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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ronicas Bedenken wurde alles schnell und zügig erledigt. Keffria ging zu den Gästen zurück und versicherte ihnen, dass ihre Mutter bald erscheinen würde. Die Nachricht wurde losgeschickt. Davad bestand darauf, noch einen letzten Blick in den Spiegel zu werfen. Ronica wusste nicht, ob sie aus Mitleid für ihn oder sich selbst handelte, aber sie überzeugte ihn, das Öl aus Haar und Stirn zu wischen und es etwas würdevoller zu kämmen. Dass seine Hose sich an den Knien ausbeulte, war nicht mehr zu ändern. Davad gestand ihr, dass das bei allen seinen Hosen der Fall war. Sein Gehrock dagegen wäre neu und sein Schnitt ausgesprochen modern. Ronica verkniff sich die Bemerkung, dass es einen Unterschied zwischen modern und kleidsam gab. Mit einem unguten Gefühl betrat sie schließlich an Davads Arm das Frühstückszimmer.
    Sie hatte schon gehört, dass die Werbung eines Regenwild-Mannes längst nicht so zurückhaltend war wie die eines jungen Mannes aus Bingtown. Bevor Keffria zugestimmt hatte, dass Reyn um ihre Tochter warb, hatte sie sich versprechen lassen, dass der junge Mann ihr keine teuren Geschenke machen würde, die dem jungen Mädchen den Kopf verdrehen könnten. Ronica war darauf vorbereitet gewesen, dass er Malta einen Blumenstrauß und vielleicht einige Süßigkeiten schenken würde. Sie hatte erwartet, einem schüchternen jungen Mann zu begegnen, der vielleicht von seinem Onkel oder einem Lehrer begleitet wurde.
    Das Frühstückszimmer war nicht mehr wiederzuerkennen. Die einfachen Frühlingsblumen, die sie und Keffria aus dem Garten geholt hatten, waren schlicht nicht mehr zu sehen. Körbe, Schüsseln und Vasen mit exotischen Regenwild-Blumen standen überall im Zimmer herum. Der schwere Blumenduft stieg einem sofort zu Kopf. Platten und Schüsseln mit Früchten und Weinflaschen und Tabletts mit Naschwerk waren auf dem Tisch aufgebaut. Bunte Singvögel zwitscherten in einem Messingkäfig, der in einem künstlichen Baum aus Bronze und Holz hing. Eine kleine gefleckte Jagdkatze, die kaum größer war als ein Kätzchen, hockte erwartungsvoll vor dem Käfig. Diener, verschleiert und unverschleiert, bewegten sich lautlos und geschäftig in dem Zimmer umher und vervollständigten dessen Metamorphose. Als Ronica eintrat spielte ein junger Mann, dessen verschleiertes Gesicht ihn als Regenwild-Händler auswies, eine einfache Melodie auf einer Schoßharfe.
    Wie von der Musik getragen, stand Jani Khuprus auf und begrüßte sie. Ihr Gesichtsschleier aus weißer Spitze war mit Perlen besetzt. Und die weite Kapuze, die ihr Haar bedeckte, war mit geflochtenen Seidenquasten in allen Blautönen verziert. Sie trug eine Bluse, die mit außergewöhnlich vielen Bändern geschmückt war, und eine weite Hose, die an den Knöcheln von noch mehr Bändern gehalten wurde. Kunstvolle Stickerei verdeckte beinahe den Futterstoff aus weißem Leinen. Ronica hatte noch nie eine Frau in einer solchen Kleidung gesehen, aber sie wusste sofort, dass es bald der neue Stil in Bingtown werden würde. Als Jani sie in dem verwandelten Raum begrüßte, hatte Ronica das Gefühl, sie wäre wie mit Zauberei in die Regenwildnis transportiert worden und zu Gast in Janis Heim. Jani lächelte sie herzlich an, und nur ein kurzer, stutzender Blick verriet ihre Neugier über Davads Erscheinen. »Ich bin so froh, dass Ihr gekommen seid und uns Gesellschaft leistet«, begrüßte Jani sie. Mit einer beunruhigenden Vertrautheit nahm sie Ronicas Hände in ihre und beugte sich vertraulich näher. »Ihr müsst sehr stolz auf Eure Tochter Keffria sein. Sie hat uns so herzlich und vornehm willkommen geheißen! Sie macht ihren Erziehern alle Ehre. Und erst Malta! Ach, ich kann verstehen, warum sich mein Sohn so schnell und heftig in sie verliebt hat. Sie ist noch jung, wie Ihr mich ja schon gewarnt habt, aber sie ist bereits wie eine offene Blüte. Jeder junge Mann würde solchen Augen verfallen. Kein Wunder, dass er sich so viel Mühe gemacht hat, die richtigen Geschenke für sie zu suchen. Ich muss zugeben, dass die Blumen ein bisschen überwältigend wirken, wenn es so viele sind, aber Ihr vergebt doch sicher dem Ungestüm eines jungen Mannes?«
    »Vor allem, wenn es zu spät ist, etwas anderes zu tun!«, erwiderte Davad, während Ronica noch nach einer angemessenen Antwort suchte. Er trat vor und legte seine Hand auf die von Jani und Ronica. »Willkommen im Haus der Vestrits. Ich bin Davad Restate, ein langjähriger Freund der Familie. Wir sind so entzückt,

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