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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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auch an ihrer schweißnassen Haut. Brashen sah ihr zu, wie sie zu den Wassereimern ging. Sie trank in tiefen Zügen und spritzte sich dann Wasser über Gesicht und Hals. Sein Verlangen nach ihr erstickte ihn beinahe. Dann rief er sich ins Gedächtnis, dass sie Grag Tenira so gut wie versprochen war. Tenira war kein schlechter Seemann. Und eines Tages würde er ein vermögender Mann sein. Brashen versuchte, Zufriedenheit über ihr Schicksal zu empfinden. Es hätte sie schlimmer treffen können. Vielleicht hätte sie sich mit einem enterbten Händlersohn zufrieden geben können. Er schüttelte den Kopf und warf den Hammer in den Sand. »Was für ein Tag!«, rief er. Das Licht wurde allmählich schwächer.
    Althea und Amber verkrochen sich in der Kombüse, während Brashen die Männer bezahlte. Nachdem der Letzte gegangen war, widmete sich Brashen noch eine Weile seinem Kontobuch, addierte die Zahlen und schüttelte den Kopf. Ronica Vestrit hatte ihm freie Hand bei den Mitteln gelassen, mit denen sie den Paragon überholen wollten. Und Althea hatte überrascht festgestellt, dass sein Wissen über den Schiffsbau weit mehr umfasste als das, was sie bei einem Maat erwartet hätte. Ihre Überraschung hatte ihn befriedigt, aber das machte seine Aufgabe auch nicht leichter. Er quälte sich mit der Frage, ob er das beste Material oder die besten Handwerker für die Arbeit besorgen sollte. Und oft genug bekam er die besten Leute gar nicht. Der Ruf des Paragon war allgemein bekannt, und sein Verhalten in letzter Zeit erhärtete das nur. Die meisten Schiffbauer behaupteten zwar, dass sie nicht abergläubisch seien, aber angeblich würden ihnen die Kunden weglaufen, wenn sie an einem solchen Schiff arbeiteten. Es interessierte Brashen nicht, welche Entschuldigungen sie anführten. Ihn interessierte die Zeit, die das kostete. Zeit war ihr größter Feind. Mit jedem Tag, der verstrich, wurde es schwieriger, die Spur der Viviace von dem Ort, an dem man sie zuletzt gesehen hatte, weiterzuverfolgen. Und außerdem musste ihre Arbeit auch auf die Gezeiten abgestimmt werden. Am Ende des Monats wurde eine besonders hohe Flut erwartet. Brashen hoffte, dass sie damit den Paragon wieder flottmachen konnten. Doch das Frustrierendste war, dass die Arbeiten, die sie selbst machen konnten, erst nach den grundlegenderen, schwierigeren Arbeiten begonnen werden konnten. Jede Arbeit hing von der ab, die vor ihr erledigt wurde.
    Als er schließlich den Frauen Gesellschaft leisten wollte, waren sie nicht mehr in der Kombüse. Er folgte dem Klang ihrer Stimmen und fand sie auf dem geneigten Heck. Sie saßen Seite an Seite, ließen die Beine baumeln und hätten als Schiffsjungen durchgehen können, die heimlich ihre Zeit vertrödelten. Amber hatte ihr honigblondes Haar zu einem Zopf zusammengebunden. Diese Veränderung schmeichelte ihr nicht unbedingt. Ihre Wangenknochen traten zu scharf hervor, und ihre Nasenlinie war zu prägnant für eine Frau. Bei Altheas Profil hingegen ging ihm das Herz auf, obwohl ihre Wange schmutzig war. Sie war nicht weich und weiblich. Stattdessen war sie feminin auf eine katzenhafte Art, die ebenso bedrohlich wie anregend wirkte. Und sie wusste es nicht einmal. Als er sie ansah, wünschte er sich innig, dass er sie niemals berührt hätte. Nicht, weil er etwas verdorben hatte und sie ihn deswegen nicht einmal mehr ansah. Das Schlimmste war, dass er sie nicht ansehen konnte, ohne sich an den Geschmack ihrer Haut zu erinnern und an die unverstellte Reaktion ihres Körpers. Er schloss die Augen und ging dann weiter.
    Amber und Althea hielten dampfende Teetassen in der Hand. Ein dicker Keramiktopf stand zwischen ihnen und daneben noch ein extra Becher. Brashen goss sich ein und überlegte, ob er sich zwischen sie setzen sollte. Doch er blieb lieber stehen. Amber starrte aufs Meer hinaus. Althea fuhr mit ihren Fingerspitzen über den Becherrand und blickte in die Wellen. Ihr Gespräch war abgebrochen, als er näher gekommen war. Amber spürte die Verlegenheit der Situation und sah ihn an. »Fangen wir morgen wieder früh an?«
    »Nein«, erwiderte Brashen nachdrücklich. Er trank einen Schluck Tee. »Ich glaube nicht. Vermutlich muss ich morgen früh neue Arbeiter suchen.«
    »Nicht schon wieder!«, meinte Althea und stöhnte. »Was habe ich verpasst?«
    Brashen wollte etwas sagen, biss dann jedoch die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf.
    Althea rieb sich die Schläfen. »Hat er wenigstens wieder mit dir geredet?« Sie sah

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