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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Amber. Ihr Ton war so merkwürdig, dass Brashen froh war, als sie davoneilte und ihre Aufgaben erledigte.
    Kennits Mutter blieb auf dem Vordeck, während der Anker gelichtet wurde und Brashen seine Befehle rief. Wie sie den Kopf drehte und anerkennend nickte, als sie beobachtete, wie die Mannschaft ihre Aufgaben erledigte, verriet, dass sie sich auf Schiffen auskannte. Als der Paragon sich langsam bewegte, hob sie den Kopf und strich mit ihren geäderten Händen über die Reling, wobei sie immer wieder auf das Holz klopfte, wie eine Mutter, die ihrem Sohn stolz auf die Schultern klopft.
    Als der Wind den Paragon vorantrieb und er beim Weg hinaus aus der Bucht die Wellen durchpflügte, packte die Frau ihr kleines Paket aus. Brashen trat neben sie. Aus dem gelben Segeltuch kamen drei dicke, abgenutzte Bücher zum Vorschein. Brashen kniff die Augen zusammen.
    »Schiffslogbücher!«, rief er. »›Die Logbücher des Paragon , ein Lebens-und Handelsschiff aus Bingtown von den Verwunschenen Ufern‹«, las er laut die Aufschrift. »Paragon, das sind deine Logbücher!«
    »Ich weiß«, erwiderte das Schiff ernst. »Ich weiß.«
    »Trell. Brashen Trell.«
    Die krächzende Stimme hinter seinem Rücken ließ Brashen verblüfft herumwirbeln. Amber stützte den abgemagerten Gefangenen von der Schlüsselinsel. »Er hat darauf bestanden, mit Euch zu sprechen«, begann die Schiffszimmerin leise.
    Der Gefangene unterbrach sie einfach. Seine blauen Augen waren wässrig, als er Brashen anklagend anstarrte. Sein Kopf wackelte ständig in einem ziellosen Kreis herum. Seine Hände zuckten ebenfalls. »Ich bin Kyle Haven«, stieß er rau hervor.
    »Und ich will nach Hause. Ich will einfach nur nach Hause.«

11. Drachenträume

    Tintaglias Schwingen schlugen heftig. Reyn kniff die Augen zusammen, während der Strand rasend schnell näher kam. Der Wind pfiff ihm entsetzlich um die Ohren. Es würde eine sehr raue Landung werden. Als die Klauen ihrer Hinterbeine aufsetzten und sie über den Sand trampelte, beugte sie sich vor.
    Diesmal hielt sie Reyn fest, und die scharfen Krallen ihrer Vorderbeine fügten noch ein paar blaue Flecken zu denen hinzu, die seit einiger Zeit ständig seine Brust zierten. Er schaffte es, sich auf den Füßen zu halten, als sie ihn losließ, und von ihr wegzustolpern, während sie ihr Gewicht auf den Vorderbeinen abfing. Er lief ein paar Schritte weiter und ließ sich dann in den feuchten Sand sinken. Es war beinahe schon erbärmlich, wie froh er war, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren.
    »Es ist wider ihre Natur, von Drachen zu verlangen, so zu landen«, beschwerte sich Tintaglia.
    »Es ist auch wider die Natur des Menschen, einfach so fallen gelassen zu werden«, erwiderte Reyn erschöpft. Ihm tat alles weh.
    »Was ich dir ja schon zu erklären versuchte, bevor wir diesen ganzen Unsinn anfingen.«
    »Geh jagen«, erwiderte Reyn. Es war sinnlos, mit ihr zu diskutieren, wenn sie hungrig war. Ganz gleich, worüber sie auch stritten, es war stets seine Schuld.
    »Bei dem Licht werde ich wahrscheinlich so gut wie nichts finden«, schnaubte sie. Doch als sie sich vorbereitete, wieder zu starten, fügte sie hinzu: »Ich versuche, dir ein bisschen frisches Fleisch mitzubringen.«
    Das sagte sie immer. Und manchmal dachte sie sogar tatsächlich daran.
    Er versuchte gar nicht erst aufzustehen, bevor er den Wind von ihren Flügeln über sich gespürt hatte. Dann rappelte er sich mühsam hoch und stolperte über den Strand dem Waldrand entgegen. Dabei folgte Reyn dem, was mittlerweile ein anstrengendes Ritual geworden war. Holz. Feuer. Frisches Wasser, wenn welches da war, ansonsten ein Schluck aus seinen Schläuchen. Ein karges Mahl von seinen Vorräten, die mittlerweile kläglich zusammengeschmolzen waren. Dann rollte er sich am Feuer zusammen und versuchte, wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen. Tintaglia hatte Recht, was das Jagen anging. Der kurze Wintertag war schnell verstrichen, und jetzt zeigten sich bereits die Sterne am Himmel. Es wurde klar und kalt. Wenigstens würde es heute Nacht nicht regnen.
    Kurz dachte er darüber nach, wie wohl seine Leute mit der Arbeit vorankamen, die Tintaglia ihnen aufgetragen hatte. Den Regenwildfluss auszubaggern war eine gefährliche Aufgabe, und zwar nicht nur wegen des unvorhersehbaren Flussverlaufs im Winter, sondern auch wegen seines Säuregehalts. Die Tätowierten, die sich ihren Status als Regenwildhändler mit ihrer Arbeit erkauften, würden sehr teuer

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