Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Sie hatten Streit, und sie ging.« Es fiel Ronica schwer, aber sie sah offen in Janis Schleier und fuhr fort: »Ich weiß weder, wo sie ist, noch, was sie tut. Und wenn sie jetzt zur Tür hereinkäme, würde ich sie aus ganzem Herzen willkommen heißen.«
Jani schien ihren Blick zu erwidern. »Es war vielleicht eine etwas peinliche Frage. Aber ich drücke mich immer direkt aus. Ich will damit niemanden beleidigen. Ich habe es immer so erlebt, dass ein ehrliches Wort stets den geringsten Raum für Missverständnisse lässt.«
»Das sehe ich genauso.« Ronicas Blick folgte Janis, als sie sich wieder zu Reyn und Malta umdrehte. Malta hatte ihren Kopf gesenkt und blickte zur Seite. Ihre Wangen waren gerötet, aber ihr Blick war fröhlich. Reyn hatte den Kopf geneigt und teilte ihre Belustigung, als er versuchte, in ihr abgewandtes Gesicht zu blicken.
»In einer Familie gibt es keinen Raum für Geheimnisse«, fügte Jani hinzu.
Es war wundervoll, viel schöner, als Malta sich jemals hätte träumen lassen. So war es also, wenn man angemessen behandelt wurde. Ihre Seele hatte sich ihr ganzes Leben danach verzehrt, und jetzt war sie endlich in der Lage, sich an diesen wunderschönen Gefühlen zu laben. Überall um sie herum dufteten Blumen, es gab alles Mögliche zu essen und die schönsten Getränke, die sie sich vorstellen konnte, und Reyn selbst hätte nicht aufmerksamer sein können. Nichts hätte den Tag noch verschönern können, außer vielleicht, wenn einige ihrer Freundinnen hier gewesen wären, die sicher vor Neid beinahe geplatzt wären. Malta malte sich diese Szene aus. Delo und Kitten, Carissa und Polia würden hier drüben sitzen, und wenn man Malta ein Tablett mit Essen oder Getränken anbot, würde sie etwas davon nehmen und den Rest zu ihren Freundinnen schicken. Später würde sie sich herzlich dafür entschuldigen, dass sie so wenig Zeit für sie gehabt hätte. Was für eine Schande, dass Reyn darauf bestanden hatte, ihre Zeit vollkommen in Beschlag zu nehmen! Aber, tja, sie wussten ja, wie die Männer waren. Sie würde sie wissend anlächeln. Und dann würde sie die Komplimente wiederholen, die auf sie herabgeregnet waren, oder einige seiner geistreichen Bemerkungen zum Besten geben…
»Darf ich fragen, womit ich Euch so zum Lachen gebracht habe?«, fragte Reyn zärtlich. Er stand in respektvollem und dennoch aufmerksamem Abstand neben ihrem Stuhl. Und er hatte sich nicht gesetzt, obwohl sie ihn aufgefordert hatte. Sie sah zu seinem verschleierten Gesicht hinauf. Ihr hübscher Tagtraum bekam einen Wermutstropfen. Wer wusste schon, was für ein Gesicht hinter diesem Schleier lächelte? In ihrem Bauch kribbelte es. Sie ließ sich jedoch von ihrem Unbehagen nichts anmerken. Stattdessen antwortete sie freundlich: »Ich habe daran gedacht, wie lustig es sein müsste, wenn einige meiner Freundinnen hier wären, um das mitzuerleben.« Sie deutete auf den festlich geschmückten Raum.
»Und ich dachte gerade das Gegenteil«, antwortete er. Er hatte eine sehr angenehme Stimme. Sie war kultiviert und klang sehr männlich. Sein Schleier bewegte sich leicht mit seinen Atemzügen.
»Das Gegenteil?«, fragte sie laut und sah ihn fragend an.
Er rührte sich nicht, senkte jedoch die Stimme und erzeugte damit etwas mehr Intimität. »Ich dachte gerade, wie angenehm es wäre, wenn Ihr mir genug vertrautet, dass wir uns in privaterem Rahmen treffen könnten.«
Sie konnte sich nur nach seiner Haltung und seiner Stimme richten. Weder an einer hochgezogenen Braue noch an einem schüchternen Lächeln konnte sie sich orientieren. Sie hatte schon oft mit Männern gesprochen, ja sogar geflirtet, wenn ihre Mutter und ihre Großmutter nicht dabei gewesen waren, aber noch kein Mann hatte so offen mit ihr gesprochen. Es war sowohl berauschend als auch gefährlich. Wenn sie zögerte, wusste sie, dass er ihr Gesicht betrachtete. Sie konnte trotz großer Bemühungen nicht alle Gefühle daraus verbannen. Wie sollte sie flirten und lächeln, wenn sie nicht einmal wusste, ob ein Mann oder eine entstellte Missgeburt auf ihr Lächeln antwortete? Dieser Gedanke unterlegte ihre Worte mit einem etwas kühleren Unterton. »Wir müssen sicher erst entscheiden, ob diese Werbung überhaupt beginnt. Geht es nicht darum bei dem ersten Treffen? Ob wir überhaupt zueinander passen?«
Er lachte amüsiert auf. »Mistress Malta, diesen Sport sollten wir unseren Müttern überlassen. Es ist ihr Spiel. Seht doch, wie sie sich selbst jetzt wie
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