Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
vorzugehen.«
»Ich verstehe nicht, warum«, widersprach Davad ihr jovial. »Was könnte aus dem hier anderes entspringen als etwas Gutes? Malta muss schließlich irgendwann heiraten. Warum sollte man dieser zarten Romanze Steine in den Weg legen? Denkt nur, was hieraus alles entstehen kann: Enkelkinder für Jani, Urenkelkinder für Euch, Ronica. Und zweifellos gegenseitige, höchst vorteilhafte Geschäftsbeziehungen.«
Es peinigte Ronica geradezu, mit anhören zu müssen, wie schwerfällig Davad das Gespräch in die Richtung drängte, in der er es haben wollte. Im Laufe der Zeit hatte sie den Mann viel zu gut kennen gelernt. Deswegen war er eigentlich hier. Er war ein alter Freund der Familie; und Malta – und was aus ihr wurde – lag ihm wirklich am Herzen. Aber den Bärenanteil seines Herzens hatte er schon vor langer Zeit dem Handel und den daraus resultierenden Gewinnen verschrieben. Ob gut oder schlecht, so arbeitete Davads Gehirn. Er zögerte niemals, seine Freundschaften zum Nutzen seiner Geschäftsverbindungen einzusetzen.
All das schoss Ronica in einem einzigen Augenblick durch den Kopf. Sie sah Davad, wie er war und wie sie ihn immer gekannt hatte. Sie hatte niemals den Wert berechnet, einen solchen Mann zum Freund zu haben. Auch ihre unterschiedlichen Auffassungen von Politik hatten sie nicht bewegen können, ihre Freundschaft zu lösen, nicht einmal, als immer mehr Händler aufhörten, mit ihm Geschäfte zu machen. Er war kein wirklich böser Mensch. Er dachte einfach nur nicht genug darüber nach, was er tat. Wenn Gewinne winkten, dann hechelte er hinterher, ob es nun um den Sklavenhandel ging oder um die fragwürdigen Praktiken der Neuen Händler – oder selbst darum, aus Maltas unerwünschtem Verehrer einen Profit herauszuschlagen. Er wollte niemandem schaden, aber er dachte dabei auch niemals in den Kategorien von richtig oder falsch.
Er konnte gefährlich sein. Jedenfalls dann, wenn er Jani Khuprus jetzt beleidigte. Der Khuprus-Clan hielt den Wechsel auf das Zauberschiff Viviace in seinen Händen. Ronica hatte Reyns Werbung um Malta nur in der Gewissheit akzeptiert, dass er schon bald bemerken würde, wie jung und unpassend sie war. Wenn Reyn eine solche Werbung begann und dann abbrach, würde ihr das einen merkwürdigen gesellschaftlichen Vorteil gewähren. Die Vestrit-Familie würde als die beleidigte Partei angesehen werden, und vom Khuprus-Clan wurde erwartet, dass er mehr als zurückhaltend in seinem Geschäftsgebaren sein würde. Aber wenn die Khuprus-Familie diese Brautwerbung abbrach, weil die Vestrit-Familie unerwünschte gesellschaftliche Verbindungen hatte, würde sich das Verhalten der anderen Händlerfamilien ihnen gegenüber ebenfalls grundlegend ändern. Ronica hatte schon genügend sozialen Druck wegen ihrer Beziehung zu Davad Restate erfahren. Sie würden in einen finanziellen Sumpf geraten, wenn sich dieser Druck auf die Handelsbeziehungen ausdehnte.
Das Klügste wäre, Davad Restate einfach fallen zu lassen.
Aber das verbot die Loyalität. Und der Stolz. Wenn die Vestrit-Familie sich von dem leiten ließ, was andere für korrekt hielten, dann würden sie sämtliche Kontrolle über ihr Schicksal verlieren. Nicht, dass sie noch viel Kontrolle hatten.
Das Schweigen wurde allmählich unbehaglich. Ronica fühlte Resignation, gepaart mit Entsetzen. Was würde Davad als nächstes Schreckliches sagen? Er merkte einfach nicht, wie tölpelhaft er sich benahm. Mit einem strahlenden Lächeln begann er: »Wo wir gerade von Handelsbeziehungen sprechen…«
Die Rettung kam aus einer gänzlich unerwarteten Ecke. Keffria trat zu ihnen. Das leichte Schimmern von Schweiß auf der Stirn war das einzige Anzeichen dafür, wie sehr es sie aufregte, mit ansehen zu müssen, wie Davad Restate so lange so dicht bei Jani Khuprus stand. Sie berührte ihn sacht am Arm und bat ihn ruhig, ihr einen Moment in der Küche zu helfen. Die Dienerschaft hätte Schwierigkeiten, einige Flaschen alten Weines zu öffnen, den sie ausgesucht hatte. Vielleicht könnte er ja diese Aufgabe überwachen.
Keffria hatte das sehr gut überlegt. Wein und wie man ihn richtig servierte, war eine von Davads Lieblingsbesessenheiten. Er stürzte davon, während Keffria ihm folgte. Sie nickte, als er ihr einen gelehrten Vortrag darüber hielt, wie man eine Flasche richtig öffnete, um sie so wenig wie möglich aufzurütteln. Ronica seufzte erleichtert.
»Ich wundere mich darüber, warum Ihr ihm überhaupt gestattet, hier zu
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