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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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    Ob Bingtown es geschafft hatte, vereint zu bleiben? Hatten die Chalcedeaner noch weitere Angriffe gegen die Stadt unternommen, seit er weg war? Tintaglia hatte ihre Schiffe gründlich zerstört. Vielleicht genügte ja bereits die Drohung einer Rückkehr des Drachen, um die Chalcedeaner in Schach zu halten. Während ihres Fluges über die Innere Passage hatten sie viele chalcedeanische Schiffe gesehen, sowohl Segelschiffe als auch Rudergaleeren. Ihre große Zahl hatte ihn davon überzeugt, dass sie etwas Wichtigeres im Sinn hatten, als Bingtown zu überrennen. Alle Schiffe segelten mit Kurs nach Süden. Sie reisten, wie chalcedeanische Kriegerclans es gern taten: mit einem großen Segelschiff für die Vorräte und vielen kleinen Rudergaleonen zum Plündern und Kämpfen. Einmal waren Tintaglia und er über die qualmenden Reste einer kleinen Siedlung hinweggeflogen. Vermutlich war es ein Piratendorf gewesen, das die Chalcedeaner auf ihrem Weg nach Süden heimgesucht hatten.
    Tintaglia bedrohte häufig die Galeonen, an denen sie vorüberflogen. Ganz offensichtlich genoss sie die Panik, die sie erzeugte. Der regelmäßige Schlag der Ruderer geriet vollkommen durcheinander, während ihr Schatten über das Deck glitt. Die Männer an den Rudern duckten sich, während die aus der Takelage hastig auf Deck flohen. Einmal sah Reyn, wie ein Mann von einem Mast sprang und im Meer versank.
    Bei jedem Boot, das sie überflogen, packte ihn der Zweifel.
    War vielleicht Malta als Gefangene an Bord? Tintaglia versicherte ihm hochmütig, dass sie aus dieser Nähe bemerkt hätte, wenn Malta an Bord gewesen wäre.
    »Es ist ein Sinn, über den du nicht verfügst, deshalb kann ich ihn dir auch nicht erklären«, meinte sie herablassend. »Stell dir vor, du solltest einem Menschen ohne Geruchssinn erklären, was riechen ist. Was sich wie eine beinahe mystische Fähigkeit anhört, unterscheidet sich in Wirklichkeit durch nichts davon, Apfelblüten im Dunkeln riechen zu können.«
    Die Hoffnung drohte Reyns Herz zu zerreißen, und die Sorge bekam ihn immer fester in ihre Krallen. Mit jedem Tag, der verstrich, waren Malta und er länger voneinander getrennt.
    Schlimmer noch: Malta befand sich einen Tag länger in der Gefangenschaft der Chalcedeaner. Er verfluchte seine Fantasie, die ihm Bilder von Malta in den groben Händen der Seeleute vorgaukelte. Als er sich neben das Feuer legte, hoffte er, dass er heute Nacht nicht träumen würde. Zu oft verwandelten sich seine Träume von Malta in Albträume. Aber nicht an sie zu denken, wenn er eindöste, glich dem Versuch, nicht zu atmen.
    Er erinnerte sich an das letzte Mal, als er sie berührt hatte.
    Entgegen allen Anstands waren sie allein zusammen gewesen, und er hatte sie in seinen Armen gehalten. Sie wollte sein Gesicht sehen, doch er weigerte sich.
    »Du kannst mich sehen, wenn du versprichst, mich zu heiraten«, erklärte er ihr. Manchmal, in seinen Träumen, wenn er sie endlich sicher in den Armen hielt, gestattete er ihr närrischerweise, den Schleier zu heben. Immer zuckte sie daraufhin entsetzt vor ihm zurück und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien.
    So ging das nicht. Mit solchen Gedanken würde er niemals einschlafen.
    Also erinnerte er sich stattdessen an Malta, wie sie am Fenster stand und auf Trehaug blickte, während er ihr dichtes schwarzes Haar bürstete. Es lag wie schwere Seide in seinen Fingern, und sein Duft stieg ihm in die Nase. Sie waren zusammen gewesen, und sie war in Sicherheit. Er schob sich eines ihrer Honigbonbons in den Mund und lächelte, weil es so süß war.
    Er schlief unruhig, als Tintaglia zurückkehrte. Sie weckte ihn auf, wie sie es immer tat, indem sie zu viel Holz auf das Feuer schob. Dann legte sie sich neben ihn, zwischen seinen Körper und die Nacht, was ihr mittlerweile zur Gewohnheit geworden war. Die Rundung ihres Körpers fing die Wärme des Feuers um ihn ein. Als die Scheite, die sie auf das Feuer geschoben hatte, sich entzündeten, sank Reyn tiefer in den Schlaf.
    In seinem Traum bürstete er erneut Maltas Haar, aber diesmal blickte er dabei über den Bug eines Schiffes. Die Nacht war kalt und klar. Sterne leuchteten über ihr und erhellten die Winternacht. Er hörte das leichte Knattern der Segel im Wind.
    Am Horizont löschten die schwarzen Umrisse von Inseln die Sterne aus. Die funkelnden Sterne verschwammen, als sie zu ihnen hochblickte, und Reyn wusste, dass Malta Tränen in den Augen hatte. »Wie konnte ich nur

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