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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gingen die Bediensteten. Händlerfamilien luchsten sich ständig gegenseitig die besten Köche, Kindermädchen und Verwalter ab und brachten sie mit der Aussicht auf bessere Gehälter und größere Quartiere dazu, ihre Anstellungen zu wechseln.
    Ein Dienstmädchen kam mit einem leeren Tablett in die Küche. Sie stellte es klappernd ab und drehte sich dann zu Althea um. »Was willst du hier?« Ihre Stimme klang kalt und gelangweilt.
    Dieses eine Mal war Altheas Verstand schneller als ihr Mundwerk. Sie verbeugte sich unbeholfen. »Ich habe eine Nachricht von Kapitän Tenira vom Lebensschiff Ophelia für Händlerin Ronica Vestrit. Es ist wichtig. Er hat mich beauftragt, ihr diese Nachricht unter vier Augen zu überbringen.« So. Dadurch verschaffte sie sich etwas Zeit allein mit ihrer Mutter. Wenn Gäste im Haus waren, wollte sie nicht von ihnen gesehen werden, solange sie noch als Junge verkleidet war.
    Das Dienstmädchen wirkte beunruhigt. »Sie ist jetzt bei den Gästen, es sind sehr wichtige Gäste. Es ist eine Abschiedsfeier. Es wäre sehr peinlich, sie jetzt wegzurufen.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Kann die Nachricht vielleicht ein bisschen länger warten? Möglicherweise möchtest du in der Zwischenzeit etwas essen?« Das Mädchen lächelte, als es diesen kleinen Bestechungsversuch unternahm.
    Althea nickte. Beim Duft des frisch gekochten Essens lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Warum sollte sie nicht hier in der Küche essen und sich ihrer Mutter und ihrer Schwester mit vollem Bauch stellen? »Die Nachricht kann noch ein bisschen warten, denke ich. Darf ich mir zuerst die Hände waschen?« Althea deutete mit einem Nicken auf die Pumpe in der Küche.
    »Draußen im Garten ist auch eine Wasserpumpe«, erklärte die Köchin. Es war eine deutliche Zurechtweisung, was Altheas scheinbare Stellung betraf. Sie grinste verstohlen und ging hinaus, um sich zu waschen. Als sie zurückkam, stand ein Teller für sie da. Sie hatten ihr keine ausgewählten Stücke gegeben, sondern die knusprige Außenseite des Schweinebratens und den Knust des frisch gebackenen Brotes. Dazu gab es eine Scheibe gelben Käse, einen Klacks Butter und ein bisschen Kirschkonfitüre. Das Essen wurde ihr auf einem angeschlagenen Teller mit einer fleckigen Serviette gereicht. Den feinen Umgang mit Besteck schien man einem Schiffsjungen nicht zuzutrauen, also behalf sie sich mit den Fingern, während sie sich auf einen Stuhl in einer Ecke der Küche hockte.
    Zuerst aß sie gierig, ohne an etwas anderes zu denken als an das Essen vor ihr. Die Kruste des Bratens kam ihr weit schmackhafter vor als alles, was sie bisher genossen hatte. Das knusprige Fett knirschte zwischen ihren Zähnen. Die frische Butter schmolz auf dem immer noch warmen Brot, und sie tunkte die Kirschkonfitüre mit Brocken davon auf.
    Nachdem ihr Hunger gestillt war, nahm sie den Betrieb um sich herum wahr. Sie schaute sich mit ganz anderen Augen in dem einst so vertrauten Raum um. Als Kind war dieses Zimmer ihr gewaltig und faszinierend erschienen, ein Ort, den sie zudem niemals hatte ungehindert erforschen dürfen. Weil sie mit ihrem Vater zur See gefahren war, bevor sie diese Neugier überwunden hatte, war die Küche immer eine verbotene Zone für sie geblieben. Jetzt jedoch sah sie sie, wie sie war. Ein großer Raum, in dem rege Betriebsamkeit herrschte, in den die Diener kamen und wieder gingen und wo die Köchin die unangefochtene Herrscherin war. Wenn ein Diener hereinkam, gab er ihr umgehend einen kurzen Bericht von der Gesellschaft. Sie sprachen vertraulich und manchmal mit Verachtung über die Leute, denen sie dienten.
    »Ich brauche noch einen Teller Wurstbrötchen. Händler Hemdschrei scheint zu glauben, dass wir sie für ihn allein gebacken haben.«
    »Immer noch besser als das, was das Orpel-Mädchen tut. Schaut euch diesen Teller an. Voller Essen, das wir den ganzen Morgen zubereitet haben, und sie hat kaum etwas angerührt. Vermutlich hofft sie, dass ein Mann ihren spärlichen Appetit bemerkt und glaubt, sie wäre billig zu unterhalten.«
    »Wie hält sich die zweite Wahl der Kaiserin?«, fragte die Köchin neugierig.
    Ein Dienstbote ahmte nach, wie jemand den Inhalt eines Weinglases hinunterkippt. »Oh, er ersäuft seinen Ärger, wirft seinem Rivalen finstere Blicke zu und schmachtet die kleine Kaiserin an. Dann geht's wieder von vorn los. Natürlich alles sehr vornehm. Der Mann gehört auf die Bühne.«
    »Nein, nein, sie ist diejenige, die auf die Bühne

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