Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
tun. Sie hätte wissen müssen, dass es ihn nur aufregen würde. In diesem Augenblick sollte keiner von ihnen an etwas anderes denken als daran, dass sie zusammen waren. Das war die Sprache dieses Tanzes. Solange er dauerte, bewegten sie sich perfekt zusammen und verstanden sich blind. Eigentlich sollte sie es genießen.
    »Reyn«, erwiderte sie und lächelte ihn an. Der Streit wurde von ihren wirbelnden Füßen weggewischt und war vergessen. Die Musik endete viel zu früh. Er wirbelte sie elegant durch den Schlusstakt und fing sie dann in seinen Armen auf. Sie hielt unwillkürlich den Atem an. »Wenn wir uns so zusammen bewegen«, flüsterte sie schüchtern, »habe ich fast das Gefühl, als wäre es uns bestimmt, uns immer wie eine Person zu bewegen.«
    Er hielt sie einen Moment länger in seinen Armen fest, als schicklich war. Ihr Herz hämmerte wie wild. Sie konnte seine Augen nicht erkennen, aber sie wusste, dass er sie ansah. Dann antwortete er leise: »Du brauchst nichts weiter zu tun, Liebes, als mir zu vertrauen und mich deine Schritte führen zu lassen.«
    Seine herablassenden Worte ließen die Blase zerplatzen, die er eben noch um sie herum geschaffen hatte. Sie befreite sich aus seiner Umarmung und bedachte ihn mit einem höchst formellen Knicks. »Danke für den kurzweiligen Tanz, mein Herr«, sagte sie kühl. »Ihr werdet mich jetzt entschuldigen.« Während sie sich erhob, nickte sie ihm zum Abschied zu. Dann drehte sie sich um und ging weg, als wüsste sie, wohin sie ihre Schritte lenkte. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er Anstalten machte, ihr zu folgen. Doch im selben Moment eilte ein Regenwildmann an seine Seite und berührte seinen Arm. Was auch immer der Mann von ihm wollte, es schien für Reyn wichtiger zu sein, als ihr zu folgen. Er blieb stehen und drehte sich zu dem anderen Regenwildmann um. Na schön. Sie ging weiter. Sie war viel zu aufgebracht, um stehen bleiben zu können. Warum musste er alles so verderben? Warum musste er sie so herablassend behandeln?
    Sie sah niemanden, den sie kannte. Weder ihre Mutter noch ihre Großmutter, auch keine Gleichaltrige, ja nicht einmal Davad Restate. Dafür erblickte sie den Satrapen, der von zahlreichen Damen der feinen Bingtowner Gesellschaft umringt war. In diese Gruppe konnte sie nur schwerlich hineinplatzen. Die Musiker stimmten derweil ein neues Stück an. Malta ging zu einem Tisch, der mit Weinflaschen und Gläsern schwer beladen war. Es wäre sicher angemessener gewesen, wenn ihr ein junger Mann etwas zu trinken gebracht hätte. Plötzlich kam es ihr unangenehm vor, allein zu sein. Sie glaubte, dass jeder im Raum mitbekam, wie sie einsam umherirrte.
    Malta hatte den Tisch beinahe erreicht, als Cerwin ihr in den Weg trat. Sie musste abrupt stehen bleiben, sonst wäre sie gegen ihn geprallt. »Vielleicht können wir ja jetzt tanzen?«, fragte er freundlich.
    Sie zögerte. Es würde Reyn ärgern oder vielleicht sogar eifersüchtig machen, aber sie wollte solche Spielchen nicht mehr spielen. Die Situation war schon kompliziert genug. Cerwin schien ihre Bedenken zu ahnen, denn er deutete mit einem ernsten Nicken auf die Tanzfläche. »Er scheint nicht so lange gebraucht zu haben, sich für eine neue Partnerin zu entscheiden.«
    Ungläubig drehte Malta sich um, und ihr blieb beinahe das Herz stehen. Reyn bewegte sich elegant durch die langsamen Schritte. In den Armen hielt er eine der Gefährtinnen des Satrapen. Aber nicht einmal die Schöne. Es war die Frau in dem schlichten cremefarbenen Kleid, die er dicht an sich drückte und der er offenbar fasziniert lauschte.
    »Nein«, flüsterte Cerwin. »Seht nicht hin. Hebt Euren Kopf und seht mich an. Lächelt. Und los geht's.«
    Mit einem frostigen Lächeln legte sie ihre Hand in seine. Er nahm sie und führte sie zur Tanzfläche. Sie wirkten wie zwei Hunde, die sich gegenseitig umkreisten. Nach dem Tanz mit Reyn kamen ihr Cerwins Schritte viel zu kurz vor, und sie fühlte sich, als taumelte sie in seinen Armen. Er schien glücklicherweise von seiner Ungeschicklichkeit nichts zu bemerken. Stattdessen lächelte er sie strahlend an. »Endlich halte ich Euch in meinen Armen«, sagte er leise. »Ich fürchtete schon, dass sich meine Träume nie erfüllen würden. Doch hier seid Ihr, präsentiert als eine erwachsene Frau! Und dieser Regenwildnisnarr hat Euch für jemanden stehen lassen, den er nie im Leben besitzen wird! Ach, meine Malta! Euer Haar glänzt so sehr, dass es mich fast blendet! Sein Duft macht

Weitere Kostenlose Bücher