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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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den ersten Blick, dass sie die Person war, die er suchte. Kennit hatte die Augen seiner Mutter geerbt. Sie neigte den Kopf und schaute ihn forschend an. Im Arm trug sie einen Korb, in dem Pilze mit großen, braunen Kappen schimmerten.
    Die Frau gab ein fragendes Brummen von sich, und Saylah deutete mit dem Messer auf Brashen. »Er ist plötzlich mit sechs Männern aufgetaucht, aus Richtung der Bucht. Angeblich hat er eine Nachricht von Kennit für dich. Aber er hat nach dir als Luckys Witwe gefragt, als die Ludluck-Frau.«
    Die ältere Frau sah Brashen ungläubig an, hob den Kopf, machte eine übertriebene Geste der Überraschung und murmelte etwas. Ihre fehlende Zunge würde die ganze Angelegenheit nicht gerade einfacher machen. Er sah Saylah an und überlegte, wie er am besten weitermachen sollte. Paragon hatte ihm geraten, aufrichtig zu sein.
    Brashen traf eine Entscheidung. »Paragon hat mich hergebracht«, sagte er ruhig.
    Er hätte die Reaktion der Frau vorhersehen müssen. Kennits Mutter schwankte und hielt sich am Rand des Tisches fest.
    Saylah schrie auf und trat rasch vor, um die alte Frau zu stützen.
    »Wir brauchen Eure Hilfe. Paragon will, dass Ihr mitkommt, zu Kennit.«
    »Ihr könnt sie nicht von der Insel bringen! Nicht allein!«, rief Saylah ärgerlich.
    »Sie kann mitnehmen, wen sie will«, versprach Brashen leichtsinnig. »Wir wollen ihr nichts Böses antun. Das sage ich Euch doch schon die ganze Zeit. Ich bin hier, um sie zu Kennit zu bringen.«
    Kennits Mutter hob den Kopf und starrte Brashen an. Der Blick ihrer sanften blauen Augen schien ihn zu durchbohren.
    Sie wusste, dass niemand, der den Paragon erwähnte, von Kennit kommen konnte. Und sie wusste auch, dass er sie in Gefahr bringen würde, ob er ihr nun Böses wollte oder nicht.
    Ihre Augen nahmen für einen Moment den uralten Ausdruck einer Märtyrerin an, aber sie sah nicht weg. Schließlich nickte sie.
    »Sie sagt, dass sie mit Euch geht«, informierte Saylah ihn überflüssigerweise.
    Kennits Mutter gab der Frau ein anderes Zeichen, was die Tätowierte anscheinend bestürzte. »Er? Du kannst ihn nicht mitnehmen!«
    Kennits Mutter richtete sich gerade auf und stampfte nachdrücklich mit dem Fuß auf die Erde. Erneut machte sie dieses merkwürdige Zeichen, eine drehende Bewegung mit der Hand. Saylah sah Brashen prüfend an. »Seid Ihr sicher, dass sie mitnehmen kann, wen sie will? War das ein Teil der Nachricht?«
    Brashen nickte und überlegte, auf was er sich da wohl einließ.
    Doch es wäre gefährlich, sich jetzt zu widersprechen. Er erwiderte den Blick der alten Frau. »Paragon hat mir geraten, Euch zu vertrauen.«
    Kennits Mutter schloss einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, schimmerten Tränen darin. Sie schüttelte heftig den Kopf und wandte sich dann an die andere Frau. Sie stammelte auf sie ein und unterstrich ihre Laute mit nachdrücklichen Handbewegungen. Die andere Frau runzelte die Stirn, während sie übersetzte. »Sie muss noch ein paar Dinge zusammenpacken. Ihr sollt zurück zur Bucht gehen. Wir kommen dorthin.«
    Konnte es tatsächlich so einfach sein? Er erwiderte den Blick der blassblauen Augen, und die Frau nickte ihm nachdrücklich zu. Sie wollte es auf ihre Art machen. Also gut.
    »Ich warte dort auf Euch«, sagte er ernst. Er stand auf und verbeugte sich förmlich.
    »Einen Moment noch!«, warnte ihn Saylah, öffnete die Tür und streckte den Kopf hinaus. »Ankle! Leg das weg! Mutter sagt, wir lassen ihn zur Bucht zurückgehen. Wenn du ihn damit schlägst, dann verprügle ich dich mit dem Gürtel! Sofort! Ich meine es ernst!«
    Ein schweres Holzscheit wurde direkt vor der Tür verächtlich zu Boden geworfen.
    Die Tätowierte gab weitere Anordnungen. »Lauf zu Dredge und sag ihm, dass Mutter ihn gehen lässt. Sag ihm, dass alles gut ist. Sofort!«
    Brashen sah dem Mädchen nach. Wenn er aus der Tür getreten wäre, hätte sie ihm mit dem Prügel den Schädel eingeschlagen. Er fühlte, wie es ihn eiskalt überlief.
    »Sie ist nicht mehr ganz richtig im Kopf, seit man sie in dem Schiff angekettet hat, aber sie erholt sich allmählich. Sie kann nichts dafür.« Die Frau sagte die letzten Worte verteidigend, als hätte Brashen ihr Vorwürfe gemacht.
    »Ich gebe ihr keine Schuld daran«, erklärte Brashen und stellte fest, dass er es tatsächlich nicht tat. Brashen sah dem Mädchen hinterher. Sie konnte nicht älter als sechzehn sein.
    Sie humpelte auffällig, als sie zu Dredge lief. Der hörte ihr zu und

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