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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kann ich dir nicht bieten.«
    Er lauschte. Die Wellen schlugen sacht an seinen Rumpf. Taue knarrten und Schritte ertönten, als jemand auf der Pier an ihm vorbeiging. Die Geräusche des nächtlichen Bingtown drangen an seine Ohren. Wie viel sich wohl verändert hatte, seit er es das letzte Mal gesehen hatte? Er starrte nach vorn, in eine Zukunft ewiger Dunkelheit. »Amber«, fragte er schließlich. »War es schwierig, Ophelias Hände zu reparieren? Waren sie stark beschädigt?«
    »Die Verbrennungen gingen nicht sonderlich tief, außer an einigen wenigen Stellen. Das Problem war eher, die Proportionen der Finger im Verhältnis zu den Händen zu bewahren. Ich konnte nicht einfach wegschnitzen, was beschädigt war, sondern musste ihre Hände neu gestalten. Ein großer Teil des Holzes, das ich entfernt habe, war überhaupt nicht verbrannt. Ich glaube, der schwierigste Teil der Arbeit war für Ophelia stillzuhalten und für mich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, während ich ständig Sorge hatte, ihr Schmerzen zu bereiten.«
    »Also war es schmerzhaft?«
    »Wer weiß? Sie behauptete jedenfalls das Gegenteil. Wie du auch selbst sagtest: Angeblich erleben Lebensschiffe Schmerz nicht so, wie Menschen das tun. Trotzdem glaube ich, dass ihr unbehaglich zumute gewesen ist. Sie erzählte mir, dass sie so etwas wie ein Verlustgefühl empfand, wenn ich Holz entfernte. Das war einer der Gründe, warum ich es ihr als Schmuck zurückgegeben habe. Außerdem gestand sie mir, dass sich ihre Hände irgendwie >falsch< anfühlten, nachdem ich fertig war.«
    Amber schwieg einen Moment und meinte dann: »Das war schlimm für mich. Ich hatte so gut gearbeitet, wie ich konnte. Als ich sie jedoch besuchte, bevor sie wieder in See stach, meinte sie, sie hätte sich an ihre neuen Hände gewöhnt. Sie würden sich jetzt gut anfühlen. Sie wollte sogar unbedingt, dass ich ihr Haar neu schnitze, aber Kapitän Tenira weigerte sich. Er konnte nicht so lange im Hafen bleiben. Um dir die Wahrheit zu sagen. Ich war sehr froh darüber. Hexenholz ist ein sehr. unangenehmes Holz. Trotz meiner Handschuhe fühlte ich, wie es versuchte, mich in sich hineinzuziehen.«
    Er hörte ihre letzten Worte gar nicht. »Du könntest meinen Bart abschneiden«, rief er plötzlich.
    »Was?« Sie sprang erschrocken auf. »Paragon, was redest du da?«
    »Du könntest meinen Bart abschneiden, ihn umformen und ihn mir dann als Gesicht wieder anpflocken. Dann könnte ich wieder sehen.«
    »Das ist eine vollkommen verrückte Idee«, erwiderte Amber leise.
    »Eine verrückte Idee von einem wahnsinnigen Schiff. Es würde funktionieren, Amber. Sieh nur, wie viel Holz das ist.« Er griff mit beiden Händen in seinen dichten Bart. »Es müsste reichen, um mir neue Augen zu machen. Du könntest es schaffen.«
    »Ich würde es nicht wagen«, antwortete sie tonlos.
    »Warum nicht?«
    »Was würden Althea und Brashen sagen? Ophelias Hände zu reparieren war eine Sache. Aber die vollständige Erneuerung deines Gesichts ist etwas vollkommen anderes.«
    Paragon verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum sollte es eine Rolle spielen, was Althea und Brashen dazu sagen? Gehöre ich denn ihnen? Bin ich ihr Sklave?«
    »Nein. Es ist einfach nur so.«
    Er ignorierte ihre Worte. »Als du mich gekauft hast, hast du mir versichert, dass es nur eine Formalität war, dass du es für die anderen Leute gemacht hast. Du hast gesagt, ich würde nur mir selbst gehören. Dass dies immer schon so gewesen wäre und auch immer so bleiben würde. Also sollte ich eigentlich darüber entscheiden können.«
    »Das ist wahr. Aber es bedeutet nicht, dass ich auch mit deiner Entscheidung übereinstimmen muss.«
    »Warum solltest du dich weigern? Willst du, dass ich blind bleibe?« Er fühlte, wie heißer Ärger in ihm hochstieg, aber er unterdrückte ihn, auch wenn es ihm schwer fiel. Ärger als Druckmittel funktionierte bei Amber nicht. Sie würde einfach weggehen.
    »Natürlich nicht. Und ich will dich auch nicht enttäuschen. Aber ich verstehe Hexenholz nicht, Paragon. Meine Hände sagen mir das eine, mein Herz erzählt mir etwas ganz anderes. Es ist mir sehr schwer gefallen, an Ophelia zu arbeiten. Sie sagte, sie hätte das Gefühl, dass mit ihren Händen etwas nicht stimmte. Aber was ich spürte, war noch viel subtiler. Es war beinahe so etwas wie ein. Sakrileg.«
    Das letzte Wort sprach sie ganz leise aus. Paragon spürte ihre Verwirrung.
    »Du hast es für Ophelia getan, aber für mich würdest du es

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