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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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solltet Ihr auch besser tun. Schreibt Eure Verluste ab, und setzt auf den Gewinner. Keiner der Händler glaubt wirklich, dass wir Erfolg haben. Deshalb hat auch keiner Hilfe angeboten. Sie glauben, dass wir nur Zeit und Geld verschwenden. Ich wette, dass Grag viele Gründe anführen konnte, warum Ihr uns verlassen solltet, einschließlich dem, dass wir dieses aufgegebene Wrack niemals vom Strand herunterbekommen.« Brashen trat mit dem Absatz gegen die Schiffshülle. Heiße Wut stieg plötzlich in ihm hoch.
    »Nennt ihn nicht Wrack!«, fuhr Amber ihn an.
    »Und hört auf zu jammern!«, fügte Althea boshaft hinzu.
    Brashen starrte sie aufgebracht an. Dann schrie er: »Du Wrack! Du Stück Strandgut! Hörst du mich, Paragon? Ich rede von dir!«
    Seine Worte hallten von den Klippen hinter ihnen zurück. Paragon antwortete nicht. Amber starrte ihn an und stieß den Atem scharf durch die Nase aus.
    »Geht doch und nehmt Cindin, statt Euch mit allen anzulegen«, forderte Althea ihn sarkastisch auf. »Wir alle wissen, dass das Euer eigentliches Problem ist.«
    »Ja?« Brashen stellte seinen Becher weg. »Und ich weiß, was Euer eigentliches Problem ist.«
    Altheas Stimme wurde weich und tödlich. »Ach, wirklich? Warum sagt Ihr es uns dann nicht einfach?«
    Er beugte sich zu ihr. »Euer Problem ist, dass Ihr letzten Winter herausgefunden habt, wer Ihr wirklich seid, und seitdem jeden Tag damit verbringt, es zu verleugnen. Es jagt Euch so viel Angst ein, dass Ihr sogar nach Hause gelaufen seid und versucht, es zu vergessen.«
    Seine Worte waren so anders als das, was sie erwartet hatte, dass Althea wie betäubt dasaß. Brashen hätte beinahe gegrinst, als er ihr Erstaunen bemerkte. Sie starrte ihn an, während er auf dem schiefen Deck vor ihr stand. »Und um das klarzumachen«, fuhr er fort. »Das hat nichts mit dem zu tun, was zwischen Euch und mir vorgefallen ist. Ich rede von dem, was in Euch selbst passiert ist.«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet, Brashen Trell!«, fuhr Althea ihn an.
    »Ach nein?« Jetzt grinste er. »Nun, Amber weiß es jedenfalls, so sicher, wie Sa Nüsse und Titten hat. Seit ich nach Bingtown zurückgekommen bin, weiß ich es. Es stand ihr ins Gesicht geschrieben, seit sie mich das erste Mal angesehen hat. Merkwürdig ist nur, dass Ihr mit ihr darüber redet und nicht mit mir. Aber wie gesagt: Das ist nicht das Thema. Ihr seid zur See gefahren und habt festgestellt, dass Ihr keine Händlertochter seid. Sicher, Ihr seid Ephron Vestrits Tochter, na klar, und daran gibt es auch nichts zu deuteln. Aber Ihr seid nicht mehr an diese verdammte Stadt und ihre Traditionen gebunden, als er es war. Er wollte nicht länger auf dem Regenwild-Fluss Handel treiben, und, bei Sa, der Mann hat aufgehört, dort zu handeln. Er ist hinausgefahren, hat seine eigenen Geschäftsverbindungen geknüpft und seine eigenen Waren gesucht. Ihr seid wie er, bis auf die Knochen. Und es ist viel zu spät, Euch das jetzt noch auszutreiben. Ihr könnt Euch nicht ändern. Und Ihr solltet aufhören, so zu tun. Ihr könnt Euch nicht wirklich niederlassen und Grag Teniras weibliche Hälfte werden. Es würde Euch beiden das Herz brechen, wenn Ihr es versucht. Ihr würdet niemals zu Hause bleiben und ihm Kinder schenken, während er zur See fährt. Ihr schwingt große Reden über Familie, Pflicht und Tradition, aber der Grund, warum Ihr der Viviace folgt, ist, dass Ihr Euer eigenes verdammtes Schiff wollt. Und Ihr habt vor, dort hinauszufahren und es Euch wiederzuholen. Falls Ihr den Mumm habt, Bingtown wieder zu verlassen, heißt das.«
    Die Worte waren aus ihm hervorgesprudelt. Jetzt ging ihm der Atem aus und er keuchte beinahe. Althea starrte ihn an. Er sehnte sich so danach, sie in die Arme zu nehmen. Dann würde er sie küssen. Und sie würde ihm wahrscheinlich den Kiefer brechen.
    Schließlich fand sie ihre Sprache wieder. »Ihr könnt Euch nicht mehr irren«, behauptete sie, aber ihre Worte klangen schwach. Amber versteckte ihr Lächeln hinter der Teetasse. Als Althea sie vorwurfsvoll ansah, zuckte sie nur mit den Schultern. Plötzlich war Brashen verlegen. Er verschmähte die Strickleiter, kletterte über die Reling und landete leichtfüßig im Sand. Ohne ein weiteres Wort und ohne zurückzublicken, ging er zum Bug des Schiffes.
    Clef hatte ein kleines Feuer entzündet; das Abendessen zu kochen war seine Aufgabe. Die Arbeit auf dem Schiff hielt ihn auf Trab. Er hatte Trinkwasser für die Männer geholt, nachdem Brashen ihre

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