Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
das nicht, Grag, auch wenn du das vielleicht höchst amüsant findest.«
Grag grinste breit.
Naria ignorierte es und wandte sich wieder an Reyn. »Ich muss Euch um Verzeihung bitten, dass Ihr meinem Sohn Eure Gewänder zur Verfügung stellen müsst. Aber mir scheint, dass wir auf diese Weise die Maskerade am besten aufrechterhalten können.«
Reyn lachte ironisch. »Ich kann Euch versichern, dass ich in meiner Nervosität wegen des Balles vermutlich genug Gewänder mitgebracht habe, um ein halbes Dutzend Männer einzukleiden.«
»Und ich darf sagen, dass ich mich sehr darauf freue, auf dem Ball als eleganter und geheimnisvoller Regenwildmann auftreten zu können«, betonte Grag. Er hob den Schleier an und spähte an ihm vorbei auf seine Mutter.
Sie erwiderte den Blick mürrisch. »Nimm das ernst, Grag. Bleib zu Hause, hier, wo du sicher bist. Reyn muss natürlich den Ball besuchen, genau wie deine Schwestern und ich. Du aber.«
»Es wäre höchst merkwürdig, wenn ich den ganzen Weg aus der Regenwildnis gekommen wäre, um dann nicht an dem Ball teilzunehmen«, entgegnete Grag.
»Vor allem, da wir ihn bereits als meinen Vetter eingeführt haben«, stimmte ihm Reyn zu.
»Könnten wir nicht einfach sagen, dass er krank geworden ist?«, fragte Naria Tenira flehentlich.
»Dann würde man sicher erwarten, dass jemand hier bei mir bleiben würde. Nein, Mutter, ich glaube, man achtet am wenigsten auf mich, wenn ich meine Rolle wie erwartet spiele. Außerdem glaubst du doch nicht wirklich, dass ich der Chance widerstehen könnte, den Satrapen von Angesicht zu Angesicht zu sehen?«
»Grag, ich bitte dich, unternimm heute keine Verrücktheiten. Du kannst gehen, da du ja anscheinend so fest dazu entschlossen bist. Aber ich bitte dich, unternimm nichts, was die Aufmerksamkeit auf dich lenkt.« Sie sah ihn streng an. »Vergiss nicht, wie viel Schwierigkeiten du anderen damit bereiten könntest. Zum Beispiel deinen Schwestern.«
»Ich werde mich wie ein vollendeter Edelmann aus der Regenwildnis benehmen, Mutter. Das verspreche ich dir. Aber wenn wir nicht zu spät kommen wollen, sollten wir uns alle beeilen.«
»Deine Schwestern sind schon längst fertig«, räumte Naria müde ein. »Sie haben nur auf mich gewartet, auch wenn eine alte Frau nicht gerade lange braucht, um sich fertig zu machen. Ich lege nicht mehr so viel Wert auf Schminke und Puder wie sie.«
Grag lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schnaubte verächtlich. »Das bedeutet, dass wir genug Zeit haben, zu essen, zu baden und uns anzuziehen, Reyn. Keine Frau in meiner Familie schafft es, sich schneller anzuziehen, als die Uhr eine Halbe schlägt.«
»Das werden wir sehen«, erwiderte Reyn liebenswürdig. »Ihr werdet feststellen, dass es erheblich länger dauert, euch wie ein Regenwildmann anzukleiden, als Ihr denkt. Ein Regenwildmann benutzt selten einen Lakaien oder Kammerdiener. Das ist nicht unsere Art. Und Ihr müsst ein bisschen üben, wie man ein Glas Wein mit Schleier trinkt. Legt ihn an. Ich zeige es Euch, damit mein >Cousin< mich heute Abend beim Ball nicht beschämt.«
Das Innere der gemieteten Kutsche roch nach Wein. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, die Sitze zu inspizieren, bevor sie Malta erlaubt hatte, darauf Platz zu nehmen. Ihre Großmutter hatte den Kutscher in Augenschein genommen, bevor sie ihm erlaubte loszufahren. Malta hatte ungeduldig auf die beiden gewartet. Die Aufregung über ihre bevorstehende Präsentation hatte nun doch endlich auch bei ihr Funken geschlagen. Trotz der gemieteten Kutsche und des unmodischen Kleides schlug ihr Herz schneller, als die Hufe des Pferdes über das Pflaster klapperten.
Die Halle der Händler war kaum wiederzuerkennen. Man hatte winzige Laternen in kleinen Reihen im Garten und rund um die Halle aufgebaut. Sie wirkten wie Spiegelungen der Sterne am klaren Himmel. Über den Wegen spannten sich Bögen, die mit Blumen und Girlanden geschmückt waren. Töpfe mit duftenden, nachts blühenden Blumen aus der Regenwildnis glommen unheimlich an den Wegen. All das konnte Malta aus dem Fenster der Kutsche betrachten. Es fiel ihr schwer, nicht wie ein neugieriges Kind den Kopf hinauszustrecken. Ihre Mietkutsche reihte sich in eine lange Schlange von Kutschen und Karossen ein. Ein Lakai trat an jedes Gefährt, das vor der Treppe zum Haupteingang hielt, öffnete die Tür und half den Damen beim Aussteigen. Malta drehte sich zu ihrer Mutter um. »Sehe ich gut aus?«
Bevor Keffria etwas erwidern konnte,
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