geräusch mir Spaß macht, gehört die Musik mir, sagt sie. Aber ich möchte richtig spielen können.«
    »Ich glaube, Amber hat Recht! Du wirst schon bald Melodien spielen können, wenn du dich erst an die Pfeifen gewöhnt hast.«
    Als die Möwen schrieen, drehte sich Althea um. Weiter unten am Strand kamen zwei Frauen langsam näher. Ein korpulenter Mann trottete hinterher. Althea runzelte die Stirn. Sie kamen zu früh. Bis jetzt hatten sie Paragon das Thema

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