Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Ringer umkreisen, eine Eröffnung abwarten, ein Anzeichen für ein winziges Ungleichgewicht im anderen abschätzen! Sie werden den Handel tätigen, der uns verbindet, und ich zweifle nicht daran, dass beide Familien in jeder Hinsicht davon profitieren.«
Er deutete unmerklich mit dem Kopf auf Jani Khuprus und Ronica Vestrit. Ihre Mienen waren zurückhaltend und freundlich, aber ihre Haltung verriet, dass sie einen verbalen Kampf ausfochten.
»Das ist meine Großmutter, nicht meine Mutter«, meinte Malta. »Und ich verstehe auch nicht, wieso Ihr von diesem Treffen als einem Spiel sprecht. Das ist doch sicher ein ernsthafter Moment. Jedenfalls für mich. Findet Ihr das trivial?«
»Ich würde niemals einen Augenblick trivial finden, den ich in Eurer Gegenwart verbringe. Das kann ich Euch versichern.« Er hielt inne und ließ dann seine Worte nur so hervorsprudeln. »Von dem Moment an, als Ihr die Traumdose geöffnet habt und wir gemeinsam durch Eure Phantasien gewandelt sind, wusste ich, dass mich nichts davon abhalten würde, um Euch zu werben. Eure Familie versuchte, meine Hoffnungen mit der Bemerkung zu ersticken, dass Ihr mehr ein Kind als eine Frau wärt. Das fand ich lächerlich. Das ist das Spiel, von dem ich gesprochen habe, ein Spiel, das alle Familien spielen, wenn ihre Sprösslinge heiraten wollen. Hindernisse werden aufgebaut, nur um sie wieder verschwinden zu lassen, wenn die Balance mit ausreichend Geschenken und Handelsvorteilen wiederhergestellt ist… Aber diese Gespräche sind zu unverblümt für uns. Darin geht es um Geldbörsen, nicht um Herzen. Und sie verschweigen vor allem meinen Hunger nach Euch.« Seine Worte sprudelten offen heraus. »Malta, ich sehne mich nach Euch. Ich möchte Euch besitzen, alle Geheimnisse meines Herzens mit Euch teilen. Je eher meine Mutter allen Forderungen Eurer Familie nachkommt, desto besser. Sagt Eurer Großmutter, dass sie alles verlangen kann, was sie will, und dass ich dafür sorgen werde, dass die Vestrits es bekommen, solange ich Euch nur bald in meinen Armen halte.«
Malta wich zurück und schnappte nach Luft. Ihr Schock war nicht vorgetäuscht, aber Reyn missdeutete die Ursache. Er trat von ihr zurück und senkte ernst den Kopf. »Vergebt mir, ich bitte Euch.« Seine Stimme klang heiser. »Ich bin mit einer Zunge geschlagen, die meine Herzenswünsche äußert, bevor mein Kopf sich einschalten kann. Wie grob ich Euch vorkommen muss, wie ein Tier, das nach Euch hechelt! Ich schwöre Euch, dem ist nicht so. Seit ich Euch an diesem Abend vor der Halle der Händler gesehen habe, weiß ich, dass ich nicht nur einen Verstand, sondern auch eine Seele habe. Davor war ich kaum mehr als ein intelligentes Werkzeug, das meiner Familie so gut diente, wie es konnte, um ihren Wohlstand zu mehren. Wenn meine Brüder und Schwestern von Leidenschaft und Anziehung sprachen, wusste ich nicht, was sie meinten.« Er holte Luft und lachte. »Wenn Ihr auch nur etwas vom Regenwild-Volk wisst, dann ist Euch sicher klar, dass wir normalerweise unsere Herzliebsten finden, wenn wir jung sind, und kurz danach heiraten. Nach den Maßstäben meines Volkes war ich immer schon ein merkwürdiger Kerl. Einige sagten, ich wäre von meiner Arbeit verzaubert worden und würde niemals wahre Liebe zu einem Menschen empfinden können.« Erneut schnaubte er verächtlich.
Reyn schüttelte den Kopf und fuhr dann fort: »Einige munkelten, ich wäre ein Eunuch, unfähig, männliche Leidenschaften zu empfinden. Ihre Worte störten mich nicht weiter. Ich wusste, dass ich ein Herz besaß, aber es schlief tief in mir, und ich sah keine Notwendigkeit, es zu wecken. In den Runen, die ich aufspürte und entzifferte, in den merkwürdigen Mechanismen, die ich enttarnte, dachte ich, fände ich genug, um meine Gedanken zu beschäftigen. Ich war verärgert, als meine Mutter mich bat, sie nach Bingtown zu dieser Versammlung zu begleiten. Verärgert! Doch all das war wie weggeblasen, als ich es wagte, mit Euch zu sprechen. Wie Jidzin, das durch eine Berührung aufleuchtet, hat Eure Stimme die Sehnsucht in meinem Herzen erweckt. Wilde, jungenhafte Hoffnung hat mich dazu gebracht, Euch diese Traumdose zu senden. Ich war sicher, dass Ihr sie nicht öffnen würdet, sicher, dass jemand wie Ihr meinen Traum beenden würde, bevor ich ihn Euch überhaupt unterbreiten konnte. Aber das habt Ihr nicht getan. Ihr habt meine Seele geöffnet und mit mir eine Vision von einer solchen Verzauberung geteilt… Ihr seid durch meine
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