Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
ist, Euch nach Trehaug zurückzubringen.«
»Wo ich dann dafür sorgen werde, dass Ihr für Euren Mangel an Respekt entsprechend bestraft werdet«, verkündete der Satrap gebieterisch.
Sie neigte den Kopf zur Seite und sah ihn an. »Soll mich das etwa aufmuntern, Euch unversehrt zurückzubringen?«
Er schwieg einen Moment. Dann straffte er sich. »Wenn Ihr schnell reagiert und mir nunmehr gehorcht, werde ich das in Rechnung stellen, wenn ich über Euch urteile.«
»Tatsächlich?«, fragte sie ihn ironisch. Doch dann war sie des Spiels überdrüssig. Sie ließ ihn stehen und ging wieder in die dunkle Höhle, wo die Reste des Bootshauses aus der Erde herausragten. Ihr ganzer Körper tat ihr weh. Ihre Füße waren wund, ihre Knie und ihr Rücken schmerzten, als sie sich bückte, um wieder in die Ruinen zurückzukriechen. Sie tastete suchend im Dunkeln umher, da sie keine Möglichkeit hatte, die Laterne neu zu entzünden. Sie fand zwar keine Ruder, konnte aber einige Stücke Holz herausreißen, die vielleicht genauso gut funktionierten. Wie die Boote waren auch sie aus Zedernholz. So lange sie in den flachen Sümpfen waren, würde es funktionieren. Es würde sicher nicht einfach werden, aber sie konnten nach Trehaug zurückkehren. Sobald sie da waren, würde sie alle ihre Dummheiten gestehen müssen. Darüber wollte sie jedoch nicht nachdenken, nicht jetzt.
Malta runzelte die Stirn, als sie aus den Ruinen herauskroch und die Bretter hinter sich herzog. Sie hatte doch irgendetwas tun wollen. Etwas, das mit der Stadt zu tun hatte, und sie hatte dafür solche Bretter benutzen wollen. Als sie die Stadt verließ, hatte sie ein festes Ziel vor Augen gehabt. Sie suchte in ihrem Gedächtnis danach, konnte sich aber nur an einen Traum aus ihrem kurzen Schlaf erinnern. In dem Traum war sie durch die Dunkelheit geflogen. Sie schüttelte den Kopf. Es war etwas ganz Besonderes gewesen. Nicht, dass sie sich nicht daran erinnern konnte. Das Problem war, sie konnte sich an so viel erinnern, dass sie nicht wusste, was zu ihr gehörte. Seit sie die versunkene Stadt betreten hatte, fand sie nur noch wenige ihrer Handlungen typisch für sie.
Als sie wieder zum Boot kam, saß auch der Satrap darin. »Ihr müsst aussteigen«, erklärte sie ihnen geduldig. »Wir müssen das Boot erst in tieferes Wasser schieben, bevor Ihr einsteigen könnt. Sonst schwimmt es nicht.«
»Könnt Ihr uns nicht einfach in tiefes Wasser rudern?«, beschwerte sich Kekki.
»Nein, das kann ich nicht. Das Boot muss schwimmen, bevor wir es rudern können.« Während sie darauf wartete, dass sie ausstiegen, kam Malta der Gedanke, dass sie sich noch nie überlegt hatte, wie viel sie eigentlich allein durch ihre Erziehung wusste. Es hatte letztendlich doch einiges für sich, eine Händlertochter zu sein.
Es dauerte eine Weile, bis sie in dem Zwielicht eine geeignete Stelle gefunden hatte. Kekki und der Satrap schienen beide einige Schwierigkeiten damit zu haben, dass das Boot schwankte, als sie von einer Wurzel aus hineinstiegen. Malta wies beiden je ein Ende des Kahns zu und blieb selbst in der Mitte. Sie würde stehen müssen, wenn sie das Boot fortbewegen wollte. In ihrer Kindheit hatte sie einen kleinen Kahn besessen, mit dem sie im Zierteich herumgerudert war. Dies hier war jedoch etwas ganz anderes. Ob sie es schaffen konnte? Dann blickte sie auf die schimmernden Lichter von Trehaug. Sie würde es schaffen. Sie wusste es. Entschlossen packte sie das Ende ihres Brettes und stieß das Boot ab.
15. Paragons Kapitän
Seit dem Kampf mit der Seeschlange waren zwei Tage vergangen. Auf dem Schiff war beinahe wieder Routine eingekehrt. Haff hatte versucht, seine Arbeit wieder aufzunehmen, aber nach einer Stunde in der Sonne war er ohnmächtig geworden und beinahe aus der Takelage gefallen. Sein Verhalten Althea gegenüber war jetzt erheblich ehrerbietiger. Der Rest der Mannschaft folgte seinem Beispiel. Haff hatte sich zwar nicht dafür bedankt, dass sie ihm das Leben gerettet hatte, aber das hatte Althea auch nicht erwartet. Es gehörte immerhin zu ihren Pflichten. Sie war schon zufrieden, wenn er akzeptierte, dass es Bereiche gab, in denen sie besser war. Was ihr wohl letztlich den Respekt der Männer eingebracht hatte? Die Drohung, Artu über Bord zu werfen, oder wie sie sich gegen die Seeschlange behauptet hatte? Es tat ihr immer noch alles weh, aber wenn dieser Kampf ihre Position als Zweiter Maat gefestigt hatte, war es die Schmerzen wert.
Brashen sah immer
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