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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht mehr an der Ernsthaftigkeit seiner Wut zweifelte. »Ihr meint diesen chalcedanischen Abschaum, hab ich Recht? Möge Sa meine Ohren verschließen, bevor ich mir solch eine Idiotie anhören muss! Ich werde nicht auch noch dafür zahlen, dass diese Piraten im Hafen von Bingtown ankern können.«
    Die Wachen rückten näher und standen direkt neben Teniras Ellbogen. Althea spielte ihre Rolle als Schiffsjunge, versuchte, hart auszusehen, und folgte dem Beispiel ihres Kapitäns. Wenn Tenira zuschlug, würde man von ihr erwarten, ebenfalls einzugreifen. Jeder Schiffsjunge würde das tun, aber die Aussicht war beängstigend. Sie hatte sich noch nie richtig geprügelt, außer damals bei dem kurzen Scharmützel mit Brashen. Entschlossen reckte sie das Kinn und konzentrierte sich auf den jüngeren der beiden Wachen.
    Doch es kam nicht dazu. Tenira senkte plötzlich die Stimme und knurrte: »Ich werde das beim Händlerkonzil vorbringen.«
    »Sicher, Sir, wie es Euch gefällt«, meinte der Inspektor ironisch. Althea hielt ihn für einen Narren. Ein klügerer Mann hätte es sich zweimal überlegt, Tomie Tenira zu reizen. Sie erwartete förmlich, dass der Kapitän ihn niederschlug. Stattdessen lächelte er gefährlich.
    »Wie es mir gefällt«, erwiderte er gelassen. Er forderte Althea mit einem kurzen Kopfnicken auf, ihm zu folgen, und sie verließen gemeinsam das Zollbüro. Er sagte kein Wort zu ihr, bis sie auf dem Schiff waren. »Hol den Maat, und zwar schnell«, meinte er dann. »Er soll in meine Kabine kommen.« Althea gehorchte unverzüglich.
    Als sie in die Kapitänskajüte gerufen wurden, hatte Tenira höchstpersönlich drei Gläser Rum für sie eingeschenkt. Er hielt sich nicht lange mit Höflichkeiten auf, genauso wenig wie Althea, die ihr Glas ebenfalls in einem Zug leerte. Die Szene in dem Zollbüro war ihr kälter in die Glieder gefahren als eine eisige Nacht auf Deck. »Es sieht schlecht aus«, begrüßte Tenira seinen Sohn. »Schlimmer, als ich befürchtet hatte. Es liegen hier nicht nur Chalcedaner am Kai, sondern das Händlerkonzil hat sich nicht einmal dagegen gewehrt. Und mehr noch: Der verdammte Satrap hat noch mehr Steuern und Abgaben auf unseren Handel erhoben, damit wir die Chalcedaner auch noch bezahlen!«
    »Du hast sie nicht bezahlt?«, fragte Grag ungläubig.
    »Natürlich nicht!« Tenira schnaubte. »Irgendjemand hier muss sich endlich gegen diesen Unsinn zur Wehr setzen. Für den Ersten ist es vielleicht ein wenig steinig, aber ich wette, dass die anderen uns folgen, sobald wir ein Beispiel gegeben haben. Der Inspektor hat angekündigt, dass er uns hier festhalten will. Gut. Solange wir hier liegen, nehmen wir jedenfalls Platz weg. Noch ein paar wie wir, und der Inspektor kann keine weiteren Schiffe und Steuern abwickeln. Grag, unterhalte dich mit Ophelia. Sa hilf uns, aber ich will ihr vollkommen freie Hand lassen. Sie kann so unfreundlich und zickig sein, wie sie will. Sollen die Hafenarbeiter und Passanten doch damit klarkommen.«
    Althea musste unwillkürlich grinsen. Die Atmosphäre in dem kleinen Raum war aufgeladen, als stünde unmittelbar ein Gewitter bevor. Es ist ein Sturm, sagte sie sich, und zwar einer, den ihr Vater schon seit Jahren hatte heraufziehen sehen. Trotzdem beschämte es sie, mit ansehen zu müssen, wie ein alter Kapitän wie Tenira verkündete, er wolle den ersten Blitz auf sich ziehen. »Was soll ich tun?«, fragte sie.
    »Geht nach Hause. Berichtet Eurer Mutter alles, was Ihr gesehen und gehört habt. Ich sehe die Viviace nicht im Hafen, aber wenn sie einläuft, dann bitte ich Euch, Eure Differenzen mit Eurem Schwager zu beheben und ihn dazu zu bringen, einzusehen, dass wir bei unserer Verteidigung alle zusammenstehen müssen. Ich gehe ebenfalls gleich nach Hause. Grag, ich vertraue dir das Schiff an. Beim ersten Anzeichen von Ärger schickst du Calco mit einer Botschaft zu mir. Althea?«
    Althea wog seine Worte ab und nickte dann langsam. Auch wenn sie es zutiefst verabscheute, mit Kyle Haven einen Waffenstillstand schließen zu müssen: Kapitän Tenira hatte Recht. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für irgendwelche Querelen, die die Bingtown-Händler spalten würden.
    Das Lächeln Teniras belohnte sie. »Ich habe erwartet, dass ich mich auf Euch verlassen kann!«, sagte er stolz.
    Grag grinste sie an. »Und ich habe es gewusst.«

10. Heimkehr

    Das Anwesen der Vestrits lag wie die Häuser der anderen Bingtown-Händler in dem kühlen und bewaldeten Vorgebirge,

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