Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
vernachlässigen. Ihr habt einfach nur die Dinge laufen lassen.«
»Um so mehr Grund, dort einen Gouverneur einzusetzen. Siehst du? Selbst nach deiner Logik ist meine Idee gut.« Er lehnte sich zurück und fächelte sich zufrieden Luft zu.
Sie wartete, bis sie sicher war, reden zu können, ohne ihn dabei anzuschreien. »Es ist nicht Eure Idee, Magnadon. Es ist Herzog Yadfins Plan, Euch zu schröpfen, während Ihr lächelt und seine Lustkräuter raucht. Rechtlich gesehen könnt Ihr keinen Gouverneur in Bingtown einsetzen, schon gar keinen aus Chalced. Das widerspricht den Festschreibungen in ihrer Gründungscharta.«
»Dann vergiss diese blöde Charta doch endlich!«, schrie er. »Warum schulde ich ihnen etwas? Sie sind an die Verwunschenen Ufer geflohen, Exilanten, Kriminelle und rebellische junge Adlige. Jahrelang haben sie dort gelebt, wie sie wollten, und alle Annehmlichkeiten der Bürgerschaft Jamaillias genossen, ohne dafür auch die Lasten zu tragen…«
»Sie geben Euch fünfzig Prozent ihres Gewinns, Magnadon. Das ist erheblich mehr, als alle anderen zahlen. Sie wenden ein, und das wohl begründet, dass sie wenig Wohltaten dafür erhalten, dass sie für die Verbesserungen in ihrem Hafen selbst gezahlt haben und dass die Piraterie in der Inneren Passage schlimmer ist als…«
»Und trotzdem widersetzen sie sich meinen Bemühungen, die Piraten zu kontrollieren. Wie soll ich sie schützen, wenn sie meinen Patrouillenbooten keinen Schutz in ihrem Hafen gewähren wollen?«
Serilla blätterte rasch in den Seiten. »Hier. Sie schlagen vor, dass Ihr ihnen erlaubt, statt der chalcedanischen Söldner ihre eigenen Leute mit Patrouillenbooten auszurüsten. Ihr Argument ist, dass sie sich mit den Gezeiten und den Kanälen dort gut auskennen und dass sie wesentlich effektiver patrouillieren könnten. Und ihre Berechnungen ergeben auch, dass sie es erheblich billiger tun könnten.«
»Aber würden sie auch gute Arbeit leisten?«, wollte Cosgo wissen.
Serilla seufzte. »Es ist in ihrem eigenen Interesse, gute Arbeit zu leisten.« Sie blätterte mehrere Seiten durch. »Ich glaube, diesen Vorschlag könntet Ihr leicht akzeptieren und damit auch von ihnen viel Unterstützung gewinnen.«
»Ach, na gut.« Er schob ihre Unterlagen angewidert beiseite. »Ich werde sie empfangen und dem zustimmen. Aber sie müssen dafür…«
»Magnadon Cosgo, dafür ist es viel zu spät«, unterbrach sie ihn ungeduldig. »Die Delegation ist schon vor Wochen abgereist. Sie sind zurück nach Bingtown gesegelt.«
»Warum machen wir uns dann noch darüber Sorgen?«, wollte er wissen. Er stand auf. »Komm. Begleite mich zu den Dampfbädern. Sie vertreiben ganz bestimmt meine Kopfschmerzen.«
Serilla rührte sich nicht. »Ihr habt mir versprochen, ihre Beschwerden zu überdenken und auf jede einzelne zu antworten. Ihr habt versprochen, Ihr würdet ihnen Eure Entscheidungen bald übermitteln.« Sie wog ihre Chancen ab und beschloss dann, alles zu riskieren. »Ich würde gern Eure Entscheidungen aufschreiben und sie mit einem Schiff nach Bingtown bringen. Je eher ich ihnen Eure Entscheidungen überbringe, desto eher wird diese Krise beendet.« Sie schob die Papiere auf dem Tisch herum und ordnete sie mit fast schon zwanghafter Pedanterie. »Ich habe eine Urkunde aufgesetzt, die mich bevollmächtigt, in Eurem Namen zu verhandeln. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr sie einfach unterzeichnen. Bereits morgen könnte ich in See stechen, und Ihr würdet nicht länger mit diesem Streit belästigt werden.« Sie bemühte sich, die Hoffnung aus ihrer Miene und ihrer Stimme fern zu halten.
Er beugte sich über den Tisch und betrachtete das Dokument, das sie in ihrer gleichmäßigen Handschrift aufgesetzt hatte. Ihr Herz schlug schneller. Am liebsten hätte sie ihm Stift und Tinte hingeschoben, aber sie widerstand dem Impuls. Es wäre zu offensichtlich gewesen.
»Hier steht, dass ich meine Einwilligung dazu gebe, dass du alle Entscheidungen in meinem Namen triffst, die die Bingtown-Kontroverse angehen.« Er klang wütend. »So viel Macht gewähre ich niemandem!«
Ihre Hoffnung schwand. Es würde nicht so einfach gehen, wie sie gehofft hatte, aber noch wollte sie sich nicht geschlagen geben. »Es stimmt, dass Ihr noch niemandem diese Art Macht verliehen habt. Trotzdem habt Ihr vor einem Augenblick noch davon gesprochen, einen chalcedanischen Gouverneur zu ernennen. Dadurch würdet Ihr erheblich mehr Macht aus Eurer Hand geben als mit dieser Urkunde. Dabei
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