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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Bingtown handelte, wurden stets als Waren aus der Regenwildnis angepriesen. Viel mehr wurde aber auch nicht darüber gesagt. Serilla war davon überzeugt, dass diese beiden Geheimnisse eng miteinander verwoben waren. Doch trotz ihrer jahrelangen Forschung war sie niemals auf etwas Handfestes gestoßen.
    Und jetzt war sie hier, in Bingtown. Oder wenigstens in den Außenbezirken. Durch die Bäume erhaschte sie einen Blick auf die Lichter der Stadt. Wie sehr sie sich danach sehnte, dorthin zu gehen und sie zu erforschen. Seit sie angekommen war, hatte ihr Gastgeber darauf bestanden, dass sie in seinem Heim blieb und sich ausruhte. Es war eine Taktik, die ihrer Vermutung nach Händler Restate weit mehr nützte als ihr. Solange der Satrap und seine Gefährtinnen des Herzens bei dem Alten Händler wohnten, drängte sich ein ständiger Strom von Besuchern durch seine Türen. Wenn Serilla den Zustand ihres Zimmers bedachte, hatte Händler Restate bestimmt seit Jahren nicht mehr so viel Popularität genossen. Aber sie war dennoch bereit, die Händler anzulächeln, Alte und auch Neue, die sie besuchten. Jede Verbindung, die sie schloss, jede Frau, die sie mit ihren beiläufigen Geschichten vom Leben in Jamaillia- Stadt beeindrucken konnte, waren ein weiterer Halt in ihrer neuen Heimat. Jedenfalls wollte sie Bingtown immer noch dazu machen. Vielleicht hatte sie die Gelegenheit verpasst, die Macht an sich zu reißen, aber sie hegte immer noch die Hoffnung, in Bingtown ein neues Heim zu finden. Als sie sich an das Geländer des kleinen Balkons lehnte, erzitterte das ganze Haus unmerklich. Schon wieder! Sie stieß sich von dem Geländer ab und trat zurück in ihr Zimmer. Die Erde bebte seit ihrer Ankunft beinahe täglich, aber die Einwohner schienen dem keine besondere Beachtung zu schenken. Als es das erste Mal passierte, war Serilla aufgesprungen und hatte vor Überraschung aufgeschrieen. Händler Restate zuckte jedoch nur gelassen mit den Schultern. »Das war nur ein kleiner Stoß, Gefährtin Serilla. Deshalb braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.« Der Satrap war schon zu berauscht von Restates Wein gewesen, als dass er es bemerkt hätte. Wie immer ging der Erdstoß vorbei, ohne dass auch nur etwas heruntergefallen oder Wände eingestürzt wären. Sie seufzte. Diese Ruhelosigkeit der Erde unter ihren Füßen war eine wesentliche Eigenschaft der Verwunschenen Ufer; wollte sie hier leben, sollte sie sich möglichst schnell daran gewöhnen. Sie straffte sich und wandte sich dann den Dingen zu, die erledigt werden mussten. Heute Abend würde ihr Traum in Erfüllung gehen. Sie würde endlich Bingtown sehen. Sie schloss das hohe Fenster und trat an den Kleiderschrank, um ihre Garderobe auszuwählen. Sie nahm als Gast an einer Art Sommerball teil, den die Händler veranstalteten. Ihren Maßstäben zufolge war das sicherlich eine aufregende Angelegenheit. Und er war ausschließlich den Bingtown- Händlern vorbehalten. Außenstehenden wurde die Teilnahme nur dann erlaubt, wenn sie in eine Bingtowner Händlersippe eingeheiratet hatten. Auf dem Ball wurden junge Frauen offiziell der Gesellschaft präsentiert, und Serilla hatte außerdem gehört, dass zwischen den Alten Händlern Bingtowns und den Regenwildhändlern Freundschaftsbezeigungen ausgetauscht wurden. Das wäre jedenfalls ein faszinierendes Ritual zwischen diesen beiden Gruppen und dazu eins, von dem man in Jamaillia-Stadt nie gesprochen hatte. Warum wurden diese Geschenke ausgetauscht? Hatten die einen die anderen vielleicht unterworfen? Fragen, nichts als Fragen.
    Serilla konnte sich nicht entscheiden, welchen Schmuck sie anlegen sollte. Was sie aus den Kisten des Satrapen gestohlen hatte, konnte sie nur schwerlich öffentlich tragen. Kekki oder eine der anderen Gefährtinnen des Herzens würde den Schmuck sicher sofort erkennen und eine Bemerkung darüber machen. Sicher könnte sie dem Satrapen einreden, dass er ihn ihr geschenkt hatte, aber sie wollte nicht, dass dies in aller Öffentlichkeit geschah. Mit einem Seufzer schob sie den Schmuck in sein Versteck in einem ihrer Schuhe zurück. Sie würde wohl ungeschmückt auf den Ball gehen müssen.
    Gestern hatte eine von Davad Restates Besucherinnen sich hervortun wollen, indem sie stolz den Klatsch weitererzählte, dass ein Reyn Khuprus von den Regenwildhändlern tatsächlich bereits eines der jungen Mädchen umwerbe, die heute Abend präsentiert werden würden. Die anderen Alten Händler hatten die Frau streng ermahnt. Aber

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